75 000 Kilometer mit dem Wohnmobil

Ganz neue Perspektiven ergaben sich auf der Route nach Peking (oben). Überraschende Sturmflut am Kaspischen Meer (unten). Fotos: Abert

Konstantin Abert ist zurück in Dromersheim. Mit 20 Wohnmobilen war er in den letzten Monaten unter anderem unterwegs auf dem Landweg nach Peking. Da gibt es viel zu erzählen.

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DROMERSHEIM. Er ist wieder da. Er und seine ganze Familie, denn die war bei ihm auf seiner Tour durch die Welt. Konstantin „Kostya“ Abert hat wieder einmal mit 20 gleichgesinnten Caravanbegeisterten ordentlich Kilometer geschrubbt. 25 000 Kilometer auf dem Landweg nach Peking, und fast schon unglaubliche 50 000 Kilometer in Nordasien mit Indonesien und Australien. Wie immer ist die letzte Etappe des Abenteuers eine Foto- und Filmshow in der Dromersheimer Eisweinhalle, die diesmal die Tour nach China nachzeichnet. Und wie immer kommt der gesamte Erlös der Kita und der Schule in Dromersheim zugute.

Ganz neue Perspektiven ergaben sich auf der Route nach Peking (oben). Überraschende Sturmflut am Kaspischen Meer (unten). Fotos: Abert
Konstantin Abert  berichtet von der Tour „Auf dem Landweg nach Peking“. Archivfoto: ts

Begeisterung lässt nicht nach

Nach so vielen Touren, nach so vielen Kilometern, wird Kostya Abert nicht langsam müde? „Die Begeisterung hat nicht nachgelassen. Es ist schön, die Geschichten von vor Ort zu erzählen und diese Kultur anderen näherzubringen“, sagt er in bester Laune, aber doch auch mit dem vertrauten Unterton der Heimatverbundenheit. Abert ist kein Weltenbummler im eigentlichen Sinn. Er geht in die Welt hinaus, um immer wieder zurückzukehren. Wenn er Frau und Kinder auf der Tour dabei hat, ist das Heimweh nicht so schlimm. Aber jetzt kommen die Kinder in Dromersheim in die Schule, der „Ernst des Lebens beginnt“, schmunzelt Abert. Da wird es in Zukunft nicht mehr so einfach sein, Touren gemeinsam zu gestalten, die Monate dauern. „Diesmal war es die letzte große Chance, mit den Kindern gemeinsam etwas zu unternehmen.“ Die philosophische Ader in ihm überbrückt die Traurigkeit: „Wir werden von dem zehren, was wir hatten.“

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Überhaupt ist das Reisen eine stete, philosophische Selbsterfahrung. Mit der Rückkehr kehren auch viele Erkenntnisse zuhause ein, zum Beispiel solche: „Wer sich zuhause wohlfühlt, kann sich auch in der Welt wohlfühlen.“ Kostya Abert fühlt sich zuhause in Dromersheim sehr wohl. Gerade jetzt, wenn wieder der Herbst die Blätter mit vielen bunten Farben übermalt. Mit der Rückkehr schließt sich einmal aufs neue der Kreis, und es wird Frieden.

Abert räumt ein, dass er unterwegs auf Tour doch auch stark unter Anspannung steht. Die Verantwortung für die Leute, Überraschungen, die es immer wieder gibt. Das ist nicht einfach so, wie mal locker-fröhlich mit dem Wohnmobil durch die Schweiz gegondelt. In Vietnam beispielsweise hatten sie einen schweren Unfall mit dem Teamfahrzeug. Glücklicherweise wurde niemand verletzt. Aber der Wagen war hinüber. Eine andere Geschichte, über die Abert heute schon wieder lachen kann, die damals aber ziemlich mulmig war: Auf einem Platz am Kaspischen Meer machte die Truppe Station. „Alles war gut und friedlich. Ich ging zu Bett. Morgens um 5 Uhr klopft es an den Wagen und ich werde raus gerufen.“ Der ganze Tross stand einen halben Meter im Wasser. Über Nacht hatte ein Sturm auf dem Meer das Wasser hereingepeitscht, da wo es eigentlich immer brottrocken ist. Auch das war mit einer Erfahrung, mit einer Lehre sogar verbunden: Manchmal ist es doch gut, auf die Eltern zu hören. Kostya Aberts Vater nämlich als erfahrener Seemann war dabei. Er sah kleine, ausgetrocknete Rillen von Wasser auf dem Boden und verkündete, hier stelle er sich mit seinem Wagen nicht hin. Er war der Einzige, der weiter oben nächtigte und der Einzige, der trocken blieb. Die größeren Wagen mit mehr Unterbodenfreiheit mussten die kleineren vorsichtig herausziehen.

Nach der Reise ist vor der Reise. Im März geht es für Konstantin Abert nach Saudi Arabien. Und irgendwann wird er sich dann wieder in Dromersheim zurückmelden. Das ist der Wunsch, der ihn aus der Heimat stets begleitet.

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Von Erich Michael Lang