Die Angst voreinander nehmen

Die Kreisverwaltung bringt gemeinsam mit dem Landessportbund einen Leitfaden auf den Markt, der Antworten auf alle auftauchenden Fragen geben soll. Foto: Kreisverwaltung
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(red). Noch in diesem Jahr wollen die Initiatoren des Projekts „Verein leben – Gemeinsame Sprache Sport“ ihren Leitfaden zur Integration durch Sport im Landkreis Bad...

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KREIS BAD KREUZNACH. (red). Noch in diesem Jahr wollen die Initiatoren des Projekts „Verein leben – Gemeinsame Sprache Sport“ ihren Leitfaden zur Integration durch Sport im Landkreis Bad Kreuznach herausgeben. Der Leitfaden soll den Verantwortlichen in den Vereinen, Verbandsgemeinden und Flüchtlingsorganisationen Antworten auf Fragen bieten, die sich im Rahmen einer Integration in die Vereine ergeben.

„Integration funktioniert am besten durch eine Teilnahme an den vorhandenen Angeboten, die vor Ort ohnehin bestehen“, weiß Denise Demaré, Integrationsbeauftragte des Landkreises Bad Kreuznach. Um allen Beteiligten die Angst voreinander zu nehmen und Hilfestellungen zu leisten, werde der neue Leitfaden – der erste seiner Art in Rheinland-Pfalz – wichtige Hinweise und Anlaufstellen liefern.

„Mit dem Projekt und den damit verbundenen regelmäßigen Dialogwerkstätten haben wir eine Atmosphäre des Vertrauens geschaffen“, macht Nedia Zouari-Ströher, Referentin für das Bundesprogramm „Integration durch Sport“ und Projektinitiatorin beim Landessportbund Rheinland-Pfalz (LSB), deutlich. Der Sport biete einen informellen Raum der Begegnung, in dem Erfolgserlebnisse sofort ausgekostet werden können, sei es lediglich durch das geschossene Tor oder den gemeinsamen Jubel darüber. Der LSB als Projektinitiator organisierte das Projekt erstmals im Landkreis Bad Kreuznach gemeinsam mit seinen Projektpartnern, der Kreisverwaltung und dem Modellprojekt „Integration von Flüchtlingen in Sportvereine des Landkreises Bad Kreuznach“. „Unser Ziel muss es sein, für geflüchtete Menschen, die Interesse am Sport haben, schnellstmöglich den passenden Verein zu finden“, betont Dr. Claudia Eider. Sie leitet das Modellprojekt und ist Kooperationspartnerin des Landessportbundes. Der Leitfaden thematisiere ein ganzes Bündel an Fragen und Problemen, die im gemeinsamen Miteinander auftauchen können – und liefere zugleich die Antworten, sagt Nedia Zouari-Ströher.

Dass Integration durch Sport funktionieren kann, liegt auf der Hand. „Viele geflüchtete Menschen haben schon in ihren Heimatländern Sport getrieben“, sind sich die Experten einig. „Aber oft eben nicht – wie hier in Deutschland üblich – organisiert in Vereinen, sondern vielmehr als Schul- und dann Leistungssport.“ Zu diesen kulturellen Unterschieden gesellten sich meist auch sprachliche Barrieren, die sowohl Geflüchtete als auch Vereinsvertreter vor Herausforderungen stellten. Dabei seien diese Herausforderungen aber in aller Regel schnell zu lösen – wenn man über das nötige Knowhow verfüge. „Und genau hier“, sagt Demaré, „setzt der Leitfaden an.“

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Zur Erstellung des Leitfadens wurden in den vergangenen Monaten Gespräche mit Vereinen, Verbänden, Kommunen und Geflüchteten geführt. „Wir wollten genau wissen, welche Fragen und Probleme immer wieder auftauchen, aber auch die besonders erfolgreichen Maßnahmen und Erfahrungen vorzeigen, um voneinander zu lernen“, sagt Zouari-Ströher. So sei eine Vertrauensbasis entstanden, die zu offenen Gesprächen geführt habe. „Niemand hatte irgendwann mehr Sorge, bei Bemerkungen zu bestimmten Themen in eine Ecke gedrängt zu werden“, freuen sich die Protagonisten. So habe sehr umfassend geklärt werden können, was Geflüchtete, Vereinsvertreter sowie Vertreter der Verbandsgemeinden und karitativen Einrichtungen wollten und wie dies mit der Vereinsarbeit kompatibel ist.

Dass der Leitfaden ein Erfolg wird, davon sind alle Beteiligten überzeugt. Auch Gerlinde Huppert-Pilarski, die als inzwischen ausgeschiedene Zweite Kreisbeigeordnete das Projekt von Beginn an begleitete, ist begeistert. „Hier werden Mittel aus der Integrationspauschale für eine großartige Sache eingesetzt, die für alle Betroffenen nützlich sein wird und zu einer noch intensiver gelebten Integration führen wird“, schwärmt Huppert-Pilarski. Schon heute werde in vielen Vereinen Integration durch die gemeinsame Sprache Sport betrieben. Mit dem Leitfaden, der in einer erhöhten Auflage erscheinen wird, soll es aber noch einfacher für alle Beteiligten werden.