Hans-Dirk Nies hatte das Gerücht angeheizt. Im Sommer sagte der SPD-Landratskandidat der AZ, im Falle eines Wahlsieges wolle er sich für einen möglichst großen Konsens in...
KREIS BAD KREUZNACH. Hans-Dirk Nies hatte das Gerücht angeheizt. Im Sommer sagte der SPD-Landratskandidat der AZ, im Falle eines Wahlsieges wolle er sich für einen möglichst großen Konsens in der Kreisspitze einsetzen. Der mit seinem Wechsel auf den Landratsposten frei werdende Stuhl des Ersten Kreisbeigeordneten sollte also der stärksten Fraktion im Kreistag zugestanden werden, der CDU.
Messerscharf schlossen darauf Beobachter: Siegt Nies, wird die in der Wahl unterlegene Christdemokratin Bettina Dickes neue Beigeordnete. Das, wurde weiter spekuliert, führe dann zu einer Großen Koalition (GroKo) im Kreistag, zwischen CDU und SPD. Was wiederum das Ende der aktuellen Koalition aus CDU, FWG und Grünen eingeleitet hätte. Die Juniorpartner der CDU – FWG und Grüne – wären die Leidtragenden.
Ludger Nuphaus will denn auch von solchen Parolen nichts wissen: „Von dem Gerücht habe ich noch nichts gehört“, versichert der Fraktionschef der Grünen und fragt sich: „Wer streut so ein Gerücht? Wer hat da Angst, auf der Strecke zu bleiben?“ Und wer habe ein Interesse daran, politisches Engagement in schlechtem Licht aussehen zu lassen? Politiker-Bashing, bedauert der Grüne, „scheint ja leider zurzeit modern zu werden“.
Nuphaus geht vielmehr davon aus, dass seine Koalitionspartnerin Dickes „die erste weibliche Landrätin wird und sich somit erst einmal wenig an der politischen Situation im Kreistag ändert“. Mehr wisse man erst nach der Wahl, „wilde Spekulationen im Vorfeld der Wahl sind nicht hilfreich, treiben Wähler Randgruppen zu und mindern die Wahlbeteiligung“, kritisiert Nuphaus.
Die Koalitionen im Kreistag hätten in den 25 Jahren, in denen er Kreispolitik mache, mehrfach gewechselt – „das ist doch nichts Bedrohliches oder Schlimmes, sondern ein normaler Vorgang in kommunalen Gremien“, findet der Fraktionssprecher der Grünen. Doch auch bei einer neuen Konstellation im Kreistag würde sich Nuphaus „nicht unbedingt als Verlierer“ sehen – im Gegenteil: „Oppositionsarbeit macht auch Spaß, ist einfacher und kann durchaus auch Erfolge erzielen.“
Kein Anlass für Spekulationen
Auch Wolfgang Zimmer sieht keinen Grund, über neue Mehrheiten im Kreistag zu spekulieren: „Für uns ist derzeit kein Anlass!“, betont der Sprecher der FWG-Fraktion. Die FWG befinde sich in einer funktionierenden Kreiskoalition mit eigener Mehrheit. Bei einem Sieg von Nies bei der Landratswahl würde die Stelle des Ersten Kreisbeigeordneten vakant, den Nachfolger wähle der Kreistag – und da habe die derzeitige Kreiskoalition immer noch die Mehrheit, sich auf einen gemeinsamen Kandidaten zu verständigen und den auch zu wählen.
Ein deutliches Wort gegen GroKo-Spekulationen findet auch Dickes. Sie wischt Gerüchte über Sondierungen zwischen CDU und SPD vom Tisch: „Es gibt keine Absprachen, ich kandidiere, um zu gewinnen“, bekräftigt die Christdemokratin.
Von Gert Schatto