Frisch, schnell und abwechslungsreich: In der Kantine der Kreisverwaltung geht der Speiseplan weit über ein „normales“ Kantinenessen hinaus. Die Mitarbeiter sind sehr zuvorkommend.
INGELHEIM. Dienstag, viertel vor eins, in der Kantine der Kreisverwaltung. Viele freie Tische. Der erste Ansturm scheint vorbei. Nun, vermutlich haben Menschen, die in einer Behörde arbeiten, einen anderen Biorhythmus als Redakteure. Wir haben jedenfalls genau jetzt Hunger, und das „Karlchen“, so der Name der Kantine, die auch für externe Gäste geöffnet ist, soll sehr gut sein. Haben wir jedenfalls gehört. Ein dankbares Recherchethema also.
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Der erste Eindruck: Die aufmerksamen Mitarbeiter sehen sofort, dass sie es mit neuen Gästen zu tun haben. Die nette Dame verlässt umgehend ihren Platz an der Kasse, erklärt, wie alles funktioniert: Das Tagesmenü gibt’s mit Fleisch (8 Euro) oder vegetarisch (7,70 Euro), Suppe und Salat inklusive. Als Tellergericht kostet die Variante mit Fleisch 6,50, ohne 6,20 Euro. Einen großen Salatteller gibt’s für 6,50 Euro, und für den ganz kleinen Hunger ist natürlich auch die Suppe solo für 3 Euro zu haben. Das Tagesdessert kostet 1,90 Euro Aufpreis. Getränke gibt’s im Kühlschrank, die werden natürlich extra berechnet.
Also dann – ran. Auch die Kollegen an der Essensausgabe sind ausgesprochen freundlich, erfüllen jeden Wunsch. Und – da ja die Behördenmitarbeiter offenbar schon alle satt sind, ist das Salatbuffet schon etwas geräubert. Doch auch das ist kein Problem: „Wir füllen nach 12.30 Uhr gerne nach Bedarf wieder auf“, erklärt die Mitarbeiterin. Übrigens nicht nur uns – schließlich wissen die Angestellten nicht, dass wir von der AZ sind, auch nicht, dass wir gerade ihren Mittagstisch testen. Der freundlich-zuvorkommende Service kommt allen zugute.
Beim ersten Besuch gibt’s Blumenkohlcremesuppe und ein leckeres Kartoffel-Hackfleisch-Gratin, beim zweiten Mal die vegetarische Variante mit Gemüsestrudel und Bechamelsauce, während der Kollege mit seinem Chili con Carne als Tellergericht zufrieden ist. Nächste Woche stehen unter anderem Pfeffer-Hacksteak mit Zwiebelsoße und Bratkartoffeln oder Champignon-Omelette, Hähnchengeschnetzeltes „Gyros Art“ oder mit Kräutern und Käse gefüllte Kartoffeltasche auf Reis sowie Brokkoli-Schmand-Rigatoni mit oder ohne Schinken auf dem Speiseplan.
Das „Karlchen“ ist eine Kantine ganz ohne Kantinen-Charme. Der Raum hat keinen Saal-Charakter, sondern mehrere Sitzbereiche, die Einrichtung ist dunkel, aber modern, das Ambiente angenehm. Als Rheinhesse fühlt man sich unter dem großen Wandbild mit Weinbergsblick gleich zuhause. Betrieben wird die Kantine, ebenso wie das Bistro-Café-Restaurant „Karl“ am Frithjof-Nansen-Platz, von der Gesellschaft für psychosoziale Einrichtungen (gpe) Mainz. Im Küchenteam arbeiten Menschen mit verschiedenen Beeinträchtigungen mit Fachkräften zusammen. Jeder kann hier seine Fähigkeiten und Möglichkeiten individuell einbringen. Ein Inklusionsbetrieb, der ankommt. Die Arbeit ist für die Menschen hier mehr als ein Job – und das merkt der Gast.