Caritas und Binger Kreuzbund starten „Aktionswoche Alkohol“

Auch sie wollen im „grünen Bereich“ feiern (v.l.): Hartmut Zielke, Martina Krayer, Tristan Pasch und Wolfgang Weber. Foto: Sören Heim
© Sören Heim

Auf dem Binger Sektfest am 11. Mai sind grüne Bändchen und der Slogan „100 % Genuss – Feiern im grünen Bereich“ zu sehen. Die Initiatoren plädieren für einen...

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BINGEN. Mit drei Veranstaltungen starten die Suchtberatung der Caritas und der Binger Kreuzbund erstmalig in Bingen die „Aktionswoche Alkohol“. Die Veranstaltungsreihe soll für die Gefahren des Alkoholkonsums sensibilisieren und bewusstes Genießen bewerben, statt besinnungsloses Trinken.

Das gilt besonders für die Initiative „100 % Genuss“, die beim Sektfest ihr Debüt feiern soll und auch zu Rhein in Flammen angeboten werden wird. Hier informieren Mitarbeiter der Caritas zum Thema Alkoholkonsum und bieten an einem eigenen Stand alkoholfreie Getränke an. Winzer sind mit im Boot: Jeder Gast des Sektfestes, der das grüne „100 % Genuss-Bändchen“ trägt, kann bei teilnehmenden Winzern ermäßigte alkoholfreie Getränke bekommen.

Winzer schenken auch Alkoholfreies aus

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Es gehe auf keinen Fall darum, das Trinken per se zu verteufeln, sagt Mitinitiatorin Martina Krayer, die Suchtbeauftragte der Caritas. Deshalb habe man auch bisher in Oppenheim und Ingelheim sehr positive Erfahrungen gemacht: „Die Winzer stehen da eigentlich voll hinter uns, denn die investieren ja viel Arbeit in die Kreation leckerer Weine. Und die möchten auch nicht, dass die einfach abgekippt werden.“ Hintergrundinformationen und bewusstes Genießen stehen also im Mittelpunkt der Kampagne. Man freue sich, von Menschen angesprochen zu werden, die dann am Stand etwa ein kleines Quiz zum Thema Alkohol lösen können oder auch einen Atemalkoholtest machen. Außerdem werde ein Mitarbeiter im grünen Ganzkörperanzug das Sektfest besuchen, der als Blickfang dann hoffentlich oft angesprochen werde. Das Sektfest sei ein Testballon, sagt Krayer, in Zukunft hoffe man dann, zum Beispiel auch auf dem Winzerfest präsent zu sein.

Probleme mit Alkohol entwickelten sich schleichend, wird Krayer dann grundsätzlich. Im Schnitt trinke jeder Deutscher pro Woche 2,5 Liter an alkoholischen Getränken. Psychische Auffälligkeiten aufgrund von Alkohol seien die zweithäufigste Diagnose in deutschen Krankenhäusern. Und natürlich laufe man in einer Weinstadt wie Bingen, wo der Alkohol zum Leben sozusagen dazugehört, auch leicht mal Gefahr, ins problematische Trinken abzugleiten. Das sei ein Teufelskreis, erklärt Hartmut Zielke vom Kreuzbund, der selbst viele Jahre lang seine Alkoholkrankheit erfolgreich hat verheimlichen können, und der mittlerweile schon wieder 28 Jahre abstinent lebt: „Erst fordern wir die Menschen zum Trinken auf, aber wenn es ernst wird, wenden sich viele von Alkoholkranken ab. Das gilt dann als deren persönliches Problem. Es ist aber eine Krankheit.“

Unter anderem dafür möchte Zielke mit der Fachtagung „Alkoholmissbrauch am Arbeitsplatz“ am 23. Mai im Caritaszentrum St. Elisabeth sensibilisieren. Zwar hätten fast alle größeren Betriebe eine Betriebsvereinbarung zum Thema geschlossen, aber im Ernstfall wüssten viele Arbeitgeber zum Beispiel gar nicht, wie sie das Alkoholproblem eines Mitarbeiters ansprechen können. Wichtig sei: Kündigung könne nur das letzte Mittel sein, da das den Abhängigen tiefer in die Abhängigkeit treiben könne. Hilfe müsse an erster Stelle stehen.

Um Alkohol im Straßenverkehr geht es in drei Vorträgen am 22. Mai, wiederum im Caritaszentrum. Polizeikommissare, ein Mitarbeiter der Führerscheinstelle und ein Psychologe informieren rund um das Thema und beantworten Fragen aus dem Publikum. Auch hier, findet Organisator Wolfgang Weber, sei es vielen Verkehrsteilnehmern nicht bewusst, ab welch geringen Mengen Alkohol Beeinträchtigungen am Steuer begännen. Und auch beim Fahren unter Alkoholeinfluss gefährde man ja nicht nur im schlimmsten Fall sich selbst und anderer Leben. Auch mit einem Führerscheinverlust würden die Probleme ja eher größer: „Das ist ein sozialer Abstieg, vielleicht der Weg in die Arbeitslosigkeit“, warnt Weber.

Allen drei Angeboten sei gemein, so die Veranstalter, dass sie niederschwellig aufgebaut sind und kostenlos besucht werden können. Zu beiden Tagungen ist keine Anmeldung erforderlich, Caritas und Kreuzbund freuen sich auf zahlreiche Teilnehmer.