In der Sandgrube fliegt die Erde

Auf das Kommando von Kita-Leiterin Viola Sattelkau (9.v.r) gibt es einen gemeinsamen Spatenstich für den Neubau des Waldorfkindergartens. Auch Verbandsbürgermeister Markus Conrad hilft mit.Foto: photoagenten/Axel Schmitz   Foto: photoagenten/Axel Schmitz

Rot-weiß gefärbtes Absperrband ist quer über das Grundstück „Sandgrube“ in der Kellereistraße gespannt. Es ist an kurzen, hölzernen Pfählen befestigt und markiert ein...

Anzeige

SAULHEIM. Rot-weiß gefärbtes Absperrband ist quer über das Grundstück „Sandgrube“ in der Kellereistraße gespannt. Es ist an kurzen, hölzernen Pfählen befestigt und markiert ein großes Viereck auf dem Boden. Im Inneren stehen Erwachsene und Kinder im Kreis. „Und Jetzt“, ruft Viola Sattelkau, Leiterin des Waldorfkindergartens Knispel. Sofort beginnt die Gruppe eine Vielzahl zuvor ausgeteilter Spaten in den Boden zu stechen, um Erde auszuheben, die sie dann jubelnd in die Luft werfen.

Neubau soll in einem Jahr fertig sein

Mit dem gemeinsamen Spatenstich beginnt eine neue Ära für den Kindergarten. In etwa einem Jahr wird dieser in die „Sandgrube“ umziehen. „Bis dahin muss noch viel passieren“, erzählt die Kita-Leiterin. Noch ist das neue Grundstück nämlich Brachland, doch schon bald wird hier der Bau eines neuen Kita-Gebäudes beginnen.

Anzeige

Das sei für den Kindergarten dringend notwendig, schildert Sattelkau. Das aktuelle Gebäude ist mit einer Gruppe von 25 Kindern voll ausgelastet. Es fehlt an Schlafplätzen, was sowohl eine Aufnahme von Kindern unter drei Jahren, als auch Ganztagsbetreuung unmöglich macht. „Wir haben eine lange Warteliste“, erzählt die 37-Jährige, doch ohne die erforderlichen Räumlichkeiten sei nichts zu machen.

Zukünftig werden den Kleinen des Waldorfkindergartens 300 Quadratmeter Fläche zur Verfügung stehen. Mit dem Neubau wird es eine „Familiengruppe“ geben, die 15 weiteren Kindern, auch unter drei Jahren, Platz bieten wird. Somit können bald insgesamt 40 Kinder halb- und ganztags betreut werden.

Insgesamt neun Jahre hat die Planung des Neubaus gedauert. Zu Beginn habe die Kita ein Grundstück im Neubaugebiet kaufen wollen, erzählt Sattelkau. Davon riet das Jugendamt jedoch ab. Die Suche ging weiter und endete schließlich mit der „Sandgrube“. Da es hier nichts mehr auszusetzen gab, sei der Kauf schnell beschlossene Sache gewesen.

Eine Million Euro kostet das Neubauprojekt. Um die Ausgaben möglichst gering zu halten, werden viele Aufgaben, wie etwa das Schreinern von Fensterbänken, ehrenamtlich übernommen. Nach dem Kauf seien dem Kindergarten jedoch plötzlich Fördergelder entnommen worden, erzählt die Kita-Leiterin. Somit wird nur ein Viertel der Kosten von öffentlicher Hand gedeckt. Der Waldorfkindergarten ist daher dringend auf Spendengelder angewiesen.

Dennoch schauen Erzieher und Eltern optimistisch nach vorne. Allen ist klar: Die Mühe lohnt sich. Das weiß auch der kleine Vin. „Ich freue mich schon auf den neuen Kindergarten“, sagt der Dreijährige und grinst.

Anzeige

Seiner Oma Anja Leibrich ist eine naturpädagogische und individuelle Erziehung sehr wichtig. „Das Kind wird da abgeholt, wo es steht“, erklärt die 52-Jährige. Daher schätzt sie es sehr, einen Waldorfkindergarten in unmittelbarer Nähe zu haben. „So müssen wir nicht weit fahren und das obwohl das Konzept eher selten ist“, sagt die Wörrstädterin. Das Neubauprojekt sieht auch sie als dringende Notwendigkeit an. Zwei ihrer Enkel warten bereits auf einen Kita-Platz, doch noch sind sie zu jung. Das ändert sich jedoch mit dem Umzug. „Dann können auch endlich Kinder unter drei Jahren aufgenommen werden“, sagt Leibrich mit strahlenden Augen.

Von Alicia Zimmermann