Tenor Badness Quintett auf Erfolgswelle

Auch optisch machen die Musiker des Tenor Badness Quintetts einiges her. Die Herren tragen bei Auftritten den gepflegten Anzug, die Dame ein Abendkleid. Foto: Tenor Badness Quintett
© Tenor Badness Quintett

Gruppe mit Wurzeln in Münster-Sarmsheim ist auf Deutschlands Jazzbühnen ein gern gesehener Gast.

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BINGEN. Mittlerweile haben sie in Jazzklubs in halb Deutschland gespielt und mit „Music For The People“ auch ein erstes Album produziert. Das Tenor Badness Quintett ist eine musikalische Erfolgsgeschichte, die die Musiker so wohl selbst nicht erwartet haben. Vor einigen Jahren noch gaben sie zu Protokoll, die Musik in erster Linie als Hobby zu betreiben. Mittlerweile gehören sie zu den jungen Jazzformationen, die man auf dem Schirm haben muss. Auch im renommierten Jazzkeller in Frankfurt, der als Schmelztiegel des Jazz in Deutschland in seiner über 60-jährigen Geschichte die Größen des europäischen und des amerikanischen Jazz zusammenbrachte, wo schon Musiker wie Bill Ramsey und Dizzy Gillespie auf der Bühne standen, war das Tenor Badness Quintett bereits zu Gast.

Und das Tenor Badness Quintett ist unter anderem ein Münster-Sarmsheimer Gewächs. Aus dem Dorf an der Nahe kommt Saxofonist Axel Schmitt, der gemeinsam mit dem in Bad Kreuznach lebenden Johannes Lind im Mittelpunkt des Quintetts steht. Julia Baldauf und Wilfried Sarajski (Piano), Rudolf Stenzinger (Kontrabass) und Bastian Roßmann (Schlagzeug) komplettieren das Ensemble. Schmitt machte auch musikalisch eine Laufbahn durch, die für Münster-Sarmsheim mit seinem aktiven Musikverein geradezu typisch ist: musikalische Früherziehung, Unterricht im Musikverein und Saxofonist in der Rhein Nahe Bigband. Dann das Musikstudium in Mainz, wo Schmitt seine heutigen Mitmusiker kennenlernte.

Seit sieben Jahren stehen sie gemeinsam auf der Bühne

Seit mittlerweile sieben Jahren steht man gemeinsam auf der Bühne, machte sich einen Namen mit Improvisationen im Stil des Bebop und Hardbop, schließt an den New Yorker Jazz der 50er Jahre an und verleiht diversen Standards eine eigene Note. Und nicht nur an der musikalischen Handschrift erkennt man das Tenor Badness Quintett. Auch optisch ist es den Musikern wichtig, sich stets stilvoll zu präsentieren: Immer treten die Musiker im schwarzen Anzug beziehungsweise Abendkleid auf. „Das ist sozusagen unsere optische Hommage an unsere musikalischen Vorbilder wie Sonny Rollins“, so Schmitt.

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Auch musikalisch wird die Verbindung schnell hörbar. Keine radikale Umwälzung, sondern eine behutsame Neuinterpretation der Tradition hat sich das Quintett auf die Fahne geschrieben. „Wir spielen sowohl in Clubs, die sich eigentlich auf Dixie spezialisiert haben, als auch in Clubs mit modernerem Schwerpunkt“, erzählt Schmitt weiter. Einerseits stehe man so gewissermaßen zwischen den Entwicklungen, die der zeitgenössische Jazz genommen habe, andererseits schlage man aber auch Brücken: „Wir machen die Erfahrung, dass unsere Musik zeitlos ist und bei ganz unterschiedlichen Hörern gut ankommt.“ Traditionell, das heißt natürlich nicht handzahm. Immer wieder hebt die Kritik die „Tenor Battles“ des Quintetts hervor, „Dialoge“ der improvisierenden Saxofonisten, die mal recht harmonisch nach dem Call-and-Response-Schema ausfallen, aber auch den Charakter eines Streitgesprächs annehmen können.

Die Jazzszene hat die Nachwuchsmusiker in jedem Fall positiv aufgenommen. In der Formation als Tenor Badness Quintett hat man sich auf zahlreichen Konzerten bewiesen. Als besonders positiv behält Saxofonist Schmitt den Auftritt auf der Buchener Jazz Night in Erinnerung. Und gemeinsam mit anderen Musikern stand Schmitt zudem zuletzt in Wien und Prag auf der Bühne.

Das Tenor Badness Quintett lebt nun größtenteils vom Musikmachen und Unterrichten und ist längst kein Musikschulprojekt mehr. Gelernt wird im Jazz sowieso ein Leben lang, und der Kontakt mit anderen Musikern ist dabei besonders wichtig. Deshalb habe er sich sehr gefreut, so Schmitt, zuletzt einige Zeit in New York verbracht zu haben und dort mit Harry Allen in Kontakt gekommen zu sein, bei dem er Unterricht genommen habe. Und mit Scott Hamilton hat Schmitt gleich noch bei einem weiteren Ausnahmesaxofonisten gelernt, der auch zum neuen Album der Gruppe lobende Worte fand.

Für die Zukunft wolle man weiter akribisch an der eigenen Musik arbeiten, möglichst viele Konzerte und Festivals spielen, und vielleicht auch – ein Traum, der die regionale Verwurzelung des Quintetts zeigt – endlich einmal bei Bingen swingt auf der Bühne stehen.