Bereits zum vierten Mal waren die Schauspieler des „Hope Theatre“ aus dem kenianischen Nairobi in Hochheim zu Gast. Im katholischen Vereinsheim überbrachten sie auf...
HOCHHEIM/MAIN. Bereits zum vierten Mal waren die Schauspieler des „Hope Theatre“ aus dem kenianischen Nairobi in Hochheim zu Gast. Im katholischen Vereinsheim überbrachten sie auf unterhaltsame Weise die Botschaft, warum ein fairer Welthandel wichtig ist. Hochheim gehört zu den Kommunen, die sich um Anerkennung als „Fairtrade Town“ beworben haben. Bürgermeister Dirk Westedt gab in seiner Begrüßungsrede zu verstehen, dass man hierfür die besten Voraussetzungen habe. Er hob hervor, dass bereits viele Menschen in der Stadt diesbezüglich engagiert seien. Nun gelte es, auf die örtlichen Geschäfte und die Gastronomie zuzugehen, um die Voraussetzungen für die Zertifizierung zu schaffen.
Unter den Gästen war auch die Kreisbeigeordnete aus Hofheim, Madlen Overdick von den Grünen, die berichtete, dass der Main-Taunus Kreis gerade offiziell als Fairtrade-Kreis anerkannt worden ist. Sie gab den Hochheimern den Rat, auf bereits vorhandene Strukturen zu schauen, diese auszubauen und die Initiativen für Fairtrade zu fördern. Auf lange Sicht wolle man das Konsumverhalten der Menschen ändern, indem man sie für die Ungerechtigkeiten auf dem Weltmarkt sensibilisiert. Hierfür sei auch die Bildungsarbeit in Schulen und Erwachsenenbildung ein wichtiger Faktor. Dies sei auch bei der Anerkennung des MTK-Kreises ein wichtiger Faktor gewesen.
In szenischen Darstellungen vermittelten die Schauspieler des Hope Theatre einen lebhaften Eindruck von den Lebens- und Arbeitsbedingungen in ihrer Heimat Kenia, zeigten verbesserungswürdige Missstände auf. Dazwischen zogen sie die Zuschauer mit energiegeladenen Tanzdarbietungen in ihren Bann und holten das Publikum sogar zu einem afrikanischen Tanzworkshop auf die Bühne. Die Truppe steht unter der künstlerischen Leitung des Österreichers Stephan Bruckmeier, der seit vielen Jahren im Slumviertel von Nairobi mit Jugendlichen Theaterprojekte organisiert. In deutscher und englischer Sprache beleuchtete man die Grundlagen von rassistischem Verhalten, so am Beispiel eines deutsch-kenianischen Ehepaars oder im Verhalten weißer Industrieller in Afrika. „Von oben, da schaut man eben hinunter“, sagt Darstellerin Pauline zu ihrem weißen Ehemann.
„Die Menschen in Afrika wollen nicht unser Mitleid, sondern Arbeit“, sagte Bruckmeier. Sie wollten als Partner gesehen werden, nicht als wirtschaftlicher Spielplatz. Es ginge nicht darum, dass alle gleich sind, sondern dass alle gleich behandelt werden und dass man die Ressourcen und Chancen auf der Welt miteinander teilen soll, deklarierte man in einem Hip-Hop-Song. Die Darsteller des Hope Theatre zeigten wie Ungerechtigkeiten auf dem Weltmarkt entstehen, indem zum Beispiel der Kaufpreis für Kakaobohnen gedrückt wird, um die Schokoladenpreise niedrig zu halten. Dadurch sinken aber auch die Löhne der Arbeiter. Kenianischer Kaffee würde wegen hoher Schutzzölle erst gar nicht importiert.
Als Laienschauspieler sprang Dieter Overath, der Geschäftsführer von Transfair, mit ein. Der Verein berät Kommunen, die sich für das Fairtrade Siegel beworben haben. Er hob die Bedeutung von Steuerungsgruppen hervor, die vor Ort als Ansprechpartner dienen. Man müsse schon in den Schulen anfangen, junge Menschen für globale Gerechtigkeit zu sensibilisieren. Eine langfristige Verbesserung der Lebensbedingungen in Afrika sei nur dadurch zu erreichen, dass man den Menschen dort Planungssicherheit und Zukunftsperspektiven gebe, ergänzte Bruckmeier.
Von Lily Nielitz-Hart