Ingelheimer Autorin Katharina Lankers veröffentlicht rasanten...

Katharina Lankers schreibt am liebsten gemütlich eingekuschelt zu Hause auf dem Sofa. Fotos: Thomas Schmidt; Lankers (Buchcover)  Foto:
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Freitagmittag im Stau auf der A 66, außer Markus sind nur Idioten unterwegs. Man kennt das. Und weil man es kennt, hat die Ingelheimer Autorin Katharina Lankers jetzt genau...

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INGELHEIM. Sie sind genervt, sie haben Stress, und sie stehen alle zusammen im Stau auf der A 66. „Hessens Highway Sixty-Six“ hat die Ingelheimerin Katharina Lankers die Autobahn getauft – und so heißt auch ihr „Straßendrama zum Mitfiebern“. Knapp 100 rasante Seiten über den ganz normalen Autofahrerwahnsinn, Ende Februar erschienen. Die Leser sitzen an einem Freitagnachmittag mit Markus im Auto, es sind wieder mal nur Idioten unterwegs. Außer Markus natürlich. In einem wilden Ritt geht es von Rückbank zu Rückbank, von Auto zu Auto, von Helmut zu Tom zu Julia. Hier werden nicht nur sämtliche Autofahrerklischees bedient, hier wird auch ordentlich geflucht.

Kusshand statt Schimpfwort

Dabei ist das ja eigentlich nicht Lankers Ding. „Ich werfe den Autofahrern Kusshände zu, wenn sie über mich schimpfen“, lacht die Mathematikerin. Im Job jongliert sie mit Zahlen, in der Freizeit mit Buchstaben. Nach ihrem ersten Roman „Der Himmel über München“ ist das Straßendrama jetzt im Selbstverlag erschienen. Ins Programm des Hausverlages passte ein Kurzroman nicht, die Gelegenheit für die Dreifachmama, sich selbst als Verlegerin zu versuchen. Inzwischen kann sie nicht nur E-Books formatieren, sie hat auch das Cover selbst entworfen. In unzähligen Stunden abends und am Wochenende. Das Grafikprogramm dafür hat sich Lankers selbst beigebracht. „Ich bin perfektionistisch, das ist die Mathematikerin in mir.“ Aber: „Es hat auch großen Spaß gemacht. So ist jetzt alles in einer Hand.“ Nur die Lektorin hat sich Lankers von außen ins Boot geholt. Und wie das manchmal so ist: Kaum war der Kurzroman druckreif, kam dann doch ein Verlag um die Ecke. „Da war ich aber schon fast fertig“, erzählt die 55-Jährige. „Wir wollen aber bei einem der nächsten Bücher zusammenarbeiten.“

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Die Idee zu diesem hat Lankers – natürlich – auf der Straße gefunden. Vor Jahren schon. Auf dem Beifahrersitz eines Autos, um genau zu sein, neben einem ausdauernd und inbrünstig fluchenden Fahrer. Autofahrer mit verbissenen Gesichtern hat sie auf den Nachbarspuren gesehen, eine ätzende, aggressive Stimmung auf der Autobahn erlebt. Und schon war die Idee zum Straßendrama da. „Wenn jeder sich kurz die Zeit nehmen würde, um mal darüber nachzudenken, was bei dem anderen vielleicht gerade so los ist, dann könnten wir alle etwas nachsichtiger und gelassener sein.“ Also ist „Highway Sixty-Six“ auch ein bisschen Verkehrserziehung? „Ach nein. Es soll in erster Linie Spaß machen. Und erst danach auch aufwecken.“

Charakterzüge werden auch mal geliehen

In der Tat, man fühlt sich beim Lesen schon öfter mal ertappt, die Charakterzüge der Protagonisten hallen nach. „Ich beschreibe aber niemanden, den es in der realen Welt gibt. Die Figuren finden mich, auf einmal sind sie da.“ Marotten, Mimik, Charakterzüge oder knackige Sätze leiht sich die Autorin allerdings ganz gerne mal bei ihrer Umwelt aus. Kaum entdeckt, landen die dann sofort im Notizbuch, das hat Lankers immer dabei. Für ihre Figuren hat sie Steckbriefe angelegt, Lebensläufe entworfen. Damit auch der zeitliche Ablauf im Buch stimmt, hat Lankers außerdem ausgerechnet, wie viele Kilometer zwischen den beschriebenen Autobahnabschnitten liegen und wie lange man braucht, um sie zu fahren. Da kommt sie wieder durch, die Mathematikerin. Aufgeschrieben hat die Ingelheimerin ihre Geschichte übrigens im November, dem „National Novel Writing Month“, in dem sich überall auf der Welt Autoren an ihre Werke setzen. Das Ziel: In nur 30 Tagen soll ein Roman mit mindestens 50 000 Wörtern entstehen. Hat offensichtlich ganz gut geklappt. Anstrengend? Im Gegenteil. Lankers genießt es, ihre Fantasie spielen zu lassen. „Schreiben ist wie eine Sucht, die mich nicht mehr loslässt.“ Eindeutig zum Vorteil der Leser.

Und bald auch der Hörer? Lankers denkt darüber nach, das Straßendrama auch als Hörbuch rauszubringen. „Hessens Highway Sixty-Six“ passt einfach zu gut ins Autoradio. Entschieden ist noch nichts, erst mal will die Autorin jetzt Taschenbuch und E-Book vermarkten. Die ersten Leserunden und Bloggertreffs sind schon geplant.