Geschwister suchen dringend Gastfamilie in Ingelheim

Seit Jahren gehen Elona und Imi, die aus dem Kosovo stammen, aufs Sebastian-Münster-Gymnasium. Doch kurz vor dem Abitur droht ihnen nun das Schul-Aus - und sogar die Abschiebung.

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INGELHEIM. Elona (18) und Imi (16) haben große Sorge, dass ihr Traum vom Abitur in Deutschland zerplatzen könnte. Das Geschwisterpaar aus dem Kosovo, das in Ingelheim aufs Gymnasium geht, sucht dringend neue Gasteltern. Wenn der Unterricht nach den Sommerferien wieder startet, können sie nicht in ihre bisherige Gastfamilie zurück. „Vor eineinhalb Wochen haben wir erfahren, dass es nicht mehr geht“, berichtet Anne Waßmann-Böhm, Pfarrerin der evangelischen Saalkirchengemeinde, die sich um die beiden Jugendlichen kümmert. Nun drängt die Zeit. „Elona und Imi müssen wissen, wo sie bleiben können, wenn sie nach den Ferien wieder nach Ingelheim kommen.“

Gesucht werden Gasteltern, die die Geschwister nach Möglichkeit solange aufnehmen können, bis sie ihr Abitur in der Tasche haben. Elona und Imi sind in der Oberstufe des Sebastian-Münster-Gymnasiums (SMG) und haben gerade die elfte Klasse absolviert. Zwei Jahre wären es noch bis zum angestrebten Abschluss. „Es ist sehr dringend“, sagt Anne Waßmann-Böhm, der das Schicksal der Schützlinge ihrer Gemeinde sehr am Herzen liegt.

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Der Rest der Familie wurde abgeschoben

Nicht zum ersten Mal sorgt die Geschichte von Elona und Imi für Schlagzeilen. Vor drei Jahren waren die Geschwister mit ihren Eltern und ihrem kleinen Bruder in den Kosovo abgeschoben worden – obwohl die beiden älteren Kinder hier zur Schule gingen, und der Vater einen Hausmeisterjob hatte. Dank eines engagierten Unterstützerkreises – unter anderem aus der evangelischen Saalkirchengemeinde – konnten zumindest Elona und Imi wieder nach Ingelheim zurück. Die Eltern und der kleine Bruder mussten im Kosovo bleiben, wo es vor allem für die Kinder keine Perspektive gibt.

Das Bleiberecht für Elona und Imi war und ist daran geknüpft, dass dem Staat keine Kosten entstehen. Mit engagierten Gasteltern, tatkräftigen Kümmerern und mit Spenden konnte die Kirchengemeinde das bislang bewältigen. Sogar als vor eineinhalb Jahren die erste Gastmutter schwer erkrankte, wurde eine Lösung gefunden. Eine neue Gastfamilie nahm die Geschwister auf.

Als Pfarrerin Waßmann-Böhm dies erfuhr, setzte sie alle Hebel in Bewegung, um eine neue Bleibe zu finden. Zunächst wurden jene Familien angefragt, die sich früher schon als Gasteltern beworben hatten. „Leider gibt es im Moment in keiner der Familien die Möglichkeit, Elona und Imi aufzunehmen“, bedauert die Pfarrerin. Zum Teil haben die Familien inzwischen Menschen aus der Ukraine bei sich aufgenommen. Sollte sich in so kurzer Zeit keine neue Gastfamilie für die Geschwister finden, wäre sogar eine andere Variante denkbar, wie Anne Waßmann-Böhm erklärt. „Da Elona inzwischen 18 ist, könnten die beiden auch alleine wohnen, und wir als Saalkirche würden sie darin unterstützen.“

Angespannter Wohnungsmarkt erschwert die Situation

Die Betreuung der Jugendlichen könnte weiterhin durch Kümmerer aus der Gemeinde gewährleistet werden. „In der Kirchengemeinde finden sich genügend Menschen, die die Personensorge für Imi übernehmen könnten und die Geschwister unterstützen würden.“ Auch die Dinge des täglichen Lebens würden weiterhin finanziert. „Nur die Miete bezahlen können wir nicht“, macht die Pfarrerin deutlich. Daher könnte dieses Modell nur funktionieren, wenn die Kinder die Wohnung oder ein separat zugängliches Zimmer mietfrei nutzen könnten. Auf dem ohnehin angespannten Wohnungsmarkt gleicht das einer Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen. Trotzdem hofft man in der Kirchengemeinde, dass die Suche erfolgreich ist.

Elona und Imi sind in Ingelheim sehr gut integriert. Die Geschwister sind in der Schule erfolgreich und haben viele Kontakte. Elona ist naturwissenschaftlich orientiert, ihr Bruder eher geisteswissenschaftlich. Der 16-jährige Imi hat bei seiner Gastfamilie mit dem Klavierspielen begonnen. „Sie wollen unbedingt das Abitur am SMG machen und streben eine Zukunft in Deutschland an“, erklärt Pfarrerin Waßmann-Böhm. „Beide sind sich sehr bewusst, dass sie dafür Leistung bringen müssen.“

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Die Zukunft der beiden Geschwister steht also nun auf Messers Schneide. „Falls sich keine Lösung findet, werden Elona und Imi nach den Sommerferien nicht mehr nach Ingelheim zurückkommen können“, stellt Anne Waßmann-Böhm fest. „Die beiden sind darüber sehr verzweifelt.“