„Die großen Leute sind sehr sonderbar“, erklingt es sehr nachdrücklich aus den Kehlen der Chorkinder der Singakademie in der Aula der integrierten Gesamtschule (IGS). Mit...
INGELHEIM. „Die großen Leute sind sehr sonderbar“, erklingt es sehr nachdrücklich aus den Kehlen der Chorkinder der Singakademie in der Aula der integrierten Gesamtschule (IGS). Mit diesen Worten endet ein Refrain im Musical „Der kleine Prinz“. „Dabei war jeder mal ein Kind. Doch keiner weiß mehr, dass er’s war“, heißt es vorher in den Strophen aus dem Weltklassiker von Antoine de Saint-Exupéry. Er verarbeitete sein Fazit der fehlenden Lebenserinnerung und andere Erkenntnisse bereits vor 75 Jahren in seiner Geschichte. Im Laufe der Jahre wurde sie dann nicht nur in viele Sprachen übersetzt, mehrfach verfilmt und in jüngster Zeit auch in Musik verpackt. Für die Singakademie war es die erste Einstudierung des „Kleinen Prinzen“, die Bühne erlebte aber vor vielen Jahren schon eine Schüleraufführung.
Glockenspiel sorgt für zauberhafte Atmosphäre
Carsten Lenz und Maresa Biesterfeld wählten für ihre Inszenierung mit den Kinder- und Jugendchören das Musical aus der Feder von Basti Bund aus. Der unterlegte eine Instrumentierung mit Klavier, Geigen, Cello, Oboe, Horn, Querflöte und Glockenspiel. Entsprechend versprach Carsten Lenz, in dessen Händen die Gesamtleitung lag, Musik mit „zauberhaft, sternenhaften Klängen, bei denen das Glockenspiel darüber glitzert“. Er hatte nicht zu viel versprochen. In der Tat entspann sich in den anderthalb Stunden der Aufführung eine sehr dichte, berührende Atmosphäre, in der sich selbst die vielen anwesenden Dreijährigen gemütlich an ihre Mütter kuschelten und andächtig zuhörten. Dabei waren gerade auch die Kleinsten als Sternenkinder zu Beginn und am Ende in die Aufführung integriert. Wie überhaupt die jährliche Musical-Aufführung ein gelungenes Spiegelbild der systematischen Chorarbeit ist, die Carsten Lenz mit seiner Ehefrau Iris seit 1996 systematisch in Ingelheim aufgebaut hat.
Fünf altersmäßig gegliederte Gruppen proben immer donnerstags im Gemeindehaus der Saalkirche nacheinander. Nach den Dreijährigen singen die Fünfjährigen, anschließend die Grundschüler und zum Schluss der „canto vocale“. Vorwiegend aus der Gruppe der Viert- bis Sechstklässler und dem Jugendchor wählte Carsten Lenz die Solisten aus, die nicht nur Soli zu singen hatten, sondern auch richtig viel Text auswendig lernen mussten. Sehr souverän und überzeugend sangen und erzählten Mia Vogelsberger in der Hauptrolle des kleinen Prinzen und Sarah Daum als in der Wüste gestrandeter Pilot ihre Szenen, die in der Welt des großen äußeren Universums mit seinen 500 Millionen Sternen und der eigenen inneren Welt zwischen Kindheit und Erwachsensein angesiedelt sind. Aber auch alle anderen Mädchen und Jungen, egal ob sie als Schlange, Fuchs, König, Säufer, Geschäftsmann, Laternenanzünder, Händler, Geograf, Rose, Vogel, Stern oder Teil des Chores beschäftigt waren, sorgten zusammen mit den vielen Helfern von Bühnenbau, Technik und Maske für ein intensives musikalisches Erlebnis. Was sich Antoine de Saint-Exupéry letztlich wirklich dachte, als er die Geschichte schrieb, wird niemand mehr erfahren, aber seine Denkanstöße und zahlreiche Interpretationen unterstreichen: „Das Wesentliche ist für das Auge unsichtbar und man sieht nur mit dem Herzen gut.“
Wie endete die Aufführung? Ganz klar mit reichlich Beifall, vielen Dankesworten und der Einladung an Kinder, sich der Singakademie anzuschließen. Das Singen in dieser Gemeinschaft ist kostenfrei.