Wörrstädter Frank Jungblut präsentiert in der ZDF-Show „Bares für Rares“ seinen Colani GT an. Die Gebote der Händler können ihn dann aber nicht überzeugen.
WÖRRSTADT. Die Händler von „Bares für Rares“ haben schon so manche kostbare Rarität bestaunen dürfen. Doch was sie da im Innenhof von Schloss Drachenburg erwartete, ließ auch sie staunen: ein Colani GT. Benannt nach seinem berühmten Designer Luigi Colani, war das Auto in einer kleinen Auflage von rund 300 Exemplaren ab 1961 gebaut worden, hat von seinem Reiz aber bis heute nichts verloren.
Kein Wunder also, dass sich das Team von „Bares für Rares“, jener Trödel-Show im ZDF, deren Einschaltquoten zur Kaffee-und-Kuchen-Sendezeit sich im Dauerhöhenflug befinden, dieses Schätzchen nicht entgehen lassen wollte.
Dennoch musste der Wörrstädter Frank Jungblut, in dessen Besitz sich der futuristisch anmutende weiße Kunststoff-Flitzer auf VW-Käfer-Basis seit 2010 befindet, fast ein Jahr lang warten, ehe die Sendung im September aufgezeichnet und nun kürzlich ausgestrahlt wurde. Der Grund für die lange Dauer, während der der Justizvollzugsbeamte mehrfach für seinen Fernsehauftritt gebrieft und das Auto vor Ort von Sachverständigen der Produktionsfirma genauestens unter die Lupe genommen worden war: Statt in der täglichen Nachmittagssendung, sollte der Colani GT dem TV-Publikum zur besten Sendezeit im Abendprogramm präsentiert werden. Eine Gelegenheit, die sich nur drei- oder viermal im Jahr bietet.
Dass der flotte Flitzer vor laufender Kamera dann doch keinen Käufer fand, lag wohl weniger an der Preisvorstellung Jungbluts, die sich in etwa mit der Expertise von „Bares-für-Rares“-Urgestein Sven Deutschmanek („19 000 bis 20 000 Euro sollte das Auto bringen“) deckte. Ausschlaggebend dürfte eher der Umstand gewesen sein, dass sich unter den Händlern, die sich in erster Linie auf alten Schmuck, Mobiliar oder Kunstobjekte verstehen, kein ausgewiesener Fachmann für historische Autos befand.
Nachdem auch das eine oder andere eiligst geführte Telefonat zu keinem Ergebnis führte, war es schließlich Walter „Waldi“ Lehnertz aus der Eifel, der mit 16 000 Euro das Höchstangebot abgab. Eine Summe, über die der Wörrstädter allerdings nicht ernsthaft nachdenken musste.
Schließlich hatte er selbst nicht nur einen knapp fünfstelligen Betrag in das Fahrzeug gesteckt, sondern zusammen mit seinem Nachbarn auch mehrere Hundert Arbeitsstunden investiert, ehe der komplett restaurierte Colani schließlich die strengen TÜV-Kriterien erfüllte und am 28. Juli 2015 mit einem H-Kennzeichen für Oldtimer auf der Zulassungsstelle in Alzey angemeldet wurde.
Vor acht Jahren hatte Frank Jungblut in der Garage eines Bekannten unter einem Berg von Gerümpel die Überreste des Autowracks entdeckt und sich auf Anhieb darin verliebt.
Entsprechend gelassen konnte er nun die Angebote der Händler für das generalüberholte Fahrzeug ablehnen und es wieder mit nach Hause nehmen. „Die selbst gesetzte Schmerzgrenze von 19 000 Euro hatte bei mir wirklich ihren Namen verdient“, sagt der 49-Jährige und lacht dabei fast erleichtert darüber, dass sich kein Käufer gefunden hat. „Am Ende hätte ich mich doch nur mit mindestens einem weinenden Auge davon trennen können.“
Die vielen Reaktionen während der vergangenen Tage sollten Jungblut schließlich im Nachhinein in seiner Entscheidung bestätigen. „Es ist gut, dass du das Auto behalten hast, lautete die einhellige Meinung“, erzählt der Justizvollzugsbeamte, der zur Sendezeit ein paar Freunde zum „Public Viewing“ in den Hof eingeladen hatte.
Vor allem „Bares-für-Rares“-Kultgestalt Horst Lichter, der mit seiner offenen Art als Garant für den Erfolg der Sendung steht, hat es dem 49-Jährigen angetan. „Ein toller Typ, der auch noch nach dem Dreh total natürlich war und mit dem ich auf Anhieb hätte um die Häuser ziehen können“, sagt er über den umtriebigen einstigen TV-Koch und Oldtimer-Liebhaber.
Auch wenn es diesmal kein Bares für Rares gab – ganz ausschließen will Jungblut nicht, dass es möglicherweise doch noch zum Verkauf seines schnittigen Roadsters ohne Dach und Türen kommt. Über den Sender erreichte ihn mittlerweile die eine oder andere Anfrage potenzieller Käufer. Ein schnelles „Schnäppchen“ von der Resterampe sollte sich allerdings niemand erhoffen. Der 49-Jährige schmunzelnd: „Der Preis ist eher gestiegen.“