Brennerei Dotzauer aus Oberstreit präsentiert regionalen Gin

Der Name Maius ist auf den Waldmeister-Monat Mai und das lateinische Wort für etwas Großes zurückzuführen. Foto: Wolfgang Bartels

Der Gin „Maius“ wird aus Wacholder und Waldmeister vom Soonwald und Weingeist von der Nahe hergestellt.

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OBERSTREIT. Ein Duft nach Wacholder und Waldmeister weht durch die Brennerei. Achim Dotzauer (57) hat eines der Fässer geöffnet, in dem sein neuestes Meisterwerk heranreift: Der erste Gin, der das Siegel der Regionalmarke „SooNahe“ tragen darf. Der Gin im Fass hat immerhin 85 Prozent Alkoholgehalt, bis zum Abfüllen auf Flaschen wird er noch auf 44 Prozent reduziert. Da in der Brennerei Schwalben brüten, warnt Dotzauer angesichts der aufsteigenden Alkoholdämpfe: „Vorsicht vor Vögeln, die im Flug torkeln.“

Es ist wirklich eine Premiere der ganz besonderen Art. Zum ersten Mal ist in der Nahe-Region ein Gin destilliert worden, dessen Zutaten komplett regionaler Herkunft sind – kein Industriealkohol, keine im Versandhandel bestellten Wacholderbeeren oder andere Zutaten, sondern „alles echt aus dem Soonwald“, wie SooNahe-Vorsitzender Rainer Lauf (60) betont: „Die Idee kam uns eigentlich vor einem Jahr. Es gibt ja eine regelrechte Gin-Mode. Und Wacholderbeeren gibt es an einigen versteckten Stellen im Hunsrück ja auch.“ Schon vor Jahren hat Brenner Achim Dotzauer anlässlich des Woppenrother Heidefestes mit den dort heranreifenden Wacholderbeeren experimentiert, doch nun sollte das Siegel der absoluten Regionalität dazukommen: „Die Zutaten selbst gesammelt, alles selber hergestellt.“ Die Idee von Dotzauer und Lauf war es, dem SooNahe-Gin einen ganz besonderen Hauch von Waldmeister zu geben.

Und so ging es im vergangenen Frühling los. Mit Genehmigung des Försters wurde rund um Seesbach und Auen Waldmeister gesammelt. Die Stengel sollten in Weingeist eingelegt werden, den Dotzauer aus eigenen Weinen destilliert hat. Schnell stellte sich heraus, wie Dotzauer erzählt: „Wenn frischer Waldmeister eingelegt wird, schmeckt das Ergebnis eigentlich nur grasig.“ Also wurde der Waldmeister zunächst getrocknet, und erst dann in Weingeist eingelegt – und Dotzauer war zufrieden mit dem Ergebnis. Dann hieß es: Warten bis zum Herbst, bis die Wacholderbeeren reif werden. Nur an ganz wenigen Stellen wachsen im Soonwald Wacholdersträucher, streng geschützt, obwohl sie nur dank menschlicher Landschaftspflege existieren. Denn wenn die Umgebung der Sträucher nicht regelmäßig von Schafen abgeweidet wird, überwuchern und ersticken andere Sträuchern den Wacholder. Den genauen Ort, wo er die Wacholderbeeren gesammelt hat, will Dotzauer nicht verraten, damit es nicht einen plötzlichen Run auf die fünf oder sechs dortigen Wacholdersträucher gibt. „Irgendwo im Kellenbachtal“, lässt er sich gerade noch entlocken, alles andere bleibt ein Geheimnis. Auch beim Wacholderbeeren-Sammeln hat das Forstamt zuvor seine Zustimmung gegeben. Die Beeren wurden dann ebenfalls in den Weingeist eingelegt und gaben nach und nach ihre Geschmacksaromen an den Alkohol ab. Über den Winter wurde dieser „Aufgesetzte“ noch einmal destilliert, sodass daraus der begehrte Gin entstand. So beschreibt Dotzauer sein Produkt: „Der Waldmeister ist dominant und er entwickelt sich noch. Die Aromatik verändert sich immer wieder – und wir können richtig den Soonwald schmecken. Da ist uns eine ganz eigenständige Sache gelungen.“

Abgefüllt hat Achim Dotzauer 400 Flaschen jeweils mit einem halben Liter des 44-prozentigen Soonwald-Gins. Er hat den Namen „Maius“ bekommen, eine Anspielung auf den Waldmeister-Monat Mai und zugleich das lateinische Wort für etwas Großes. 35 Euro kostet die edel gestaltete Flasche – angesichts der Beträge, die von der Fangemeinschaft für hochwertigen Gin gezahlt werden, ein durchaus gängiger Preis. Achim Dotzauer und Rainer Lauf jedenfalls sind stolz darauf, dass sie wieder einmal bewiesen haben, dass der Soonwald genügend Überraschendes zu bieten hat – wenn man es versteht, diese Schätze zu heben.