Kommunalpolitiker und Fachleute treffen sich zu erstem...

Ärztliche Sprechzeiten auf dem Land werden immer dünner, da Hausärzte in Pension gehen und kein Nachfolger die Praxis übernimmt.Kurgäste können Gesundheit tanken im Landkreis Bad Kreuznach, doch die medizinische Versorgung für die hier lebende Bevölkerung lasse zu wünschen übrig, so die Kritik auf dem Regionalforum. Foto: Wolfgang Bartels  Foto: Wolfgang Bartels
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Eine „kommunale Gesundheitsregion“ schaffen – dieses Wunschbild formulierte Landrätin Bettina Dickes anlässlich des ersten Regionalforums Gesundheit im Luthersaal der...

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KREIS BAD KREUZNACH. Eine „kommunale Gesundheitsregion“ schaffen – dieses Wunschbild formulierte Landrätin Bettina Dickes anlässlich des ersten Regionalforums Gesundheit im Luthersaal der Kreuznacher Diakonie. Eingeladen waren Akteure aus dem Gesundheitsbereich und Kommunalpolitiker. „Gesundheit liegt bei uns so nah“ sei zwar ein beliebter Spruch, so die Landrätin, doch insbesondere was die flächendeckende Gesundheitsversorgung im Landkreis angehe, liege das Thema doch ein wenig brach. Die Kur- und Rehabilitationseinrichtungen, die zahlreiche Patienten von außerhalb anziehen, seien das eine, die ärztliche Versorgung für die Bürger im Landkreis sei das andere. Die werde nämlich immer dünner, da viele Ärzte in Pension gehen, ohne dass sie einen Nachfolger finden.

Gut funktionierendes Netzwerk ist Thema

Wie die Akteure aus dem Gesundheitsbereich und aus der Politik für ein Gesundheitsnetzwerk in der Region sorgen können, das war das Thema der Konferenz. Für die Zukunft wünschte sich die Landrätin einen Hochschulstandort in Bad Kreuznach zur Gesundheitstechnik, der in Kooperation mit der Fachhochschule Bingen entstehen könnte.

Dieses erste Regionalforum Gesundheit ordnet sich ein in eine ganze Reihe von Initiativen der Lokalen Aktionsgruppe Soonwald-Nahe, die für den Zeitraum von 2014 bis 2020 rund zwei Millionen Euro aus Töpfen der Europäischen Union locker machen kann, um die regionale Entwicklung voranzubringen. Die Gesundheitswirtschaft ist dabei nur ein Schwerpunkt. Bei weiteren Veranstaltungen soll es auch um das lebendige Miteinander, den Tourismus sowie Weinbau und Landwirtschaft gehen. Im Vorfeld hatten die Veranstalter 820 Akteure aus dem Gesundheitsbereich angeschrieben. Rund zehn Prozent hatten sich zurückgemeldet, die meisten davon mit einem positiven Interesse. Entsprechend gut besucht war auch das Regionalforum.

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Ernst-Dieter Lichtenberg, der Leiter des Gesundheitsamtes Bad Kreuznach, gab einen Überblick über die Lage des Gesundheitswesens im Kreis. Angesichts der Vielzahl der Kur- und Rehabilitationskliniken in Bad Kreuznach, Bad Münster am Stein-Ebernburg und Bad Sobernheim habe der Gesundheitssektor im Kreis gemessen an den Beschäftigtenzahlen einen doppelt so hohen Stellenwert wie in den Nachbarkreisen. Jeder dritte Arbeitsplatz im Kreis hänge direkt oder indirekt vom Gesundheitswesen ab. Das sei aber nur die eine Seite. Vor allem im Westen des Landkreises fehle es an einer ausreichenden hausärztlichen Versorgung. Damit sei eine fatale Spirale vorprogrammiert, so Lichtenberg: „Wo die ärztliche Versorgung fehlt, da siedeln sich auch keine jungen Familien an.“ Auch gebe es in den Krankenhäusern des Kreises zu wenig Betten, verglichen mit anderen Landkreisen. Lichtenberg verspricht sich von einer besseren medizinischen Versorgung im Kreisgebiet auch ein wachsendes Zusammengehörigkeitsgefühl. Ohne die Netzwerkarbeit aller beteiligten Partner sei dieses Ziel aber nicht zu schaffen.

Geburtshilfe in Simmern vor Schließung bewahrt

Thorsten Junkermann von der Stiftung Kreuznacher Diakonie berichtete, wie in der Simmerner Hunsrück-Klinik die Geburtshilfe vor der Schließung bewahrt werden konnte. Ein Förderverein junger Mütter hatte sich mit regionalen Unternehmen zusammengetan und eine Initiative „Rettet die Babystation“ gestartet. Inzwischen wurde die Geburtsabteilung modernisiert und ausgebaut. Vor fünf Jahren kamen hier 300 Babys auf die Welt, 2017 verzeichnete die Klinik fast doppelt so viele Geburten.

Auf der Konferenz wurden zwei Netzwerkgruppen gebildet, die die inhaltliche Arbeit fortsetzen wollen. Eine Gruppe widmet sich dem Thema bessere Gesundheitsversorgung, die andere befasst sich mit der Gesundheitswirtschaft und dem Tourismus.