Als der erst 59-jährige Schützenkamerad Kurt Zeller aufgrund einer Krebserkrankung stirbt, ehren ihn seine Kameraden mit einem Benefizschießen zugunsten einer Krebsstiftung.
WONSHEIM. Der Schütze liegt auf einem mit Filz bespannten Schießtisch. Das Kleinkaliber-Luftgewehr ist geladen. In ruhiger Position ist er hoch konzentriert und hat das Gewehr im Anschlag. Er löst den Schuss aus. Die Kugel treibt zur Zielscheibe, die in 50 Meter Entfernung hängt. Auch dieser Schuss ist ein Treffer ins Schwarze. Die Zuganlage zieht die Schießkarte jetzt bis vor die Abschussanlage. Die Auswertung des Scheibenspiegels ist sehr gut. Der letzte Schuss hat den neunten Ring angekratzt. Daniel Dahm ist zufrieden.
Er nimmt mit seinen Reservistenkameraden aus Frankfurt am Benefizschießen des Schützenvereins 1931 Wonsheim teil. Für ihr kürzlich verstorbenes Vereinsmitglied Kurt Zeller wollen die Sportschützen ihrem Freund gedenken. „Er war sehr beliebt und sehr hilfsbereit“, erklärt Vorsitzender Armin Klamt, weshalb er der Idee von Reinhard Neumann zum Gedächtnisschießen sofort folgte. „Kurt Zeller hat sich außerordentlich engagiert, im Verband und im Verein. Er war an Krebs erkrankt und leider zu früh gestorben, mit 59 Jahren“, sagt Neumann, Vorsitzender der Reservistenkameraden Wiesbachtal aus Flonheim, betroffen.
„Wie kann man jemanden besser ehren, als gemeinsam sportlich für einen guten Zweck zu schießen?“, sagt Klamt. Und weil Zeller viel Gutes getan habe, wollen die Schützenkameraden ganz in seinem Sinne auch helfen. Den Erlös erhält die Sophia-Kallinowsky-Stiftung in Bad Kreuznach für die Kinderonkologie der Universitätsmedizin Mainz.
Karsten Kallinowsky hat zehn Monate nach dem Tod seiner Tochter Sophia im Februar 2017 die Stiftung gegründet. Sophia erhielt 2014 die Diagnose Krebs, da war sie ein Jahr alt. Mit drei Jahren starb das Mädchen nach 18-monatigem Kampf an den Folgen eines bösartigen Hirntumors. „Die Leidenszeit von Sophia machte mir deutlich, wie sehr, den wirtschaftlichen Gesetzen folgend, die Gelder und Forschung in die Erwachsenen-Krebstherapien fließen und es an Geldern in der Kinder- und Jugend-Krebsbehandlung oft fehlt“, lautet die Begründung von Kallinowsky zur Stiftungsgründung auf der Homepage. Er selbst war zwar zum Benefizschießen eingeladen worden, konnte aber nicht teilnehmen. Als seine Aufgabe formuliert der Vater auch, dass er die Spenden der Stiftung nutze, um Veranstaltungen für krebskranke Kinder zu organisieren. Dabei will er ihnen und den Angehörigen Momente schenken, bei denen sie die Krankheit ausklammern können. Die Gelder fließen auch für die klinische Verwendung und die Forschung.
Die Sportschützen sind sich schnell einig: „Da macht das Schießen umso mehr Spaß, denn wir unterstützen damit die Krebsstation.“ Rund 60 Anmeldungen dürfen die Kartenausgeber notieren. 15 Euro zahlen die Sportschützen dafür und erhalten noch ein Essen dazu. In drei Disziplinen versuchen sie, die besten Ergebnisse zu erzielen. Zehn Frauen sind dabei und schießen wie die Männer zielsicher einzeln und auch in der Mannschaft mit der Pistole auf 25 Meter und liegend sowie stehend mit dem Kleinkaliber-Luftgewehr auf 50 Meter Distanz. Die Kurt-Zeller-Pokale, für jeweils den ersten bis dritten Platz, die in den Disziplinen vergeben wurden, wurden gestiftet. „Das läuft. Wir arbeiten einfach gut zusammen. Wir sind sehr zufrieden“, loben die Organisatoren den Ablauf und die Sportschützen.
1236 Euro ist am Ende der Erlös des Gedächtnisschießens; das Geld geht an die Sophia-Kallinowsky-Stiftung.