Ingelheim: Imkerverein hofft wegen gefährdeter Bienen auf...

Monokulturen, Pestizide und fehlender Lebensraum stellen Bienen und andere Insekten vor immer größere Herausforderungen. Foto: dpa  Foto: dpa
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Es grünt allmählich in und um die Rotweinstadt. In Gärten, auf Feldern und Balkonen kommt die bunte Pflanzenwelt zum Vorschein – und lockt auch Bienen, Hummeln und andere...

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INGELHEIM. Es grünt allmählich in und um die Rotweinstadt. In Gärten, auf Feldern und Balkonen kommt die bunte Pflanzenwelt zum Vorschein – und lockt auch Bienen, Hummeln und andere Insekten aus den Winterverstecken. Die haben es inzwischen jährlich schwerer zu überleben. Deshalb ist Vorsicht geboten.

„Das größte Problem sind Pestizide“, erklärt Franz Wassermann, Vorsitzender des Kreis-Imkervereins Ingelheim-Bingen. Dabei will er den schwarzen Peter keinesfalls der Landwirtschaft zuschieben. „Vor allem Hobby-Gärtner wissen oft nicht, welche Pestizide sie genau einsetzen und welche Konsequenzen das für die Insekten haben kann“, so Wassermann. Er rät dazu besonders den Einsatz von Glyphosat, etwa mit dem Mittel „Roundup“, zu vermeiden und stattdessen auf alternative Mittel zu setzen, um befallene Pflanzen zu schützen. Beispielsweise können von Blattläusen befallene Pflanzen mit Brennnesselsud besprüht werden. Viele weitere Tipps finden sich in Ratgebern oder im Internet. Ein weiteres Problem sieht Wassermann in den zahlreichen Monokultur-Flächen im Ingelheimer Raum. „Wir haben großflächigen Weinbau, Korn- und Rapsfelder. Diese Monokulturen sind schlecht für bestäubende Insekten und für die Umwelt im Generellen.“ Glücklicherweise habe die Stadt Ingelheim bereits eingelenkt und im letzten Jahr einem Vorstoß der Grünen zugestimmt, auch die Fläche Am Ochsenborn künftig als Blumenwiese – quasi als Rückzugsfläche für Bienen und andere Insekten – zu nutzen. Eine Ergänzung zu den bereits existierenden Blumenwiesen im Stadtgebiet.

Eine Entwicklung, die auch Wassermann begrüßt, der auch in der Naturschutzgruppe Ingelheim (NSGI) engagiert ist. „Wir haben an unserem Weihnachtsmarktstand bereits Samen von insektenfreundlichen Pflanzen verkauft“, erklärt er, „die Aktion wurde gut angenommen.“ Auch sei er erfreut, dass ein solches Anliegen von der Stadt mitgetragen wird.

Eine gute Kooperation sieht Wassermann auch bei den lokalen Landwirten. „Natürlich gibt es immer einige Unbelehrbare, aber im Prinzip funktioniert die Kommunikation gut.“ Wichtig sei es, dass Landwirte erst in den Abendstunden ihre Felder besprühen, da Bienen und ähnliche Insekten besonders in den Mittagsstunden durch die Felder flögen. „Wird eine Biene besprüht, verliert sie ihren natürlichen Duft und wird von ihrem Heimatstock nicht mehr akzeptiert“, erklärt der Imker. Die Folgen sind grausam, denn die anderen Bienen töten die besprühten Artgenossen. Für Wassermann ist es extrem ärgerlich, wiederholt tote Bienen vor den Stöcken zu finden. Er fordert: „Die Spritzzeiten müssen eingehalten werden. Schließlich profitieren alle von blühenden Landschaften und einer gesunden Bienenpopulation.“

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Von Tommy Könnel