Trockenheit: Binger Gartenamt wässert permanent Grünflächen

Höchste Brandgefahr – auch auf der Trockenwiese am Kempter Eck mit Blick auf den Rhein. Foto: Christine Tscherner  Foto: Christine Tscherner

Schwimmbadgänger jubeln, Gartenbesitzer stöhnen, Sprenkler sind trotz Regen am Wochenende im Dauereinsatz. Das Thermometer soll wieder auf 30 Grad steigen. Welche Folgen hat...

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BINGEN. Schwimmbadgänger jubeln, Gartenbesitzer stöhnen, Sprenkler sind trotz Regen am Wochenende im Dauereinsatz. Das Thermometer soll wieder auf 30 Grad steigen. Welche Folgen hat die wochenlange Trockenheit für Wälder, Sportplätze, Beete und das Freibad? Die AZ hörte sich um.

„Ein paar Tropfen Regen bringen gar nichts“, sagt Paul Gerhard Peitz vom Forstrevier Heilig-Kreuz. Erhöhte Wachsamkeit ist im Wald gefordert. Denn der Forstboden ist staubtrocken. „Besonders Nadelstreu ist schnell entflammbar.“ Überhaupt sind es Nadelbäume wie Fichte oder Kiefer, deren Harz „wie Brandbeschleuniger“ wirkt.

Bäume werfen bei Hitzestress ihre Blätter ab

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Einzelne Waldreviere geben keine Brandgefahr durch. „Aber wir bewegen uns auf der fünfstufigen Skala sicher an einigen Stellen im Binger Wald schon auf vier“, sagt Peitz. Im Frühling blühte es im Wald stärker als in Durchschnittsjahren. Buche, Eiche und Ahorn tragen massenhaft Früchte; Nadelbäume sind mit Zapfen voll beladen. Die Folge: Blattabwurf bei Hitzestress, um die kostbare Frucht zu halten.

Peitz erinnert an das Rauchverbot im Wald. Denn achtlos weggeworfene Zigaretten gelten als Hauptursache für Waldbrände. Was viele Autofahrer unterschätzen, sei der Kontakt heißer Katalysatoren mit brottrockenen Gräsern. „Lieber auf Schotter und Asphalt das Auto abstellen“, bittet Peitz die Waldbesucher.

Grillen ist ohnehin nur auf wenigen ausgewiesenen Plätzen am Binger Wald erlaubt. Ein Verbot oder Brandwachen wären bei anhaltender Trockenheit nächste Schritte. Zuletzt im Hitzejahr 2003 und davor 1976 setzten die Binger einen 24-Stunden-Dienst auf dem Salzkopfturm zur Brandwacht ein.

„Wir haben erst Juli, Augusthitze kann erst noch kommen“, baut Peitz vor. Trockenzeiten bedeuten auch Großeinsatz für das Binger Gartenamt. Auf 36 000 bis 38 000 Liter Wasser täglich rechnet Gartenamtsleiter Jürgen Inboden den Durst von Binger Grünflächen hoch. In Blumenkübeln, an Straßeninseln, -rändern und Beeten gießt seine Mannschaft im Dauereinsatz.

„Wir fahren auch 500 bis 600 Jungbäume im Stadtgebiet mindestens einmal pro Woche an“, sagt Inboden. In den ersten fünf Standjahren brauchen sie intensive Wässerung und einmal jährlich Flüssigdünger. „Derzeit fahren wir mit bis zu drei Fahrzeugen.“

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Ab 7 Uhr morgens sind mindestens drei, manchmal auch fünf städtische Mitarbeiter als Gießtrupp im Einsatz. Was ihnen an hohen Blumenampeln bereits seit ein paar Jahren die Arbeit erleichtert, ist eine kleine Motorpumpe für das Gießgestänge. „Alle zwei Wochen wird dem Gießwasser ein Dünger und auch gelegentlich ein Eisenpräparat beigefügt“, sagt der Gartenamtschef.

Für den Hüter der Binger Grün- und Blühflächen ist so ein Dürresommer Routine. Besonders Sportrasenplätze hat er während Trockenphasen im Blick. Die Beregnung muss funktionieren. „Ein Ausfall der Pumpe kann sonst katastrophale Folgen haben“, sagt Inboden. Wie derzeit im Park am Mäuseturm. Wie in der Hindenburganlage und im Hafenpark sind Beregnungsanlagen installiert. Sie sollen Grashalme vor Steppen-Optik bewahren. „Hier macht vor allem das stark manganhaltige Grundwasser den Pumpen häufiger zu schaffen.“

Was bei einem Ausfall des künstlichen Nachtregens passiert, ist im Mäusturm-Park sichtbar: Serengeti-Look. „Die Reparatur der Beregnungsanlage zieht sich in die Länge“, teilt die Stadtverwaltung mit. Auch die Neubeschaffung sei zeitintensiv, weil es sich um eine Sonderanfertigung handele. Daher gilt wie im Wald: Die Brandgefahr ist hoch, keine Zigaretten wegwerfen.

Mancher Privatgarten hat sich dem Wassermangel ebenfalls gebeugt. Gras erholt sich. Wer die Wasserrechnung schonen will, akzeptiert braune Steppe. Im Naturerlebnisbad wässert Dominik Tomaszewki mit Sprenklern abends die Liegewiesen. Der Schwimmmeister wirkt hoch zufrieden. Temperaturen und Sonnenstunden stimmen. „Ein prima Sommer“, fasst er zusammen.

Seine Halbzeit-Bilanz liegt mit rund 25 000 Gästen zehn Prozent über den Vorjahreszahlen bis Mitte Juli. Wer 2018 eine Jahreskarte gekauft hat, kann sich nicht beklagen. Besucher seien rundweg entspannt und im Ferienmodus. „Aber wir hatten auch noch keine Hitzewelle mit 40 Grad.“ Kann ja noch kommen…