Zwischen Vanillezucker und Puddingpulver schlummert in vielen Vorratskammern noch ein Tütchen Kaiser-Natron, nie benutzt, man weiß gar nicht mehr, wofür eigentlich. Bei...
HARGESHEIM. Zwischen Vanillezucker und Puddingpulver schlummert in vielen Vorratskammern noch ein Tütchen Kaiser-Natron, nie benutzt, man weiß gar nicht mehr, wofür eigentlich. Bei Annette Sauer (49) in Hargesheim ist das ganz anders. Sie hat gleich zwei Kilo Vorrat, und sie schwört auf das Natron, in ihren Augen ein wahres Wundermittel: „Man kann damit Kuchen backen, aber auch den Abfluss reinigen.“ Ihre Oma hat das noch gewusst, und „Reinemachen wie zu Omas Zeiten“, das ist dann auch das Hobby von Annette Sauer – einfach, ökologisch und kostensparend.
Angefangen hat alles, als Annette Sauer ihre Schwiegermutter pflegen musste. Um das Wundliegen zu vermeiden, suchte sie nach hautverträglichen Pflegemitteln: „Da habe ich erfahren, dass man Seife auch selbst machen kann, und zwar so, dass es keinerlei Hautreizungen gibt.“ Seitdem macht sie ihre Seifen selbst. Dazu gibt sie Ätznatron in Wasser, das sich dabei stark erhitzt – da ist Vorsicht gefordert. Dann werden Öle und Fette leicht erhitzt und beide Flüssigkeiten bei rund 40 Grad vermischt: „Es wird dick und sieht irgendwann aus wie Vanillepudding. Dann kommen noch je nach Wunsch Kräuter, Düfte und Farben hinzu. Die Masse wird in die Formen gegeben – und die Seife reift von selbst heran.“ Der Unterschied zur industriell hergestellten Seife liegt auf der Hand: Die selbst hergestellte Seife enthält keinerlei Erdölprodukte, sondern nur natürliche Öle wie Oliven- oder Kokosöl.
Bald hat Annette Sauer auch angefangen, aus den Seifenresten Waschmittel herzustellen: „Es geht mir um die Gesundheit. Ich will künstliche Zutaten vermeiden und will weder in meiner Nahrung, noch in meiner Wäsche irgendwelche Gifte haben.“
Aus Omas Rezeptebuch hat sie auch einen ganz einfachen Küchenreiniger entwickelt, der es mit jedem teuren Industrieprodukt aufnehmen kann: In einem leeren Marmeladenglas werden Zitronenschalen mit Essig angesetzt – Deckel zu, zwei Wochen ziehen lassen. Fertig. Der Essig lässt jeden Kalkfleck verschwinden, die ätherischen Zitrusöle lösen die Fettflecke auf. Der Gag an diesem Reiniger: Er lässt sich auch als fruchtiges Salatdressing verwenden. Und das Ganze kostet nur ein paar Cent. Annette Sauer freut sich, wenn sie mit ihren Ideen überraschen kann: „Ich zeige dabei nicht den erhobenen Zeigefinger. Es macht mir einfach Spaß, die alten Rezepte auszuprobieren. Und man spart ja auch jede Menge Geld dabei.“