Kein gutes Vorbild an Pünktlichkeit für die versammelte Jugend – die Ministerin aus Mainz. 21 Minuten später als angekündigt rollte der Reisebus von Familienministerin...
GUTENBERG. Kein gutes Vorbild an Pünktlichkeit für die versammelte Jugend – die Ministerin aus Mainz. 21 Minuten später als angekündigt rollte der Reisebus von Familienministerin Anne Spiegel samt Mitarbeitern und dem Mainzer Pressekorps vor dem evangelischen Gemeindezentrum in Gutenberg vor. Der Bus war so gar nicht passend zur Mainzer Regierung ein „Airport-Shuttle-Service“ mit GG-Kennzeichen.
Zweite Station der Sommerreise
In Gutenberg wollte die Gruppe aus der Großstadt Mainz nun die „Jugendbeteiligung und -arbeit speziell im ländlichen Raum“ in Gutenberg kennenlernen. Die Evangelische Jugend Roxheim veranstaltete dort gerade ihre Projektwoche „Tausendundein Spiel – kommt, wir finden einen Schatz“.
Am Vormittag hatte die Ministerin samt Pressetross bereits ein Kulturzentrum für Flüchtlinge in Mainz-Weisenau besucht. Das Ganze mit den zwei Stationen war als „Sommerreise von Ministerin Anne Spiegel“ angekündigt, mit der sie ihre Babypause beendet. Diakonin Christine Budschat hatte sich vorgenommen, der Ministerin zu zeigen, „dass Kinder und Jugendliche vor Ort mehr Angebote brauchen, das heißt auch mehr Geld und mehr Unterstützung“. Und sie erhoffte sich eine Würdigung der ehrenamtlichen Arbeit. Immerhin seien bei der Projektwoche für 30 Kinder 13 jugendliche Helfer zwischen 14 und 19 Jahren engagiert: „Ohne die wäre das gar nicht möglich.“ Wasserspiele, Mandala-Malen, Basteln mit Klopapierhülsen und ein Tanzkurs gehörten zum Angebot der Projektwoche. Die Ministerin lobte die Arbeit, auch wenn sie sich bei dem Rundgang meist einem intensiven Flüstergespräch mit ihrem Pressesprecher widmete. Fast stahl Markus Lüttger (CDU) der grünen Ministerin auch noch die Schau: Er stellte sich als „Bürgermeister der kinderfreundlichsten Verbandsgemeinde“ vor. Ob Rheinland-Pfalz das kinderfreundlichste Bundesland ist? Da wollte die Ministerin offenbar in keinen Wettbewerb eintreten.
Die Kinder nahmen den hohen Besuch im Übrigen gelassen und ließen sich beim Spielen kaum stören. „Habt ihr Fragen?“, wollte Anne Spiegel bei einer Gruppe wissen. Antwort: „Nein, wir wollen lieber wieder tanzen.“ Auch die Betreuer blieben völlig unaufgeregt: „Natürlich ist ein solcher Besuch für die Ministerin eine Plattform – aber wir profitieren ja auch davon.“ Gesagt, getan. Die Ministerin hatte immerhin einen Scheck über 3000 Euro für die Evangelische Jugend Roxheim mitgebracht. „Kommt, wir finden einen Schatz“ hatten sich die Kinder ja auch vorgenommen. Nur, mit einem solchen Schatz hatte niemand gerechnet. Christine Budschat glaubt, dass sie das Geld für die weitere Jugendarbeit bestens gebrauchen kann. Aber sie weiß auch, dass es bald wieder alle sein wird. Und den richtigen Schatz – den suchten die Kinder weiter, als die Ministerin mit ihrem Tross schon wieder auf dem Rückweg nach Mainz war.