Frische Brötchen gibt es bei Lüning im Hargesheimer Rewe-Markt nur noch bis 14 Uhr. Auch andere Bäckereien im Kreis Bad Kreuznach haben Probleme - aus unterschiedlichen Gründen.
KREIS BAD KREUZNACH. „Frische Brötchen machen glücklich“, verspricht die Werbung am Schaufenster in der Lüning-Filiale im Hargesheimer Rewe-Markt. Doch das gilt nicht mehr ab 14 Uhr. Denn dann schließt die Bäckereitheke, bei der es bisher sogar noch um 20 Uhr etwas zum Essen oder Naschen gab. An der Tür hängen Schilder: „Liebe Kundschaft, aus betriebsbedingten Gründen schließen wir heute bereits um 14 Uhr. Wir bitten um Verständnis.“ Die „liebe Kundschaft“ bleibt am Nachmittag rätselnd vor der Tür stehen. Denn was sind „betriebsbedingte Gründe“? Und was heißt „heute“, wenn schon seit einer Woche ab mittags die Rollläden heruntergelassen sind? Eine Kundin, die sich für den Feierabend eine leckere Zwiebelstange gewünscht hätte, muss enttäuscht wieder weggehen.
Ein Sprecher der Unternehmenszentrale in Bingen erklärt auf Anfrage dieser Zeitung, der Grund für die vorzeitige Schließung dieser Lüning-Filiale seien ein erhöhter Krankenstand und einige aktuelle Corona-Fälle unter der Belegschaft. Andere Filialen außer eben Hargesheim seien von verkürzten Öffnungszeiten nicht betroffen. Woanders laufe der Betrieb „völlig normal“, versichert der Sprecher, auch wenn die personelle Situation überall schwierig sei. Wie es weitergehe, sei offen. Weder wisse man im Vorhinein, wie lange die angespannte Situation in Hargesheim anhalte, noch ob es in anderen Filialen zu weiteren personellen Engpässen kommen werde.
Auch Bäckerei-Kette Lohner ist betroffen
Auch die Bäckerei-Kette Lohner mit Hauptsitz in Polch ist von vorgezogenen Schließungszeiten betroffen. So macht die Bäckereitheke im Bad Münsterer Rewe jetzt bereits um 18 Uhr statt wie bisher um 20 Uhr dicht. Auch hier werden als Gründe Personalengpässe wegen Krankheit genannt, wie die Verkäuferin einer Kundin erklärt und dafür um Verständnis bittet. Die Bäckerei Grünewald mit Hauptsitz in Waldlaubersheim schließt zur Zeit ihre Filialen in Seibersbach und Münster-Sarmsheim am Nachmittag. Firmenchef Marco Grünewald begründet diese vorzeitige Schließung mit dem fehlenden Personal, aber auch mit dem geringeren Kundenaufkommen in kleineren Dörfern. Personalmangel ist nur ein Problem, das dem Chef zur Zeit Kopfschmerzen bereitet. Ein anderes gewichtiges Problem sind die enorm gestiegenen Energiepreise. Grünewald beheizt seine sieben Backöfen mit Gas – und der Preis dafür hat sich wegen des Ukraine-Krieges fast verdreifacht – und der Chef kann froh sein, wenn überhaupt noch Gas fließt. Grünewald erwartet von der Politik, dass Lebensmittelbetriebe als „systemrelevant“ eingestuft und im Notfall gefördert werden. Noch plant Grünewald nicht, die höheren Gaspreise auf seine Produkte umzulegen: „Wir wissen aber nicht, was nächstes Jahr kommt.“
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Auch ein kleiner Betrieb in Hargesheim hat seine Öffnungszeiten geändert: Die Bäckerei Gmeiner in der Kirchstraße bleibt ab Anfang Oktober am Mittwochnachmittag geschlossen. Doch Personalmangel ist hier nicht der Grund. Zwar gebe es auch hier in der Belegschaft einige Krankheitsfälle, doch das habe man bisher ausgleichen können, erklärt dazu Chefin Rosemarie Gmeiner. Jedoch: „Ich und mein Mann, wir sind halt etwas älter geworden. Und wir wollen uns den Mittwochnachmittag jetzt einfach für uns gönnen, damit wir an den übrigen Tagen einfach besser für unsere Kunden arbeiten können.“