Im Haushalt waren drei Millionen Euro etatisiert. Fürs erste. Nun kann die Schimmelsanierung an der BBS Bingen bis zu 15 Millionen Euro kosten. Das sorgt für Diskussionen.
BINGEN. Es war gut, dass die Mitglieder des Kreissausschusses bereits alle saßen, denn diese Nachricht war für viele zum rückwärts Umfallen. Rund 15 Millionen Euro soll die Sanierung der Berufsbildenden Schule (BBS) an der Penrichstraße kosten. Aus Sicht der Kreisverwaltung war allerdings gar kein Grund zum Umfallen gegeben, denn dieser Betrag „ist im Grunde nichts Neues“, so Pressesprecher Bardo Faust gegenüber der AZ. Die ursprünglich einmal für den Doppelhaushalt angesetzten 3 Millionen Euro seien ein „Arbeitswert“ gewesen, um überhaupt für den Anschub finanziell handlungsfähig sein zu können. Dass es mit diesem Betrag nicht getan ist, sei klar gewesen.
Bei den 15 Millionen wiederum handele es sich um den Betrag, der nun definitiv zur Erstellung der europaweiten Planungsausschreibung ermittelt worden sei. Am Ende, so Faust, werde es wohl eher weniger sein. 15 Millionen Euro sei der „Worst Case“. Das aber stehe eben erst fest, wenn der beauftragte Planer dann die exakten Maßnahmen samt fälliger Beträge gelistet habe.
Vergabeverfahren beansprucht Zeit
Darauf werden die Kreistagsfraktionen nun aber noch eine Weile warten müssen, weil das Verfahren erfahrungsgemäß seine Zeit beanspruche. Ob es dann mit dem ursprünglich einmal erhofften Baustart 2019 etwas werden wird, bleibt offen. „Die Fachabteilung arbeitet heftig daran, dass die europaweite Ausschreibung für einen Planer demnächst starten kann. Wir rechnen damit, Anfang des Jahres einen Planer zu haben. Und wir rechnen auch damit, dass es im Laufe des nächsten Jahres mit den Sanierungsarbeiten losgehen kann. Wie genau das aussehen wird, kann aber eben erst der Planer sagen. Von seinen Untersuchungen und Berechnungen hängt auch ab, wie viel es am Ende in der Tat kosten wird.“
Die Sanierungslawine wurde losgetreten, als in der Schule in einigen Räumen Schimmelbefall festgestellt worden war (wir berichteten). Zwar bescheinigte ein Gutachten nach dem Einsatz entsprechender Speziallüfter keine Gesundheitsrisiken, sodass der Schulbetrieb regulär fortgeführt werden konnte. Mittelfristig allerdings erwies sich die Bekämpfung der eigentlichen Ursachen der Schimmelbildung als unumgänglich, auch um dauerhaft die Bausubstanz der Schule zu schützen. Die weiteren Untersuchungen haben nun eben eine ganze Liste von Schad- und Schwachstellen ergeben, die angepackt werden müssen, samt der anfallenden Kosten. Faust bestätigt, dass der derzeit gesetzte Gesamtbetrag von 15 Millionen Euro sich ausschließlich durch die Schimmelsanierung aufsummiere, nicht also noch die Beseitigung weiterer Baumängel sozusagen untergeschoben worden sind.
Wer dann in den Raum ruft, doch lieber gleich neu zu bauen, wird von der Kreisverwaltung eines Besseren belehrt, die einen Ersatzneubau für die BBS auf 31 Millionen Euro taxiert, also mehr als doppelt so viel wie der Sanierungsbetrag. Auch tritt Faust Spekulationen entgegen, der Kreis könnte den Standort Bingen zur Disposition stellen, um beispielsweise Fusionspläne mit Ingelheim zu schmieden. Die Bauabteilung sei an der Sanierung dran, so Faust. Von irgendwelchen politischen Spekulationen wisse er nichts. „Wir gehen davon aus, dass diese Sanierung auch umgesetzt wird“, unterstreicht der Pressesprecher.
Wie die Sanierung logistisch über die Bühne gehen wird, ob also im laufenden Betrieb saniert werden kann oder Teile der BBS ausgelagert werden müssen, steht noch nicht fest. „Der Planer legt auch fest, in welchen Abschnitten saniert wird, wie lange die Sanierung dauert und von seiner Planung hängt auch die Frage ab, wie es mit eventuellen Auslagerungen und Verlegungen aussieht. Von einer kompletten Auslagerung wird jedoch nicht ausgegangen“, so Faust. Oberbürgermeister Thomas Feser hatte bereits ein Gelände im Gewerbegebiet Ockenheimer Graben angeboten, um gegebenenfalls Container aufstellen zu können.
Von Erich Michael Lang