Kontaktbörse Industrietag: Angehende Ingenieure sind umworben wie nie. Der bundesweite Nachwuchsmangel ist auch in Bingen ablesbar. Den angehenden Wirtschaftsingenieuren,...
BINGEN. Kontaktbörse Industrietag: Angehende Ingenieure sind umworben wie nie. Der bundesweite Nachwuchsmangel ist auch in Bingen ablesbar. Den angehenden Wirtschaftsingenieuren, Informatikern und Maschinenbau-Absolventen kann’s recht sein.
Roman, Hasan und Furhan werden voraussichtlich keine Probleme bei der Jobsuche haben, wenn sie ihren Abschluss schaffen. Sie zählen zu den umworbenen Menschen des Industrietages. Die Job-Wall füllt sich schnell, die Qual der Wahl. Eins darauf macht klar: Weniger kaufmännisches Personal ist gesucht, sondern echte Technik-Fans, Nachwuchs für den technischen Vertrieb und Problemlöser mit Biss.
„300 Studierende haben sich für den Industrietag angemeldet, das ist mehr als im Vorjahr“, sagt Simon Homann. Der Student im vierten Semester gehört dem 13-köpfigen Organisationsteam der TH an. Zielgruppe sind die klassischen Ingenieure ihrer Hochschule.
„Boehringer um die Ecke ist auch ein Fluch“, heißt es hinter vorgehaltener Hand an den Ständen. Der Pharmariese schöpfe die Sahne auf dem Nachwuchsmarkt ab. Der Rest der Unternehmen muss buhlen.
Über 60 Firmen teilen sich die Fläche in Zelt, Foyer und Hörsälen – so viele wie nie. Studierende nutzen die Chance zum Industrie-Kontakt rege, fragen gezielt nach Offerten für Abschluss-Arbeiten und Praxisphasen. Weil Studierende auswählen können, sind auch Nachfragen zu Einstiegsgehalt, Aufstiegsmöglichkeiten und Varianten abseits der Vollzeitstelle kein Tabu.
Besonders für den Kontakt für die Abschluss-Arbeit ist die Messe das Eintrittstor. Neu am Industrietag sind Schüler. 150 haben sich für die Premiere angemeldet. „Wir wollen so auch für die klassischen Ausbildungsplätze in den Firmen eine Plattform schaffen“, sagt Simon Homann. Erst einmal einen Beruf lernen, noch dazu einen technischen, diesen Weg beschreiten nämlich immer weniger Abiturienten.
„Gute Mechatroniker sind wirklich Mangelware“, wird Heike Halfer von Oerlikon Balzers konkret. Azubis mit Begeisterung für technische Berufe sind beim Hightech-Spezialisten mit Deutschlandzentrale in Bingen gesucht. „Vielleicht fehlt die Vorstellung, welche Aufstiegsmöglichkeiten sich nach der Ausbildung bieten“, so Halfer.
Das Oerlikon-Team gehört wie Continental, Borg Warner oder Hay beileibe nicht zu den kleinen und unbekannten Kontakten der Messe. Jeder ringt jedoch um potenziellen Nachwuchs.
Gute Idee: Mit Hauptrednerin Uli Fricke, Vorstandsmitglied des Bundesverbands Crowdfunding, ging der Industrietag auch das Themenfeld Selbstständigkeit und Unternehmensgründung an. Vorträge und lockerer Plausch ergänzten das Programm. Die Messe bietet seit 22 Jahren den Kontakt, das Konzept ist bewährt.
Das Stimmungsbarometer? Binger Ingenieure sind auf dem Arbeitsmarkt hoch gefragt. Campus-Wissen und Praxis-Erwartungen passen dank enger Verzahnung gut zusammen. Die exzellenten Aussichten machen aber auch bequem: Raus aus der Komfortzone? Nicht nötig bei einem so arbeitnehmerfreundlichen Markt.