Binger OB-Wahlkrimi und die Tatorte in den Stadtteilen

In den Stadtteilen lag Michael Hüttner (SPD) knapp vorn, die Entscheidung zugunsten von Thomas Feser (CDU) brachte aber die Briefwahl. Feser ist nun für weitere 8 Jahre im Amt

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BINGEN. Das war knapp. Zeitweise konnte beim Auszählen keiner sagen, wer das Rennen um den OB-Sessel macht. Mal war Thomas Feser (CDU) der Favorit, mal war es Michael Hüttner (SPD). Ein echtes Kopf-an-Kopf-Rennen, das sich auch schließlich im Ergebnis ausdrückte. 264 Stimmen trennen den Sieger Thomas Feser vom Verlierer Michael Hüttner. Die Tatorte dieses Wahlkrimis waren die Stadtteile, weshalb sich ein genauerer Blick auf die Einzelergebnisse lohnt.

Die Schwankungen dort machten es spannend und die Tatsache, dass Michael Hüttner in den Wahlbezirken insgesamt die Mehrheit holte. Hier schlug er Thomas Feser mit 51,08 Prozent der Stimmen. Feser wiederum erwies sich aufs neue als Herr der Briefwahlbezirke und konnte hier 55,94 Prozent der Stimmen einfahren. Das sollte ihm zum Sieg verhelfen. Das Rennen blieb auch deshalb bis zum Schluss nervenaufreibend, weil der dritte Briefwahlbezirk erst ziemlich zum Schluss aller Bezirke ausgezählt war und sich dann das Ergebnis erst zugunsten Fesers drehte.

Im Bezirk Bingen Stadt dürfte das Rhein-Nahe-Eck-Thema mit der gescheiterten verkehrlichen Anbindung nachgewirkt haben. Hier holte Hüttner 52,3 Prozent der Stimmen. Auch in Büdesheim hatte der SPD-Kandidat mit 52,61 Prozent einen starken Auftritt; stark vor allem deshalb, weil es sich ja ebenfalls um einen großen Stadtteil handelt. 1684 Menschen waren hier wählen gegangen. Diese Zahlenverhältnisse müssen im Hinterkopf gespeichert werden, denn der direkte Vergleich der Prozente in den Stadtteilen kann sonst täuschen. Thomas Feser konnte in Dietersheim zwar 60,41 Prozent der Wähler von sich überzeugen, dafür gingen in dem kleinen Stadtteil aber auch insgesamt nur 485 Menschen zur Wahl.

Ähnlich verhält sich das mit den 67,13 Prozent, die Michael Hüttner in seinem Wohnort Sponsheim verbuchen konnte. Dennoch sorgte am Wahlabend eine solche Teilerfolgsmeldung für Raunen unter den Zuschauern, die im Sitzungssaal der Burg Klopp das rund einstündige Auszählspektakel verfolgten.

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Eine Hausmacht hat Thomas Feser in Dromersheim mit 52,25 Prozent und erst recht in Kempten mit 57,79 Prozent. Ebenfalls stark das Ergebnis für den alten und neuen Oberbürgermeister in Gaulsheim: 54,79 Prozent. Dafür leuchtet die rote Laterne getreulich weiterhin in Bingerbrück. Hier konnte Michael Hüttner 54,74 Prozent der Stimmen einstreichen.

Dann aber die drei Briefwahlbezirke, die alle in der Grundschule an der Burg Klopp aufschlagen und ausgezählt werden. Auch hier ist es wichtig, auf die absoluten Zahlen zu schauen und nicht auf die Prozente, denn dann relativiert sich mancher Sieg in den Stadtteilen. 3334 Bingerinnen und Binger gaben ihre Stimme per Briefwahl ab. Das sind mehr als in Bingen Stadt und Büdesheim zusammen. Und Thomas Feser hat alle drei Briefwahlbezirke mit deutlichem Vorsprung gewonnen. Das war die Entscheidung. Traditionell wählen eher ältere und konservativ eingestellte Menschen per Briefwahl. Insofern zieht es sich wie ein roter Faden durch alle Wahlen der letzten Jahre, dass sich in erster Linie die CDU (beziehungsweise ihre Kandidaten) von diesem Lager Unterstützung erwarten darf. Und so war es dann ja auch.

Von Erich Michael Lang