Das Musikcorps Habitzheim übt nun in Teilen gemeinsam per Videoschalte von zu Hause aus.
OTZBERG/GROSS-BIEBERAU. Steffi Burger holt ihre Lyra, ihr Glockenspiel, und stellt es auf den Esstisch im Wohnzimmer. Dort scheint am Nachmittag die Sonne aus Westen rein, wenn sie ihre Melodien anstimmt. Die 49 Jahre alte Frau aus Groß-Bieberau spielt seit 35 Jahren im Musikcorps der Freiwilligen Feuerwehr in Habitzheim, macht seit 38 Jahren Musik. Aber jetzt in diesen Zeiten muss man zu Hause spielen und kann nicht mit den anderen 16 aktiven Musikern gemeinsam im Feuerwehrhaus in Habitzheim proben. „Dort ist der Wirtschaftsbetrieb natürlich auch eingestellt.“
Vor und hoffentlich auch nach der Corona-Krise wird nämlich immer dienstags zusammen für die vielen Auftritte geprobt, die das Ensemble jedes Jahr absolviert. Auch bei vielen Festen und Umzügen ist man dabei. Da erklingen dann die Trompeten ebenso wie das Susafon, die Hörner, die Lyra (Glockenspiel) oder Trommeln und Snares. Doch jetzt ruhen die Proben. Man hatte sich zuletzt nur noch sporadisch zum Musizieren verabredet. Eine Situation wie sie die Gruppe um ihren musikalischen Leiter Jens Fleck (26 Jahre alt) noch nie erlebt hat. Auch er ist seit 20 Jahren dabei.
Gespielt wird übrigens kreuz und quer durch das musikalische Angebot. Von „Smoke on the Water“ über „Guantanamera“ bis hin zu „Mich hat ein Engel geküsst“ ist alles dabei, die Gruppe aus Habitzheim ist für jeden Anlass gewappnet.
Vor drei Wochen hat Steffi Burger dann auf Facebook gesehen, dass in Deutschland manche Gruppen auf anderen Wegen zusammenfinden. Per Handy, Tablet oder Laptop trifft man sich zu Videokonferenzen oder per WhatsApp. „Gleichzeitiges Spielen ist machbar, manchmal ist es schwierig, weil die Töne der anderen Musiker zeitversetzt ankommen. Das liegt an der Verbindung“, sagt die leidenschaftliche Musikerin und fügt gleichzeitig hinzu: „Aber lustig ist es immer.“ Und sie übt auch mit dem Nachwuchs des Musikcorps Habitzheim.
Die Musiker üben natürlich immer auch zu Hause, aber die Idee von Steffi Burger hat jetzt gefruchtet. So verliert man nicht den Kontakt zu den Anderen, die man zur Zeit nicht treffen kann. „Es ist wichtig, dass man musikalisch zusammen bleibt, und der menschliche Kontakt darf schon gar nicht verloren gehen.“ Diesmal ist sie mit Steffi Roth aus Spachbrücken verabredet über WhatsApp. Gemeinsam spielen sie einige Takte, die Jugendbetreuerin Steffi Roth spielt auf der Trompete. Es klappt nach anfänglichen Schwierigkeiten mit der Verbindung. Ach ja und dann kann die eine Steffi der anderen auch gleich noch zum Geburtstag gratulieren, denn Steffi Burger feierte am Mittwoch ihren 49. Die Feier fiel aus, ein Ständchen hat sie sich somit selbst gespielt. So ist das halt in diesen Zeiten.