Meinung

Carolus: Krisenexperimente

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Redaktion
Zum Wohl! Karl der Große grüßt Ingelheim.

In unserer Glosse „Carolus“ erzählen wir kleine Begebenheiten aus dem Alltag. Der Inhalt ist nicht immer bierernst zu nehmen.

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Der Alltag kann auf Dauer trist sein. Weder das aktuelle Wetter noch Small-Talk werden hier eine Besserung bringen. Letzterer kann jedoch im Nu interessanter werden, wenn wir auf die 0815-Frage „Wie geht es dir?“ die Nachfrage „Was meinst du – physisch oder psychisch?“ stellen. Diesen sogenannten „Krisenexperimenten“ des Soziologen Harold Garfinkel, widmeten wir uns zu Beginn meines Soziologiestudiums. Wie Garfinkels Studierende in den 60er Jahren, bekamen wir die Aufgabe, alltägliche Selbstverständlichkeiten und Praxisroutinen des eigenen Handelns auf die Probe zu stellen: Wir gingen minutenlang durch dieselbe Drehtür, putzten die Zähne in der Bibliotheks-Toilette oder sprachen andere im engen Aufzug an. Viele waren davon irritiert, ein paar amüsiert, manche verärgert. Unsere Experimente waren ein voller Erfolg! Wenn also auch Sie dem alltäglichen Trott etwas entgegensetzen wollen, probieren Sie es doch einfach einmal aus: Nehmen Sie zum Beispiel beim nächsten Einkauf die Artikel nicht aus den Regalen, sondern aus den Einkaufskörben anderer – Monotonie adé.