Eine sehr dürftige Bilanz

1500 Menschen mit Behinderung im Landkreis arbeiten derzeit in zwei Werkstätten, die von der Diakonie und der Lebenshilfe getragen werden. Eine wichtige Aufgabe sei es, so...

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KREIS BAD KREUZNACH. 1500 Menschen mit Behinderung im Landkreis arbeiten derzeit in zwei Werkstätten, die von der Diakonie und der Lebenshilfe getragen werden. Eine wichtige Aufgabe sei es, so Marion Eckart vom Kreis-Sozialamt, es wenigstens einem Teil dieser Menschen zu ermöglichen, in der freien Wirtschaft auf geschützten Arbeitsplätzen zu arbeiten oder ihnen zumindest einen Praktikumsplatz zu vermitteln. Dies sei Ziel des 2010 ins Leben gerufenen „Bad Kreuznacher Bündnisses für Arbeit“, an dem neben den sozialen Einrichtungen auch Kammern, Kirchen, Kommunen, Job-Center und private Unternehmer teilnehmen. Die jüngste Sitzung des Kreis-Beirats für Menschen mit Behinderung wollte nun eine Bilanz dieses siebenjährigen Bemühens um „Inklusion auf dem Arbeitsmarkt“ ziehen. Diese Bilanz fiel allerdings so bescheiden aus, dass die zuständige Beigeordnete Gerlinde Huppert-Pilarski (Grüne) formulierte: „Ein sehr zähes Geschäft. Das ist kein Selbstläufer.“

Genannt wurden in der Sitzung als gelungene Beispiele drei Beschäftigte, die zwei- bis dreimal pro Woche im Logistikbereich Verpackungs- und Dienstleistungsaufgaben übernehmen. Bei der Bad Kreuznacher Stadtverwaltung haben zwei Werkstatt-Beschäftigte Botendienste übernommen. Andere Plätze wurden in der Hauswirtschaft, im Gartenbau und bei Hausmeisterarbeiten gefunden. Insgesamt 69 Menschen hätten zumindest zeitweise in solche von der betreuten Werkstatt ausgelagerten Plätze vermittelt werden können. Während dieses Einsatzes werden diese Menschen von Fachkräften der Werkstätten begleitet. Nur: Kein einziger dieser Plätze befindet sich im Bereich der privaten Wirtschaft.

Die Zuschüsse reichen Arbeitgebern offenbar nicht

Es wurde von Trägern des Bündnisses berichtet, dass es sogar eine Ausbildung zum Fachpraktiker für Lagertätigkeit gibt – mit einem von der IHK-Akademie ausgestellten Zertifikat. Sieben Teilnehmer haben diesen Lehrgang im ersten Durchgang absolviert, bis hin zum Führerschein für Gabelstapler. Vier von ihnen arbeiten nun im Lager der Behinderten-Werkstätten, also keiner hat den so oft propagierten Sprung in den „ersten Arbeitsmarkt“ im Bereich der freien Wirtschaft geschafft, obwohl der Arbeitgeber Zuschüsse in Höhe von 70 Prozent des Bruttoarbeitslohnes bekommen würde. Offenbar ist das als Anreiz nicht ausreichend.

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Positiv wurde der „Azubi-Tausch“ der Kreisverwaltung gewertet: Auszubildende der Verwaltung tauschen für vierzehn Tage ihre Plätze mit Beschäftigten in der Behindertenwerkstatt und reden über die gemeinsamen Erfahrungen.