Nicht nur der Fachkräftemangel trifft die Kitas im Kreis Kreuznach hart. Laut Hochrechnungen kommt es im Kita-Jahr 2023/24 erneut zu einem Defizit. Mehrere Hundert Plätze fehlen.
Kreis Bad Kreuznach. Es gibt zu wenig Kita-Plätze. Eine überraschende Erkenntnis ist das eher nicht, allerdings liegen jetzt die genauen Zahlen für den Landkreis vor. Vorgestellt wurden sie in der jüngsten Sitzung des Kreisjugendhilfeausschusses. Bereits im laufenden Kita-Jahr 2022/2023 übersteigt der Bedarf das Angebot an vorhandenen Plätzen. Davon gibt es derzeit insgesamt 4938, gebraucht würden allerdings 5402. Somit fehlen 464 Plätze. Laut Hochrechnungen ergibt sich auch für 2023/24 ein Defizit von mehr als 400 Plätzen.
Die Gründe dafür sind facettenreich, wie Frieder Hunzinger vom Kreisjugendamt erklärt. Zum einen wächst die Zahl der Kinder im Landkreis seit 2016 kontinuierlich an. Die Rede ist von einem Wachstum von 16,2 Prozent innerhalb der vergangenen sieben Jahre. Zuletzt stieg die Zahl von 5922 Kindern im Jahr 2021 auf 6149 Kinder in 2022. Hinzu kommen unvorhergesehene Entwicklungen wie beispielsweise die Kinder, die vergangenes Jahr, meist mit ihren Müttern, aus der Ukraine vor dem Krieg nach Deutschland geflohen sind. Im Kreisgebiet entstehen weiterhin einige Neubaugebiete und so wächst auch hierdurch der Bedarf an Kita-Plätzen.
Fehlbedarf von 40 Stellen in den Kitas
Doch nicht zuletzt ist es der Fachkräftemangel, der die Kindertagesstätten an ihre Grenzen bringt. Im März 2022 stellte das Kreisjugendamt einen Fehlbedarf von 40 Stellen in den Kitas des Landkreises fest. Vielmals in Politik und Medien thematisiert, wurden Probleme angeprangert und nach Lösungen gesucht. Das Fazit aus den Planungsrunden fällt dennoch ernüchternd aus: Da es flächendeckend an qualifiziertem Personal fehlt, ist teilweise keine volle Auslastung der Kitas möglich. Da helfen auch die vielerorts geplanten oder schon umgesetzten Baumaßnahmen nichts, die die Kitas räumlich erweitern und rein physisch ein größeres Platzangebot ermöglichen sollten. Hinzu kommt, dass viele Betreuungsangebote nur eingeschränkt wahrgenommen werden können. Hier spielen unter anderem der hohe Krankenstand, Langzeiterkrankungen sowie fehlende Vertretungskräfte mit ein. Außerdem sind Integrationskräfte und -plätze weiterhin stark nachgefragt.
Kindertagespflege soll ausgebaut werden
Wie viele Kita-Plätze fehlen, ist von Verbandsgemeinde zu Verbandsgemeinde unterschiedlich. In der VG Rüdesheim, mit dem größten Gesamtbedarf an Kita-Plätzen, fehlen aktuell 156 Plätze. Hier wird der größte ungedeckte Bedarf in Waldböckelheim mit 58 fehlenden Plätzen verzeichnet. In der VG Bad Kreuznach mit den wenigsten Kita-Plätzen sind es derzeit 39, die fehlen. Hier sind in Altenbamberg und Fürfeld bereits Erweiterungsmaßnahmen geplant. In der VG Langenlonsheim-Stromberg sind es den Berechnungen zufolge 69 Plätze zu wenig. Langenlonsheim hat bereits auf den Platzmangel reagiert und plant, eine Waldkita-Gruppe zu eröffnen. In Windesheim will man es beispielsweise mit einem Containeranbau als Übergangslösung angehen. Im Laufe des Jahres ist außerdem geplant, die Stromberger Krippe „Michels Zwergenhaus” um zehn Plätze zu erweitern.
Eine Nachfrage gab es von Ausschussmitglied Elke Stern in puncto Kindertagespflege. Hier könne ein Teil des Betreuungsbedarfs der Unter-Dreijährigen aufgefangen werden. „Unser Ziel ist es, die Kindertagespflege auszubauen”, erklärt Melanie Kappel vom Jugendamt dazu. Auch auf Wunsch der Eltern. Einige zertifizierte Betreuungspersonen seien in letzter Zeit in den Ruhestand gegangen. Noch in der ersten Jahreshälfte soll daher ein neuer Qualifizierungskurs angeboten werden, um künftige Tagesmütter und -väter ausbilden und im besten Fall später in der Kinderbetreuung einsetzen zu können.