An Traditionen muss man drehen, wenn positive Dinge erreicht werden können. Seit dem Jahr 2009 unternimmt Rudolf Müller Typisierungen zugunsten der Deutschen...
BINGEN. An Traditionen muss man drehen, wenn positive Dinge erreicht werden können. Seit dem Jahr 2009 unternimmt Rudolf Müller Typisierungen zugunsten der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) am Stefan-George-Gymnasium. „Alle 16 Minuten erkrankt in Deutschland ein Mensch an Leukämie“, wies der Oberstufenleiter eindringlich auf die Bedeutung und die Erfolge in Bingen hin: 13 Menschen leben nur deshalb noch, weil an der Schule solche Aktionen stattfinden, weil bereits 14 Schüler Stammzellen spendeten.
Eine Typisierung funktioniert schnell und schmerzlos. So, wie es das Motto aussagt: „Mund auf. Stäbchen rein. Spender sein!“ Registriert wurden mithilfe eines Wangenabstrichs diesmal allein 181 Schüler, auch Dorothea Schäfer reihte sich in Liste derer ein, die als mögliche Spender infrage kommen. Der Kreis unterstütze solche absolut nicht als selbstverständlich zu bezeichnenden Aktionen, versicherte die Landrätin und betonte den „Vorbildcharakter dieser Schule“. Neu diesmal: Einmal fand die Veranstaltung erstmals in der Mensa statt, zum anderen wurde der große Andrang – insgesamt haben sich in fünf Aktionstagen seit 2009 über 930 Schüler, Lehrer und Eltern typisieren lassen – entzerrt: Den einzelnen MSS-Jahrgängen wurde zuerst in einer Infoveranstaltung das Problem verdeutlicht, dann ging es stufenweise und auf freiwilliger Basis in die Mensa. Dank Sponsoren wie innogy war die komplette Aktion kostenfrei, wurde von Internist und Onkologe Dr. Klaus Majer begleitet und vom Schulsanitätsdienst durchgeführt.
Jede Typisierung kostet 35 Euro. Deshalb sind Spenden willkommen und notwendig. Direktorin Renate Seipel freute sich über die große Unterstützung, die für ein „Wir“ in der Schulgemeinschaft spreche, und plauderte über die Pläne. Demnächst könnte es „Binger Schulen gegen Blutkrebs“ lauten, mit dem SGG, der Higa, der BBS und der TH. Müller war überzeugt, dass alle Gremien mithelfen, ein solches Vorhaben zu realisieren. Entscheidend aber, so Majer, seien die Schüler: „Deren Bereitschaft und die breite Resonanz sind schon fast irrsinnig!“ Einer, der mit seiner Spende dafür gesorgt hat, dass sich ein Leukämie-Patient realistische Hoffnungen auf eine Gesundung machen darf, ist Marcel Zimmermann. Der 21-jährige Gensinger hatte sich vor vier Jahren registrieren lassen. Im September 2015 kam es zur Spende. „Es fühlt sich gut an“, bekannte der BWL-Student, „aber es ist schon komisch, dass es keine Berührungspunkte zur anderen Person gibt.“ Zum Schutz beider Seiten sei nur ein einmaliger Briefkontakt erlaubt gewesen.
Viel wichtiger sei etwas anderes: „Vor der Spende muss niemand Angst haben, die ist nicht schlimmer als Blutabnehmen.“ Eine Kleinigkeit, wenn sich damit ein Menschenleben retten lässt!
Die Typisierungsaktionen werden fortgesetzt. Einmal noch werde er diese an der Schule verantwortlich leiten, blickte Müller, der einst selbst an Leukämie erkrankt war, voraus. Seine Kollegen Daniela Prager und Dominik Peifer haben Bereitschaft bekundet, die Verantwortung zu übernehmen.