Für einen Moment hatte es so ausgesehen, als sei es vorbei mit den regelmäßigen Landesparteitagen der Alternative für Deutschland (AfD) im Binger Rheintal-Kongress-Zentrum....
BINGEN. Für einen Moment hatte es so ausgesehen, als sei es vorbei mit den regelmäßigen Landesparteitagen der Alternative für Deutschland (AfD) im Binger Rheintal-Kongress-Zentrum. Als „rotes Pack“ hatte der Landesvorsitzende Uwe Junge Gegendemonstranten im vergangenen Jahr bezeichnet, was die Stadthalle GmbH als ausreichenden Grund ansah, in Zukunft nicht mehr an die Partei zu vermieten. Vor Gericht scheiterte man mit dieser Begründung allerdings.
„Parteitag in Bingen darf kein Dauerzustand sein“
Über einen Erfolg hätten sich sicher auch die Demonstranten gefreut, die am Samstag ab 11.30 Uhr wieder vom Bahnübergang Starkenburger Hof aus durch die Stadt zogen und ihren Unmut über den neuerlichen Landesparteitag der AfD in Bingen kundtaten. Es dürfe nicht zum Dauerzustand werden, so die Überzeugung der Demonstranten auf der Straße, dass die AfD Bingen zum favorisierten Veranstaltungsort erwählt. Leichter gesagt als getan allerdings. Solange kein eindeutiger Grund vorliegt, muss die Stadthalle GmbH die Räumlichkeiten vermieten, ohne in irgendeine Richtung zu diskriminieren.
Und so bleibt denn nur, regelmäßig auf die Straße zu gehen und zumindest zu zeigen, dass die AfD in Bingen nicht willkommen sei, finden die etwa 80 Demonstranten, die sich einmal mehr zum Protest zusammengefunden haben. Anmelder der Demonstration ist die Binger Linksjugend ‘solid. Wie schon früher zu ähnlichen Anlässen , führt der Demo-Zug auch diesmal wieder zuerst in großer Schleife vom Bahnübergang bis zum Stadtbahnhof und durch die Mainzer Straße wieder zurück in die Fußgängerzone, wobei immer wieder AfD-kritische Parolen gerufen werden, während eine Delegation der Satirepartei „Die Partei“ zwischenzeitlich für Lacher sorgt. Ziel ist es, mit dem Protest auch Binger Bürger zu erreichen, die sich mit dem Thema AfD noch nicht beschäftigt haben.
Auch eine zentrale Kundgebung am CityCenter dient diesem Ziel. Hier spricht neben dem Linksjugend-Sprecher Kevin Korn und weiteren Aktivisten, die Aussagen von AfD-Funktionären aufgreifen und die Partei als eine nicht nur fremdenfeindliche, sondern auch als eine der sozialen Kürzungen kritisieren, auch Ulrike Krenzel von der Caritas Bingen. Sie berichtet aus dem Alltag der Flüchtlingsarbeit, davon, dass Flüchtlinge nicht ewig Flüchtlinge bleiben, sondern an einem Ort ankommen möchten und sie lädt die zahlreichen jungen Zuhörer ein, sich als Sprachpaten zu engagieren. Bereits seit dem Morgen ebenfalls am Citycenter aktiv sind SPD und Grüne, die Statements von AfD-Politikern auf dem Boden ausgebreitet haben und darüber mit Passanten ins Gespräch kommen wollen.
Sehr gut gelaufen sei das, findet Laura Schulz (Grüne), die Menschen wollten definitiv reden. Und auch Rouven Winter (SPD) ist zufrieden: Es gebe zwar gut zehn Prozent AfD-Wähler in und um Bingen, und das merke man manchen Gesprächen auch an. Allerdings stünden offenkundig auch von diesen Gesprächspartnern nicht alle hinter den Provokationen der Spitzenpolitiker, man könne so die Menschen also durchaus erreichen.
Gegen 13 Uhr kommt der Demonstrationszug dann auf dem Vorplatz des Rheintal-Kongress-Zentrums an, wo eine kleinere Gruppe Demonstranten noch bis zum späten Nachmittag ausharrt. Alle Proteste an diesem Tag seien friedlich verlaufen, teilt die Polizei mit.