Unter den insgesamt 25 Teilnehmern eines Kurses des Kreis-Imkervereins Mainz-Bingen sind 12 Frauen. Sie wollen ein Zertifikat erwerben, um mit Bienenvölkern arbeiten zu können.
INGELHEIM. Wie stellt man sich einen Imker vor? Als alten Mann mit Pfeife im Mund? Wenn dem so war, gehört dieses Bild in die Vergangenheit. „Die Imker werden immer jünger, und die Frauenquote steigt“, beobachtet Hubert Quandt, der stellvertretende Vorsitzende vom Kreis-Imkerverein Mainz-Bingen. Vor ihm sitzen gerade zwölf Frauen. Sie machen bei insgesamt 25 angemeldeten Teilnehmern knapp die Hälfte des Kurses aus. Das Interesse am Kurs steigt generell und es gibt bereits eine Warteliste für 2019. Männer wie Frauen haben aber das gleiche Ziel, sie möchten 2019 das Zertifikat zum „Neu-Imker, zur Neu-Imkerin“ erwerben.
An diesem Abend im Haus der Naturschutzgruppe Ingelheim erfahren sie, was in den kommenden Monaten auf sie zukommt. Das beginnt bis einschließlich März überschaubar mit einem Treffen im Monat rund um theoretische Grundlagen. Dann werden die Bienen aktiv. Das bedeutet für die künftigen Imkerinnen und Imker zweimaliges Treffen am Bienenstand mit praktischer Einweisung. Angst vor Bienenstichen? „Das wird kommen“, erklärt zwar Hubert Quandt, aber das schreckt keine der anwesenden Frauen. Erstens relativiert Quandt sofort, dass Honigbienen in der Regel nicht aggressiv seien. Zudem hören sie noch etwas über Erste Hilfe mit Zwiebelsaft, Kühlen und Antihistamin.
Und nicht nur das. Etliche haben bereits eigene Bienenvölker im heimischen Garten stehen. „Ich möchte nichts verkehrt machen, denn es ist der größte Triumph, wenn das Volk im Frühjahr mit dem Schwärmen beginnt“, strahlt Kerstin Krauß aus Bingen. Ihr Mann hat das Imker-Zertifikat schon in der Tasche und sie will sich künftig noch stärker engagieren. Sie und ihr Mann betreuen seit einigen Jahren bereits zwei Bienenvölker im eigenen Garten und drei im Nachbarort. „Auch die Kinder sind begeistert dabei“, erzählt sie weiter.
Das bestätigt Sabine Engel aus Roxheim, die während eines Urlaubs vor vier Jahren in Österreich das erste Mal mit Bienenvölkern in Kontakt kam. Seither ist die Faszination ungebrochen. Sie will möglichst viel über Bienen lernen. Dieses Wissen um die Bienen aufzusaugen, dies eint alle Teilnehmer, auch Vater und Tochter aus Schwabenheim, Ute aus Mommenheim und Dagmar aus Zornheim. Hubert Quandt und Vlad Blesch füttern sie an diesem ersten Kursabend entsprechend richtig an. Sie erzählen von den Anfängen der Imkerei, als die Zunft der Zeidler sich um den Süß- und Gesundheitsstoff Honig vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert kümmerte. Sie berichten vom Unterschied zwischen Wild- und Honigbienen, dem Wert und Nutzen der „Apis millifica“, so der lateinische Name der Biene. Sie berichten von den Inhaltsstoffen des Honigs und der Menge, die ein Volk sammelt. „Rund 300 Kilogramm, davon bleiben zehn Prozent für den Imker, der Rest wird an die Brut verfüttert.“
Die beiden Referenten legen den Finger in die Wunde des Naturschutzes und der dadurch gestiegenen Bedeutung der Pflege der Bienenvölker durch die Imker und sie berichten vom größten Feind der Biene, der „Varroa-Milbe“. „Bis 2000 Eier, Stifte genannt, legt die Königin während der Saison täglich“, hört die Gruppe aber auch, sowie Spannendes über die Strukturen im Bienenvolk und die Aufgaben von Arbeiterinnen und Drohnen. „Die männlichen Bienen, die Drohnen, haben nur eine einzige Aufgabe. Sie begatten die Königin während ihres Flugs“, erklärt Hubertus Quandt. Dabei sind die Drohnen nicht an die Königin in ihrem Volk gebunden. „Das beugt der Inzucht vor“, so Quandt. „Während der Saison fliegt ein Volk die Hälfte der Strecke zwischen Erde und Venus hin und zurück.“ Eine beeindruckende Leistung.