Im Kirner Haus Bergfrieden kommt der Arzt per Video-Schalte

Das geförderte Projekt der Digital-Diagnose hat sich bewährt und könnte auch auf die ambulanten Dienste ausgeweitet werden. Warum alle Seiten von der Technik profitieren können.

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KIRN. (red). Dr. Hans-Wolfgang Scheuer sitzt in seiner Kirner Praxis, vor sich am Computer betrachtet er eine Live-Übertragung aus dem Haus Bergfrieden. Dort sind eine Mitarbeiterin und eine Bewohnerin per Tablet-Monitor mit dem Mediziner verbunden. Einige Nachfragen nach dem aktuellen Befinden der Gefilmten gibt es noch, dann kann der Hausarzt die Therapie anpassen. Damit weiß auch die Mitarbeiterin, eine Pflegefachkraft, was jetzt zu tun ist. Imgard B. wohnt seit Jahren im Haus Bergfrieden, einer Einrichtung der Seniorenhilfe der Stiftung Kreuznacher Diakonie in Kirn. Auf digitalem Weg und in Echtzeit kommunizieren die beiden mit dem Arzt. Alle Seiten profitieren dabei von der technischen Neuerung dieser besonderen „Video-Visite“. Scheuer war von Anfang an dabei, als das Projekt „Konzeptentwicklung einer telemedizinischen Versorgung von Bewohnerinnen und Bewohnern in der Region Soonwald-Nahe“ vor zwei Jahren ins Leben gerufen wurde. Die Leiterin des Hauses Bergfrieden, Martina Christoffel, hat zusammen mit ihrem Team das Pilotprojekt ins Haus geholt und engmaschig begleitet.

Pflegefachkräfte im Umgang mit Software geschult

Seitdem wurden die Pflegefachkräfte im Umgang mit Tablets und Software geschult, sodass sich Haus- und auch Fachärzte bei Bedarf im wahrsten Sinne des Wortes ein Bild machen können, ohne direkt zur Visite in die Albert-Pfeiffer-Straße kommen zu müssen. So können die Mitarbeitenden kleine Wunden mithilfe der Tablet-Kamera zeigen und per Video-Call die Symptome ausführlicher schildern. Das ersetzt natürlich nicht die persönliche Visite, ist aber eine sinnvolle Ergänzung. Bestätigt wird dies auch durch ein begleitendes Forschungsprojekt.

Bei den Tele-Visiten können bis zu fünf Menschen zugeschaltet werden, sodass auch Angehörige daran teilnehmen können oder aber mehrere Fachärzte ein gemeinsames Konsil zu einem Bewohner absolvieren. Im Haus Bergfrieden wurden in den beiden Projektjahren 55 derartige digitale Visiten organisiert. Gerade in den Zeiten des Hausärztemangels können digitale Hausbesuche die Fachkräfte im Pflegeprozess entlasten.

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„Der Hauptvorteil für die Pflege ist tatsächlich, dass die Ärzte besser an benötigte Informationen kommen und dass die Mitarbeitenden dadurch mehr Handlungssicherheit erhalten. Außerdem können unter Umständen sogar Krankenhauseinweisungen verhindert werden. Es gibt eine höhere Planungssicherheit, wenn die Ärzte mit uns feste Zeiten vereinbaren, an denen die Visiten durchgeführt werden und Einzelanrufe oder Faxe zwischen Einrichtung und Ärzten reduziert werden können“, berichtet Martina Christoffel. Das Projekt kann so auch einen Beitrag zur Entlastung des Fachkräftemangels im hausärztlichen Bereich sowie in der Pflege leisten. Durch eine Bündelung von virtuellen Hausarztbesuchen in einer Pflegeeinrichtung und die dadurch eingesparte Zeit können Ressourcen geschont werden. Zum offiziellen Abschluss des Projektes hatten sich alle daran Beteiligten im Haus Bergfrieden getroffen, wo sie zusammen Bilanz zogen. Eines ist sicher: Die Stiftung Kreuznacher Diakonie wird diese Form der Visite auch über den Projektzeitraum hinaus fortführen und mithilfe eines einheitlichen Konzeptes in weiteren Einrichtungen sowie in den ambulanten Diensten einführen.