Polymer erweitert nicht in Bad Sobernheim

Anwohner in der Nähe der geplanten Industrieflächen „Vor der Haardt“ warnen in der Stadt mit Plakaten vor den Folgen einer Polymer-Erweiterung. Foto: Simone Mager
© Simone Mager

Entwicklung ausgebremst: Die Polymer-Holding verabschiedet sich von Plänen, ihren Standort nördlich der B 41 zugunsten der Produktion von Bio-Kunststoffen zu erweitern.

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BAD SOBERNHEIM. Politische Kontroversen und Widerstand durch eine Bürgerinitiative – die Polymer Holding nimmt Abstand von einer Erweiterung ihrer Produktionsflächen im Gebiet „Vor der Haardt“ nördlich der B 41 in der Felkestadt. Das bestätigte Daniel Bach, Geschäftsführer der neu gegründeten SoBiCo GmbH, auf Anfrage dieser Zeitung. Das Unternehmen will einen Schwerpunkt auf Bio-kompatible Kunststoffe setzen und sucht einen Standort.

Den Entschluss, die Option „Bad Sobernheim“ nicht weiter zu verfolgen, habe das Unternehmen bereits in der vergangenen Woche Stadtbürgermeister Michael Greiner (SPD) mitgeteilt. Die Polymer begründet ihre Entscheidung mit verschiedenen Problemen bei der Ansiedlung nördlich der B 41. Ein externes Ingenieurbüro habe für die Polymer eine Standortanalyse durchgeführt. Danach seien im geplanten Gewerbegebiet „Vor der Haardt“ mehrere problematische Punkte zu beachten. Dazu zähle die Tatsache, dass es bisher keine Ausweisung von Gewerbeflächen für dieses Gebiet im Flächennutzungsplan gebe. Das mit knapper Mehrheit im Stadtrat angestoßene Flächennutzungsplan-Verfahren dauere mit einer Laufzeit von mindestens fünf Jahren zu lange – und der Ausgang sei ungewiss. Zudem seien die nutzbaren Flächen „Vor der Haardt“ aufgrund eines nördlich angrenzenden, überlappenden Wasserschutzgebietes eingeschränkt. Die Erschließung gestalte sich schwierig und teuer aufgrund der verkehrstechnischen Anbindung von Osten kommend und einer herausfordernden Entwässerung, die unterhalb der B 41 durchzuführen wäre. Als Argument gegen den Standort Bad Sobernheim nennt die Polymer Holding zudem die kontroverse politische Situation, die sich bei den vergangenen Debatten im Stadtrat abgezeichnet hat. Auch die Gründung einer Bürger-Initiative gegen die Polymer-Ansiedlung habe eine Rolle gespielt.

Keine Verlagerung von ansässigen Aktivitäten geplant

„Die Polymer Gruppe hat stets betont, dass eine Flächenentwicklung nur an einem Standort erfolgt, an dem ein breiter gesellschaftlicher Konsens zu dem Vorhaben besteht. Die Bildung einer Bürger-Initiative ist ein Indiz dafür, dass dies in Bad Sobernheim nur schwer zu erreichen ist“, heißt es in der Antwort des Unternehmens auf Anfrage dieser Zeitung. Ihr Vorhaben, Bio-Kunststoffe in einer neuen Produktionsanlage herzustellen, verfolgt die Polymer indes weiter. Derzeit befindet sich die Holding in fortgeschrittenen Gesprächen zu anderen Standorten, um die Erweiterungen umsetzen zu können. Eine Ansiedlung der Produktion in Simmern war im Dezember vom Rat der Stadt abgelehnt worden. Daniel Bach betont, Bad Sobernheim werde weiterhin der Hauptsitz der Polymer Gruppe sein. Es sei keine Verlagerung von ansässigen Aktivitäten an einen neuen Standort geplant. Nur der Investitionsschwerpunkt werde sich mittelfristig an den neuen Standort verlagern.

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Um sich zu Gunsten der neuen Produktentwicklungen einen größeren finanziellen Spielraum zu verschaffen, hat die Polymergruppe die Polyblend GmbH an ihren Anteilseigner Total verkauft. Dieser Verkauf habe keine Auswirkung auf die Beschäftigten, betont das Unternehmen. Die Testproduktion für bio-kompatible Kunststoffe soll wie geplant im zweiten Halbjahr 2021 in Pferdsfeld an den Start gehen.

Von Simone Mager