Kreistag stimmt am Montag über Gratis-Trinkwasser-Antrag ab

Sprudelt bald an sämtlichen Bahnhaltepunkten im Landkreis Bad Kreuznach kostenlos das Wasser aus den Brunnen? Ja, wenn es nach den Grünen geht. Foto: annarepp – stock.adobe
© annarepp – stock.adobe

Die Grünen haben einen Antrag gestellt, um den Zugang zu kostenlosem Wasser für Wanderer und Bahnfahrer zu erleichtern. Helfen sollen Aufkleber und der Blick in die Niederlande.

Anzeige

KREIS BAD KREUZNACH. Es wäre sicherlich ein plumpes Wortspiel zu schreiben, die Grünen sprudeln im Kreistag vor Ideen. Sie seien ein Quell bürgerfreundlicher Politik. Und doch ist etwas dran. Die Grünen fordern nämlich, an Wanderwegen und Bahnhaltepunkten im Landkreis allen Bürgern kostenlosen Zugang zu Trinkwasser zu ermöglichen. Gratis-Kraneberger für Wanderer und Wartende sozusagen. Am Montag werden die Mitglieder des Kreistages über den Vorschlag abstimmen.

Im Juli hat Erwin Manz, Fraktionssprecher der Grünen, den Antrag bei der Kreisverwaltung eingereicht – mit der leicht sperrigen Überschrift „Antrag zu Wasserangeboten für hitzegeplagte Wanderer und Bahnreisende“. Als Grund für den Vorstoß führen Manz und seine Parteikollegen den gefürchteten Klimawandel an, die dadurch immer heißeren Sommermonate und die damit einhergehende körperliche Belastung für die Menschen. Insbesondere der Wanderer und Bahnfahrer. Das Problem hierbei: „Vielfach fehlt es entlang der Wanderwege und auf den Bahnhöfen an geeigneten Trinkangeboten.“ Die Lösung der Grünen: Aufkleber und der Blick in die Niederlande.

Konkret fordern die Grünen, dass sich die Kreisverwaltung an der sogenannten ReFill-Kampagne beteiligen soll. ReFill ist ein deutschlandweites Netzwerk, das sich zum Ziel gesetzt hat, die Menschen kostenfrei mit Leitungswasser zu versorgen. „Durch ein einheitliches Logo sind die Zapfstellen für jedermann leicht zu erkennen“, erklären die Grünen. Mitmachen können etwa Cafés, Apotheken oder Arztpraxen, die einfach das Logo, den offiziellen ReFill-Aufkleber, an ihre Eingangstür kleben, um Wanderern kenntlich zu machen, dass sie sich hier kostenlos die Wasserflasche mit Leitungswasser auffüllen können. Das wünschen sich die Grünen auch für den Kreis Bad Kreuznach. Werben soll für die Aktion die Kreisverwaltung in Kooperation mit der Naheland-Touristik und dem Naturpark Soonwald-Nahe.

In einem zweiten Schritt soll dann „auch auf privater Basis ein entsprechendes Angebot entlang der Wege geschaffen werden“. Erste Praxisbeispiele dazu gibt es schon. In Weinsheim im Hof der Goldschmiedin Cosima Panther zum Beispiel steht ein Kühlschrank mitsamt Metallbox bereit, aus dem sich hitzegeplagte Wanderer bedienen und auf Vertrauensbasis dafür bezahlen können. Auch Sascha Wickert, der neue Ortsbürgermeister von Boos, hat bereits Überlegungen angestellt, ein solches Angebot in seiner Gemeinde einzurichten. Zudem hat der Hauptausschuss der VG Rüdesheim Anfang des Monats beschlossen, an sämtlichen Grundschulen sowie am Rathaus in Rüdesheim Trinkwasserspender aufzustellen. Somit kann dort demnächst mit einer eigenen Flasche rund um die Uhr gratis Wasser gezapft werden – wahlweise mit Zimmertemperatur, gekühlt oder mit Sprudel. Kostenpunkt für das Projekt: 50 000 Euro.

Anzeige

In den Niederlanden und in England bereits üblich

In einem letzten Punkt fordert Fraktionssprecher Erwin Manz Landrätin Bettina Dickes auf, Kontakt mit der Deutschen Bahn AG aufzunehmen. Die Landrätin soll den Wunsch übermitteln, an sämtlichen Bahnhaltepunkten im Landkreis Trinkbrunnen aufzustellen. Denn: „Je unerträglicher die Hitze, desto mehr müssen die Reisenden trinken“, begründen die Grünen den Vorschlag. Dass der Antrag nicht völlig abwegig ist, beweist der Blick durch Europa. Sowohl in England als auch in den Niederlanden haben die Eisenbahngesellschaften an vielen Haltepunkten bereits öffentliche Trinkbrunnen aufgestellt. In den Niederlanden sollen sogar bis Ende 2019 90 Prozent alle Bahnsteige mit einem Flüssigkeitsspender ausgestattet sein. Der positive Nebeneffekt: Wer seine Flasche kostenlos auffüllen kann, muss keine neue Plastikflasche kaufen, die dann womöglich im Müll landet. In England haben laut den Grünen die Trinkwasserbrunnen dazu beigetragen, „dass in den Bahnhöfen monatlich mehr als 100 000 Wasserflaschen nicht im Abfall enden“. Der Kreis Bad Kreuznach wäre der erste Landkreis deutschlandweit, der sämtliche Bahnhaltepunkte mit Trinkbrunnen ausstatten würde.