Vor 17 Jahren wurde das Regionalbündnis Soonwald-Nahe ins Leben gerufen. Während Kommunalpolitiker, Kreistag und Naheland-Touristik seit einiger Zeit über eine sinnvolle...
KREIS BAD KREUZNACH. Vor 17 Jahren wurde das Regionalbündnis Soonwald-Nahe ins Leben gerufen. Während Kommunalpolitiker, Kreistag und Naheland-Touristik seit einiger Zeit über eine sinnvolle touristische Vermarktung der Region diskutieren, hat das Regionalbündnis seit fast zwei Jahrzehnten hier bereits weitreichende Erfolge erzielt. Der Vorsitzende Dr. Rainer Lauf, erklärt, wie das gelungen ist.
Herr Dr. Lauf, was ist das Erfolgsrezept des Regionalbündnisses?
Bei uns setzen sich Menschen ohne konkrete Eigeninteressen für die Belange der Region ein. Was anfangs kritisch beäugt wurde und sich viele fragten, warum machen die das, ist jetzt unsere große Stärke. Wir haben ein breites Bündnis von Personen, Institutionen und Themen, die die Menschen interessieren. Durch unsere kontinuierliche Arbeit und Erfolge mit vielen Projekten, ist unser Stellenwert als Impulsgeber, Ansprechpartner und wertvolles Netzwerk über alle Gebiets- und Parteigrenzen hinweg beachtlich.
Was war das wegweisendste Projekt des Regionalbündnisses bisher?
Unser Verein hat das Thema Regionalität in unserer Heimat fest verankert und den Hunsrück-Nahe-Raum als zusammengehörige Gebietskulisse definiert. Das geht nur anhand konkreter Projekte, und da ist die Regionalmarke SooNahe natürlich beispielgebend. Mit ihr haben wir es geschafft, Landwirte, Winzer, Bäcker, Metzger, Gastronomen und Einzelhändler von Birkenfeld bis Bingen und von Simmern bis Meisenheim zu einer starken Marke zusammenzuführen und gezeigt, dass übergreifende Projekte in diesem Raum möglich sind.
Warum ist SooNahe so erfolgreich?
Wir haben die Marke zu einer Zeit geschaffen, in der die Menschen Sehnsucht nach Nähe, Glaubwürdigkeit und Identität hatten. Die Marke und ihre ganz konkrete Umsetzung in Produkte und Dienstleistungen hat hier einen Nerv getroffen. Da trifft durchaus auch das Sprichwort zu: „(Heimat-)Liebe geht durch den Magen“. Unser Motto – wer weiter denkt, kauft näher ein – macht den Menschen deutlich, dass sie durch ihr Einkaufsverhalten die Region lebenswert mitgestalten können.
Ihre Marke ist eng mit dem Bingen-Pilgerwanderweg verzahnt. Hier ist, wie Sie sagen, ein Brückenschlag im Tourismus gelungen, von dem von Bingen bis Idar-Oberstein die Region profitiert. Wie kann Ihrer Meinung nach eine gute Vermarktung touristischer Angebote im Naheland gelingen? Was muss dabei beachtet werden?
Das Kirchturmdenken muss endlich aufhören! Touristen orientieren sich nicht an kleinräumigen Gemeindegrenzen, sondern betrachten großräumige Urlaubsziele. Da profitiert die Naheregion vom Hunsrück und umgekehrt. Wein, Wald, Wohlfühlen ist ja schon das Motto des Naturparks und da liegen auch unsere Stärken. Dazu haben wir den Nationalpark und das erstklassige Weinland Nahe, Gesundheits- und Genussangebote. Wer hat schon eine solche Vielfalt zu bieten? Alle an der Vermarktung beteiligten Institutionen müssen die bereits vorhandene Zusammenarbeit intensivieren. Der Hildegardweg und die Marke „SooNahe“ sind ein sehr gutes Beispiel für gebietsübergreifende Kooperationen.
Eines der jungen Projekte des Bündnisses ist das Projekt „Lebendige Wiesen“. Was ist das für ein Projekt und warum stößt es auf so große Resonanz?
Wie schon bei anderen Themen erfüllen wir hier scheinbar ein Bedürfnis, unsere Natur- und Kulturlandschaft mit allen Sinnen zu erleben. Nach dem Versuchslauf 2017 können wir hier unser Programm 2018 deutlich ausweiten, auch weil neue Partner mit Angeboten zu uns gestoßen sind. Natur, Kunst, Genuss und Feste feiern – alles auf den Wiesen unserer Region!
Es gibt eine neu etablierte Arbeitsgruppe „Regionale Identität“. Was verbirgt sich dahinter?
Bei der letzten Sitzung waren insgesamt fünfzehn Institutionen vertreten, weitere sind einbezogen. Von Tourismus über Wirtschaft, Naturschutz, Landwirtschaft und Weinbau, sowohl die Landjugend als auch die Landfrauen und Kulturinitiativen werden eingebunden, damit viele gute Entwicklungen nicht nebeneinander her, sondern zusammenlaufen. Alleine diese Kooperation und die damit verbundenen Gespräche sind extrem wertvoll. Wir planen aber auch erste gemeinsame Aktionen und – wenn möglich – eine größere Veranstaltung im November.
Welche Träume möchte das Bündnis in Zukunft noch verwirklichen?
Die Überwindung überflüssiger Grenzen in den Köpfen der Menschen in der Hunsrück-Nahe-Region liegt uns am Herzen. Das ist ein dickes Brett, das wir bohren, aber manche Träume werden dann doch irgendwann wahr, wenn man durch konsequente Arbeit dabei etwas nachhilft!
Was ist das größte Potenzial unserer Region in einem Satz?
Unsere Region hat in jedem Fall eine hohe Lebensqualität, engagierte Menschen und noch viele Chancen, von denen wir nachts träumen und tagsüber daran arbeiten.
Das Interview führte Daniela Elsässer.