Zwei Seibersbacherinnen nähen Herzkissen für Brustkrebspatienten

So sollen die fertigen Herzkissen aussehen. Die Tüten mit dem Material für jeweils ein Herz hat Kerstin Lunkenheimer schon zusammengepackt. Foto: Sonja Flick

Silvia Casper und Kerstin Lunkenheimer nähen Herzkissen für Brustkrebspatienten. Für ihre Aktion sind sie auf der Suche nach Mitstreitern.

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SEIBERSBACH. Am 1. Oktober ist Weltbrustkrebstag. Brustkrebs gilt hierzulande als häufigste Krebserkrankung bei Frauen, 70 000 Betroffene in Deutschland müssen sich jedes Jahr dieser Diagnose stellen. Nach einem chirurgischen Eingriff erleben Patientinnen neben physischen auch psychischen Schmerz. Hier kann ein Herzkissen helfen, die Schmerzen und Spannungen zu minimieren sowie größere Schwellungen unterm Arm zu lindern.

In Seibersbach haben sich Frauen zusammengefunden, um diese Herzkissen ehrenamtlich zu nähen. Silvia Casper und Kerstin Lunkenheimer entdeckten einen Bericht über eine ähnliche Aktion und wussten: „Da wollen wir helfen!“ Und weil in der Gemeinschaft viel mehr erreicht werden kann, sind die beiden sogar noch weiter gegangen. Casper sprach mit verschiedenen Kliniken und erkundigten sich, wer Herzkissen benötigt. Das Katholische Klinikum Mainz (KKM) griff die Idee gerne auf und bot ihr an, sechs Kilo Füllwatte (Watte für 35 Herzen) zur Verfügung zu stellen. Die Aktion „Herzkissen“ konnte also beginnen.

Auch Menschen, die nicht nähen, können helfen

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Zwölf Meter Stoff hat Kerstin Lunkenheimer bereits gewaschen und gebügelt. „Aber das ist erst der Anfang“, meint die Seibersbacherin. Ziel ist es, so viele Herzen wie möglich zu nähen. Und wenn es mehr als die vorerst angedachten 35 werden, „dann werden diese an verschiedene Stellen verteilt“, versichern die Frauen. Freiwillige Näherinnen, die gerne eins oder mehrere Herzen anfertigen möchten, sind also herzlich willkommen – je mehr, desto besser. „Bisher sind alle begeistert, die davon erfahren haben“, erzählt Silvia Casper. „Wer nicht nähen möchte, der stopft“, fügt sie noch hinzu. So kann jeder seinen Beitrag leisten. Und wer weder nähen noch stopfen mag, aber dennoch helfen möchte, darf einen kleinen Obolus für die Kosten des Stoffs ins leuchtend gelbe Sparschwein im „Handgemacht“, Kerstin Lunkenheimers Fachgeschäft für Handarbeit und Bastelbedarf, stecken.

Ein geschenktes Herzkissen – das ist für Brustkrebspatientinnen mehr als ein Symbol. So lindert es den Druck auf die Wunde und steht außerdem für Liebe und Zuneigung. Und als kleine, individuelle Besonderheit haben sich Casper und Lunkenheimer noch etwas einfallen lassen: Jedes Kissen wird personalisiert. Das heißt, dass jedes Kissen einen kleinen Anhänger mit dem Vornamen der Person bekommt, die es genäht hat – plus einen dezenten Genesungswunsch. „Wichtig ist, dass die Kissen bei 60 Grad waschbar sind und somit die hygienischen Voraussetzungen erfüllen“, erzählt Lunkenheimer. Doch auch darauf hat sie natürlich geachtet, das Mitmachen ist also denkbar einfach, denn: Das benötigte Material für ein Herzkissen inklusive Nähanleitung kann im „Handgemacht“ bei Kerstin Lunkenheimer abgeholt und das fertige Herz dort wieder abgegeben werden.

Die Geschichte der Herzkissen in Europa begann, als die dänische Krankenschwester Nancy Friis-Jensen die Idee von den USA nach Dänemark brachte. Das Kissen in Herzform mit extra langen „Ohren“ wird nach vorgegebenen Maßen aus buntem Stoff gefertigt. Nach einer OP wird es unter den Arm geklemmt – damit dieser nicht so stark auf die Wunden drückt. Es kann auch beim Autofahren benutzt werden, um den Druck des Sicherheitsgurts zu mindern. Gleichzeitig ist es „ein Herz für die Seele“.