Nicht zuviel versprochen hatte das Blasorchester Staudernheim (BOS) mit seinem Dirigenten Peter Gälweiler, als es ankündigte, die Staudernheimer evangelische Kirche zur...
STAUDERNHEIM. Nicht zuviel versprochen hatte das Blasorchester Staudernheim (BOS) mit seinem Dirigenten Peter Gälweiler, als es ankündigte, die Staudernheimer evangelische Kirche zur Musical-Hall werden zu lassen. Erfahrung hatten sie ja schon. War Musical doch schon 2009 einmal auf dem Programm der Reihe „BOS goes...“. Und wie beim ersten Mal konnten die Musikerinnen und Musiker des Blasorchesters ihr Publikum mit hinreißenden Melodien bezaubern. Denn, wie Moderator Christoph Schmidt überzeugend darlegte, ist in der Zwischenzeit auch im Bereich des Musicals so viel passiert und die Vielfalt so groß, dass an Langeweile kaum zu denken sein dürfte.
Eine Brücke zu damals schafften die Musiker aber doch. Mit dem Tanz der Vampire als Auftakt waren Erinnerungen geweckt, jedenfalls war es eine perfekte Einstimmung auf einen spannenden Abend. Das galt für das gekonnte Zusammenspiel von Musik und Licht, wie es die Staudernheimer mit ihrem Lichttechniker nun schon seit Jahren gewohnt sind. Dass sich die Kirche tatsächlich in die Musical-Hall verwandelte, war nicht zuletzt der Verdienst von Lichttechniker Mathias H. Frey („Freyräume“). Denn dessen eindrucksvolle Roteffekte zum gruseligen Tanz sind in Staudernheim nicht weniger im Gedächtnis.
Wie ein guter Hypnotiseur hatte das Orchester auch ein perfektes Mittel, nach knapp zwei Stunden geballter Musical-Ladung, das Publikum wieder sanft in seinen derzeitigen Alltag, in eine besinnliche Vorweihnachtszeit zu entlassen: „I will always love you“ bekannt durch Whitney Houston.
„Möge sich der ganze Zweck der Musicals für Sie erfüllen: Gute Unterhaltung“ wünschte Schmidt. Mitreißend das romantische „Hinterm Horizont“ von Udo Lindenberg, ein perfekter Übergang zum ausladenden Medley aus Elisabeth, dem großen Drama der österreichischen Kaiserin Sissy, das Michael Kunze, Songwriter der größten Hits von Peter Alexander, so erfolgreich in Szene gesetzt hat.
Immer wieder einmal musste man sich vor Augen führen, dass es sich da vorn ja nicht um ein professionelles Orchester handelt. Weniger Solisten waren es an diesem Abend, sondern vor allem eine Geschlossenheit und Abgestimmtheit auf einem Niveau, an dem bestenfalls ihr Dirigent Peter Gälweiler vielleicht noch etwas zu verbessern gehabt haben mag.
Eine Musikerin, die als Solistin bestach, gab es aber doch. Der Gast des Abends: Die Mezzosopranistin Dagmar Schmidt. Mit „I dreamed a dream“ aus dem Musical „Les Misérables“ riss sie ihr Publikum von den Bänken und mehr noch bei ihrem zweiten Auftritt des Abends mit dem Titel der jungen Judy Garland aus dem Musical-Film „The Wizard of Oz“ von 1939: „Why can’t I?“
„Mary Poppins“, „Wicked“, „You can’t stop the beat“, „The Lion King“ oder „The Time Warp“ aus der „The Rocky Horror Show“ waren weitere Schmankerl. Vor ihrem Gang, vorbei an der Spendenkasse, mögen sich die Besucher noch einmal deutlich machen, wie viel Reisegeld sie an diesem Abend in Staudernheim gegenüber den großen Musicalorten in Deutschland eingespart hätten.