Schüler aus dem Kreis Bad Kreuznach diskutieren Klimaschutz

Um konkrete Ideen für den Klima- und Umweltschutz an den Schulen ging es beim Gespräch von Schülern der weiterführenden Schulen im Landkreis mit Landrätin Bettina Dickes (CDU). Foto: Simone Mager
© Simone Mager

Landrätin Bettina Dickes sucht mit rund 100 Schülern das Gespräch, um konkrete Projekte für den Schulalltag zu entwickeln.

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KREIS BAD KREUZNACH. Landrätin Bettina Dickes (CDU) hat nicht nur Klimaschutzmanager Simon Haas, Bauamtsleiter Christoph Liesenfeld und Achim Reimann von der Schulabteilung mitgebracht. Vor ihr auf dem Stehtisch liegen ein paar Stofftaschen aus dem heimischen Küchenschrank. „Nur gewaschen, nicht gebügelt, um Energie zu sparen.“ Dickes nutzt die Taschen um zu verdeutlichen, worum es ihr im Umwelt- und Klimaschutzgespräch geht: Um konkrete Projekte, die in den Schulen vor Ort im Sinne des Klimaschutzes angepackt werden können. „Ihr könnt meckern, aber auch Vorschläge machen“, fordert sie die rund 100 Schüler auf, die aus verschiedenen Schulen im Landkreis in die Mensa der Crucenia Realschule plus gekommen waren. Dickes kündigte zudem das Projekt „Klimaschutz an unseren Schulen“ an. Es soll ab Herbst laufen. Unterstützt von externen Fachkräften wird Klimaschutzmanager Simon Haas Schulen bei der Entwicklung von Energiesparmodellen unterstützen.

Doch erst mal zurück zur Stofftasche. Dickes schlägt den Bogen zur Schulbuchausleihe. Bisher seien die Schulbücher für die Ausleihe in etwa 5000 Tüten verpackt gewesen. Die Landrätin macht einen Vorschlag für Sammelaktionen von Stofftaschen in den Schulen für die Ausleihbücher. So wie in ihrem Küchenschrank vermutet Dickes auch in den elterlichen Schränken so manche ungenutzte Stofftasche. „5000 Taschen, statt 5000 Tüten.“ Schülerin Zoe vom Paul-Schneider-Gymnasium in Meisenheim greift den Ball auf und berichtet, an ihrer Schule gebe es eine solche Aktion. „Das war ganz einfach.“

Ein Schüler der BBS in Kirn fragt, warum die Fassade seiner Schule nicht mit einer ökologischen Wärmedämmung versehen wurde. „Das ist ein guter Weg“, gesteht Bauamtsleiter Christoph Liesenfeld, sagt jedoch, in Kirn sei ein Wärme-Dämm-Verbund-System ohne ökologische Stoffe verwendet worden. Er erklärt, bei vielen Schulen sei nicht die Fassade, sondern die große Fensterfläche das eigentliche energetische Problem. Weil viel Lüftungsbedarf vorhanden sei, gebe es große Lüftungswärmeverluste. Kämpferisch zeigen sich Johannes Wild und Florian Faust vom Gymnasium in Kirn. In den Räumen der Schule ließen sich während der Lüftungszeit die Heizungen nicht abdrehen. Die Wände seien „aus Pappe“ und hellhörig.

„Wir merken von den Investitionen in Schulen wenig. In Bad Kreuznach geht es immer weiter“, moniert Johannes Wild und zeigt dann, wie weit die Prioritätensetzung der Politik von denen der Schüler entfernt ist: „Wir können noch so viele Whiteboards hinstellen. Die Lehrer kennen sich damit nicht aus.“ Am Gymnasium in Kirn seien drei kaputt, ein neues sei hingestellt worden und keiner weiß es zu bedienen. Ins gleiche Horn bläst ein Lehrer der IGS Sophie Sondhelm. Die Hardware werde nicht genutzt. „Was nützen teure Geräte, wenn sie nicht verwendet werden können?“ Es brauche zusätzliche Deputatstunden, um Lehrer zu qualifizieren. Der Digitalpakt sei „absolut unsinnig. Fünf Milliarden Euro werden verpulvert.“ Ressourcen könnten geschont werden, wenn vorhandene Infrastruktur genutzt und gepflegt werde. Dickes versprach ab Sommer eine „schnelle Eingreiftruppe“ aus zwei Mitarbeitern, die sich um die Hardware kümmern soll.

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Die Heizung ist an mehreren Schulen ein Problem, so auch am Gymnasium am Römerkastell. Hier gebe es Probleme mit kalten Klassenräumen, wie eine Schülerin schildert. Der Grund sei ein altes System, „das mal so mal so funktioniert“. Es sind Sanierungen geplant, zitiert Liesenfeld aus dem Investitionsplan. Dann nennt er ein Beispiel aus seinem Alltag. Sporthallen sollten auf maximal 19 Grad aufgeheizt werden. Tatsächlich gebe es jedoch regelmäßig Forderungen der Schulen, die Temperatur auf 21 Grad zu steigern. Liesenfeld wirft die provokante Frage in den Raum: „Wer ist bereit, seine Komfortzone zu verlassen und zu echtem Sparen beizutragen?“

Beharrlich melden sich auch die Schüler der Disibod Realschule plus aus Bad Sobernheim. Die 10c ist dort Hauptinitiator der Klimaproteste. Auch sie haben sich gut auf das Gespräch vorbereitet und sich im Schulalltag mit konkretem Klimaschutz auseinandergesetzt. Der Landrätin schlagen sie vor, an der gerade renovierten Schule die Halogenröhren durch LEDs zu ersetzen, Recycling-Papier zum Kopieren zu verwenden und nachlaufende Wasserhähne auszutauschen. Liesenfeld schildert, wo es im Alltag dann hakt. Man habe schon Recyclingpapier verwendet. Aber das sei immer in den Kopierern hängen geblieben.

Von Simone Mager