Der Bad Kreuznacher Kreistag hat sich konstituiert. Landrätin Bettina Dickes verpflichtete die Mitglieder – darunter 23 Neulinge – und appellierte indirekt an eine Fraktion.
KREIS BAD KREUZNACH. Ganz am linken Rand, dort findet sich absurderweise die AfD wieder. Eine neue Wahlperiode bedeutet nämlich auch immer eine neue Sitzverteilung. Sowohl personell bei den Parteien, aber auch ganz praktisch im Sitzungssaal. Und dort hat die AfD-Fraktion künftig ganz links im Raum drei Tische für ihre fünf Mandatsträger stehen. Das war auch der Grund, weshalb Landrätin Bettina Dickes ihren Kopf ganz weit drehen musste, als sie sagte: „Wir hatten hier die vergangenen zwei Jahren ein gutes Miteinander, ich wünsche mir, dass das bleibt.“
Am Montag hat sich nach der Wahl im Mai der neue Kreistag konstituiert. Das neu gewählte Gremium umfasst 50 Sitze, 23 Kreistagsneulinge nehmen auf ihnen Platz. Dickes sagte: „Wir sind vom Wähler neu zusammengewürfelt worden, gut die Hälfte der Mitglieder sind neu.“ Die CDU, die Phalanx in der Mitte des Sitzungssaals, ist mit gleich neun Neulingen bei 16 Sitzen die Fraktion mit dem stärksten personellen Umbruch im Kreistag. Ihr Fraktionsvorsitzender für die kommenden fünf Jahre wird erneut Markus Lüttger sein, der allerdings der konstituierenden Sitzung entschuldigt fernblieb. Übrigens genau wie Bundesministerin Julia Klöckner.
Ganz rechts im Sitzungssaal hat erneut die SPD-Fraktion unter dem wiedergewählten Vorsitzenden Carsten Pörksen ihren Platz gefunden – mit erkennbar dezimierter Truppe. Wo vergangene Wahlperiode noch 18 Mandatsträger saßen, sitzen inzwischen nur noch zwölf. Der Abschwung der Sozialdemokratie, er ist auch im Bad Kreuznacher Kreistag zu erkennen. Zumal mit Heike Kaster-Meurer, Michael Greiner und Michael Schaller gleich drei Mitglieder – entschuldigt – bei der konstituierenden Sitzung fehlten. Dafür erlebte Lena Müller ihre Kreistagspremiere, mit gerade einmal 30 Jahren das jüngste Mitglied des Gremiums.
Hinter der CDU-Fraktion hat derweil die FWG Platz genommen – mit zwei neuen Gesichtern: Maren Bott und Dr. Volker Rings. Peter Michel, ihr Fraktionsvorsitzender und derzeit noch dritter Kreis-Beigeordnete, behält vorerst seinen Stuhl am Beigeordnetentisch – zumindest bis zur übernächsten Kreistagssitzung im August, wenn der Kreistag seine ehrenamtlichen Beigeordneten neu bestimmt.
Und dann gibt es ja noch die Tischreihe halblinks, zwischen CDU-Block und AfD-Quintett. Mit „einer komplett neuen Fraktion“, wie Landrätin Dickes in ihrer Einführungsrede wissen ließ. Damit meinte sie die Freien Wähler, die mit dem früheren FWG-Mitglied Dr. Herbert Drumm und der ehemaligen Landratskandidatin Anke Schumann gleich zwei Sitze im Kreisparlament besetzen konnten. Mit an ihrem Tisch sitzt auch Die Linke, bestehend aus ihrem altbewährten Duo um den Fraktionsvorsitzenden Rainer Dhonau und Ewald Götz.
Die oppositionelle Tischreihe wird ergänzt durch das liberale West-Trio um den FDP-Fraktionsvorsitzenden Thomas Bursian, Frank Ensminger und Eugen Krax, allesamt Kreistagsmitglieder aus dem westlichen Teil des Landkreises. Und ganz vorn, da haben erneut die Grünen Platz genommen, künftig mit sieben statt wie bislang mit nur vier Mitgliedern. Ihr neuer Vorsitzender ist Dr. Erwin Manz, einer von vier Neu-Grünen – neben Stefan Boxler, Michaela Bögner und Andreas Pilarski.
Die AfD-Fraktion: Fünf Mitglieder stellt sie ab sofort. Vier Männer, Jürgen Klein, Lutz Haufe, Thomas Wolff, Daniel Lau, und eine Frau, Madlen Scholze. Bereits im Vorfeld zur Kreistagswahl hat die nationalkonservative Partei angekündigt, die kommenden fünf Jahre im Kreistag lauter aufzutreten als bislang. Und zwar in Form von Anfragen und Anträgen, wie der Fraktionsvorsitzende Klein im Wahlkampf wissen ließ. Auch deshalb waren folgende Worte sicherlich an sie gerichtet, als Landrätin Dickes ihren Kopf erneut in die linke Ecke des Sitzungssaals drehte und sagte: „Jeder kann die kommenden fünf Jahre gerne Anträge einreichen. Und wir werden gegen keinen Antrag sein, nur weil er von einer bestimmten Fraktion eingereicht wurde.“