Stecker ziehen, einsteigen, losfahren: Wer klimaneutral, aber dennoch im Auto von A nach B kommen möchte, kann heutzutage auf Strom betriebene Fahrzeuge zurückgreifen – auch...
KREIS BAD KREUZNACH. Stecker ziehen, einsteigen, losfahren: Wer klimaneutral, aber dennoch im Auto von A nach B kommen möchte, kann heutzutage auf Strom betriebene Fahrzeuge zurückgreifen – auch in Rheinhessen und an der Nahe, wo deren Anteil zwar noch recht gering ist, sich in den nächsten Jahren aber deutlich steigern könnte. Im Schnitt schafft der Fahrer mit einem E-Auto rund 250 Kilometer Strecke, also viermal von Mainz nach Worms oder zwölfmal von Bad Kreuznach nach Bingen. Dann geht allerdings den meisten Autos der Saft aus, die Suche nach einer Aufladestation beginnt.
„Als ich anfing, gab es im Landkreis keine einzige Ladesäule; heute haben wir in Alzey und Wörrstadt bereits neun Stationen, drei weitere sind in der Planung“, sagt Dennis Rodler, Klimaschutzmanager im Kreis Alzey-Worms. Seit 2015 ist er für die Umsetzung des Integrierten Klimaschutzkonzepts zuständig, seine und zwei weitere Stellen in den Nachbarlandkreisen waren im Zuge der Zusammenarbeit der Landkreise Alzey-Worms, Mainz-Bingen und Bad Kreuznach geschaffen worden. Das Ziel: eine Null-Emissionsregion-Rheinhessen-Nahe. Auch die Herausforderung der nachhaltigen Mobilität ist in dem Konzept aufgenommen. „Bis sich kreisweit E-Mobilität vollständig etabliert hat, wird es noch einige Zeit dauern. Es ist ein Henne-Ei-Problem: E-Autos fehlen, weil der Ausbau der Ladestruktur in den Anfängen ist. Die Zahl der E-Säulen wächst nur langsam, weil nur wenige E-Autos zugelassen sind. Die Kreisverwaltung Alzey-Worms geht mit gutem Beispiel voran. Wir nutzen zwei E-Autos, einen E-Roller und zwei E-Bikes.“ Mit einem Elektromobilitätskonzept und einem entsprechenden Netzwerk hofft Rodler, dass die E-Mobilität schneller vorangetrieben wird. „Die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen wird bis Ende des Jahres ein Konzept für die Region erstellen. Wir sind einer der ersten Landkreise, der so etwas umsetzt. Außerdem haben einige Unternehmen und Energieversorger bereits Interesse bekundet, dem Netzwerk Elektromobilität beizutreten, um die Maßnahmen aus dem Konzept besser umsetzen zu können.“ Ebenfalls vorstellen könnte Rodler sich, dass eine Mobilitätszentrale funktioniert, bei der E-Autos sowohl Arbeitnehmern als auch Bürgern zur Verfügung gestellt werden. „Car-Sharing ist da sicherlich auch eine Option.“
Bad Kreuznach schreitet bei der E-Mobilität voran
Diese Idee hat die Stadt Bad Kreuznach bereits umgesetzt. Die Stadtwerke haben sich E-Autos als Dienstwagen zugelegt, die sie auch den Kreuznacher Bürgern zur Verfügung stellen. Demnächst soll zudem eine Mobilitätsstation am Bahnhof entstehen, bei der die Bürger E-Bikes ausleihen können. Klimaschutzmanager Simon Haas: „Da ist die Stadt recht fortschrittlich, im Kreis halten wir uns da noch etwas zurück.“ Bei den Ladestationen ist man seiner Meinung nach gut aufgestellt, auch wenn sie noch nicht flächendeckend vorhanden sind. „Das sehe ich aber auch eher als Aufgabe der freien Wirtschaft, das weiter zu verbreiten. Ich glaube ohnehin, dass die Auto- und Energiekonzerne das früher oder später als ihre Nische übernehmen werden.“
Haas möchte allerdings gern die Kreisverwaltung zum Vorbild für E-Mobilität machen. „Es wäre sehr gut, wenn die Mitarbeiter ihren Arbeitsweg klimaschonend auf dem Rad oder eben mit dem E-Auto zurücklegen würden.“ Auch die Umrüstung des Fuhrparks der Verwaltung wäre eine denkbare Maßnahme. „Wir sind da etwas zurückhaltender als andere Landkreise. Wir fangen im Kleinen an und schauen, wie sich das entwickelt. Noch ist keine klare Richtung erkennbar und wir warten lieber ein bisschen ab.“
Mit gutem Beispiel geht auch die Kreisverwaltung Mainz-Bingen voran. Vier E-Autos habe man für den Fuhrpark angeschafft, inklusive Ladestationen, berichtet Klimaschutzmanager Hilmar-Andreas Holland. „Ein Anfang ist gemacht. Will man sukzessiv auf E-Mobilität umstellen, erfordert dies aber erhebliche infrastrukturelle Anpassungen“, meint er. Die entscheidenden Fragen seien dabei: Wo kann ich mein Auto aufladen, wie lange dauert das und wie weit komme ich mit einer Akkuladung? Hier sieht Holland aber erhebliche Fortschritte. Ladedauer und Reichweiten seien heutzutage kein Problem mehr, vielmehr brauche man mehr Lademöglichkeiten im öffentlichen Raum. In Mainz-Bingen seien diese an verschiedenen Stellen auch schon vorhanden, die Nachfrage steige ebenfalls. „Es wäre unklug, zu viele verschiedene Bezahlungssysteme einzurichten. Ladesäulen sollten an zentralen Positionen zu finden und möglichst einfach zugänglich sein. In der Nähe von Stadt- und Einkaufszentren sind dabei die wichtigsten Ausgangspunkte für das weitere Vorgehen. Nur, wenn Ladesäulen sichtbar sind und genutzt werden, wird sich die Akzeptanz erhöhen.“
Von Denise Frommeyer