Jeden Mittwoch trainieren Jung und Alt gemeinsam für das Sportabzeichen auf dem Sportplatz der IGS. Der älteste Hobbysportler ist bereits 76 Jahre.
STROMBERG. Noch ein letzter Blick Richtung Mama, dann kann es losgehen. Ein Fuß folgt dem anderen, immer schneller werden die kleinen Beine. Und Absprung. Noch etwas wacklig landet Joel wieder auf seinen beiden Füßen im leicht erwärmten Sand. Ganze 1,98 Meter weit ist der Viereinhalbjährige heute gesprungen. Letzte Woche hat er sich das noch nicht getraut. Es ist das zweite Mal, dass er zum Training des Leichtathletik- und Freizeit-Clubs Stromberg (LFC) kommt, gemeinsam mit Mutter Kristin und dem zweijährigen Bruder Robin. Der hat zwar selbst gerade erst laufen gelernt, beobachtet aber alles um sich herum schon ganz aufmerksam. Wie einige andere Hobbysportler trainiert die Familie Fosung auf dem Sportplatz der IGS für das Deutsche Sportabzeichen. Ob Sprint, Weitsprung, Kugelstoßen oder 3000-Meter-Lauf: Jeden Mittwoch wird hier ab 17 Uhr gemeinsam Sport getrieben. Trainiert werden sie von Heinz und Elke Mertesacker, Susanne Dory und Petra Hartmann.
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In den vergangenen 30 Jahren wurden innerhalb des LFC insgesamt 1668 Sportabzeichen verliehen. 2018 waren es 41, die meisten in Gold. „Jeder kann teilnehmen“, betont Trainer Heinz Mertesacker. „Und das kostenfrei und ohne Mitglied im Sportverein zu sein.“ Um das Deutsche Sportabzeichen zu erhalten, müssen die Teilnehmer in vier Kategorien mindestens mit Bronze bestehen. Gefragt sind Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit und Koordination. Um sich zu beweisen, stehen den Sportlern mehrere Sportarten zur Auswahl. Erst, wenn aus jeder dieser Kategorien die erforderliche Leistung erbracht wurde, gilt das Sportzeichen als bestanden. Wie diese Anforderungen aussehen, ist individuell und abhängig von Alter und Geschlecht. Auf dem Sportplatz kann sich jeder mit jedem messen. Mehrere Generationen einer Familie kommen hier zusammen und trainieren gemeinsam, so wie bei Joel, dessen Opa sogar mit 62 Jahren noch mitmacht. Dass er hingegen mit Abstand der Jüngste ist, macht ihm gar nichts aus, sagt er: „Hauptsache Sport.“ Auch Mutter Kristin findet Bewegung wichtig. Dass ihre Söhne hier verschiedene Sportarten kennenlernen, sieht sie als Bereicherung.
„Wer regelmäßig trainiert, hat weniger Probleme. Mit 80 sind die Leute teilweise fitter, als manch 30-Jähriger“, weiß der erfahrene Trainer und Prüfer Mertesacker, der selbst bereits das 65. Lebensjahr erreicht hat.
„Dieses Jahr schaffe ich es.“ Mit seinen 76 Jahren ist Dieter Hipp der älteste Sportler auf dem Platz. „Er hat sich ein Ziel gesetzt und das ist wichtig“, sagt Mertsacker. „Aber man muss realistisch sein. Sich verbessern kann man immer noch.“ Bereits letztes Jahr hat Hipp hier für das Sportabzeichen trainiert: Im Medizinballwerfen erlangte er Gold, ebenso wie im Seilspringen. Silber erreichte er beim Sprint. Nur mit der Ausdauer hatte der 76-Jährige so seine Probleme. „Am Laufen ist es gescheitert.“ Statt erneut die 3000 Meter zu laufen, will er dieses Mal lieber 20 Kilometer Radfahren. Um in seiner Altersklasse zu bestehen, muss er diese Strecke mindestens in 74 Minuten und 30 Sekunden zurückgelegt haben. „Für einen über 75-jährigen Mann ist das ganz schön schnell“, stellt der Hobbysportler aus Daxweiler fest. Auch den Sprint lässt er dieses Jahr aus und schwimmt stattdessen 25 Meter auf Schnelligkeit. Im Sommer fährt er zum Trainieren täglich ins Stromberger Freibad. Die zehn Kilometer Fahrweg legt er jedoch nicht im Auto zurück, sondern sportlich auf dem E-Bike.
„Ich habe immer Sport getrieben und mich so fit gehalten“, erzählt der ehemalige Polizeibeamte. Hipp ist zudem langjähriges Mitglied des LFC und nutzt weitere Angebote wie die wöchentliche Rückengymnastik. „Durch den Sport fühle ich mich nicht wie 76, sondern als wäre ich noch 70.“