Binger Jung-Winzerin kreiert Wein namens „Auszeit“

Vanessa Gundlach übernimmt neben dem Studium im Familienweingut immer mehr Aufgaben. Foto: Sören Heim
© Sören Heim

Vanessa Gundlach vom Büdesheimer Weingut Hildegardishof geht neue Wege beim Marketing. Für ihren Rivaner hat sie ein Etikett gestaltet, das sie an einem australischen Strand zeigt.

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BINGEN-BÜDESHEIM. Bingen kennt Vanessa Gundlach seit dem vergangenen Jahr als „Prinzess Schwätzerchen“. Doch die Weinkönigin ist dem Weinbau bereits seit frühester Kindheit verbunden, half auf dem Gut der Familie, dem Büdesheimer Hildegardishof, mit, wann immer sie Zeit hatte. Mittlerweile studiert Gundlach im dritten Semester Internationale Weinwirtschaft in Geisenheim und übernimmt als angehende Winzerin bereits jetzt im Gut immer mehr Aufgaben. Ob im Keller, im Weinberg, im Ausschank oder auch im Marketing: Vanessa Gundlach ist aus dem traditionsreichen Weingut nicht mehr wegzudenken.

Für sie sei es tatsächlich so, dass sie relativ früh vom Weinbau überzeugt gewesen sei, erzählt das Prinzess Schwätzerchen. „Mit 15 habe ich angefangen, in den Ferien so richtig mitzuarbeiten, und eigentlich war ich da schon begeistert von der Arbeit. Aber ich wollte auch nicht den Fehler machen, mich zu früh auf etwas festzulegen, und habe mich dann noch weiter umgesehen. Unter anderem in Erziehungswissenschaften hereingeschnuppert, auch in Sportwissenschaft und ein Praktikum als Hotelfachfrau gemacht. Aber am Ende hat das alles es für mich nur noch klarer gemacht: Die Arbeit im Weingut, das ist es!“ Allerdings: Eben mit dem Schwerpunkt auf Marketing und Management, denn eine große Aufgabe gerade der traditionsreichen Güter sei es, sagt Gundlach, die Zukunft nicht zu verschlafen: „Wein ist in, gerade junge Menschen sind sozusagen im Weinfieber, und da muss man mit der Zeit gehen, neue Angebote und Events schaffen, sich auch in der Präsentation an neue Geschmäcker anpassen“.

Gundlachs erstes Großprojekt ist seit mittlerweile fast drei Jahren die „Auszeit“, ein Rivaner, den sie von den ersten Momenten im Weinberg durch den Keller bis zum fertigen Wein begleitet. Auch das Etikett, das Gundlach selbst am australischen Strand zeigt, ist ein eigenes Design. Der Name verrät es schon: Dieser Wein geht auf eine besondere Reise zurück, die Gundlach vor dem Studium gemeinsam mit einer Freundin unternommen hat. Zwei Monate mit dem Rucksack quer durch Australien. Ein besonderes Erlebnis, das einen Welt, Zeit und Menschen ganz anders wahrnehmen lässt. Eine solche Auszeit, erklärt Gundlach, soll der Wein im Kleinen bieten: „Denn es geht ja nicht um besinnungsloses Trinken, sondern um Lebensqualität, gute Zeit mit Freunden, darum, die Seele baumeln zu lassen.“ Übrigens, erzählt Gundlach, müsse man den australischen Weinmarkt vielleicht auch einmal genauer in den Blick nehmen. Denn dort sei guter Wein so teuer, dass er für ein Backpacker-Budget eigentlich unerschwinglich sei. Für Backpacker gebe es „Goon“, eine eigentlich untrinkbare Plörre aus der Tüte, die sie dann doch habe den heimischen Wein vermissen lassen.

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Längst ist die Auszeit nicht mehr der einzige Fußabdruck, den Gundlach im Hildegardishof hinterlässt. Für den Herbst strebt sie eine Secco-Kollektion an, und gemeinsam mit der Mutter sucht sie immer wieder nach pfiffigen Ideen, um die Weine des Hauses zu präsentieren. Da ist etwa die „Wir-Kollektion“, die alle Mitglieder der Winzerfamilie vorstellt, und die „Haus-Kollektion“, die neben dem klassischen Hildegardishof-Logo Schlagworte in den Raum wirft, die dazu animieren sollen, das Leben bewusster zu genießen. Der menschliche Umgang heutzutage, sagt Gundlach, sei oft sehr oberflächlich. Dagegen wolle sie ein Zeichen setzen. Und den Bogen zur „Auszeit“ schlagen.

Auch wenn es darum geht, frische Weinevents zu gestalten, ist Gundlach ganz vorne mit dabei. So ist sie etwa besonders stolz auf das Palmenglühen, mit dem der Hildegardishof im vergangenen Jahr eine sommerlich-mediterrane Weinparty auf die Beine stellte. Im Moment freut sich Gundlach ganz besonders auf „HalloWein – Der Berg Groovt“, ein Weinevent zu Halloween auf dem Rochusberg, bei dem alle Büdesheimer Winzer an einem Strang ziehen. Auch das sei für die Zukunft wichtig: Dass nicht jeder Winzer sein eigenes Süppchen kocht, sondern dass die Region gemeinsam vorangebracht wird. Denn davon profitieren alle. Und das funktioniere in Büdesheim bereits richtig gut, findet Gundlach.