Virtuos: Gitarren-Duo Café del Mundo begeistert im Kulturgut...

Mit ihrem virtuosen Gitarrenspiel begeistern „Café del Mundo“ die Besucher im Kulturgut.Foto: pa/Schmitz  Foto: pa/Schmitz
© Foto: pa/Schmitz

Einmal im Jahr ist der idyllische Hof des Kulturguts Schauplatz einer Open-Air-Veranstaltung und bietet weitaus mehr Platz als der Innenraum. Dennoch ist die Kapazität...

Anzeige

BECHTOLSHEIM. Einmal im Jahr ist der idyllische Hof des Kulturguts Schauplatz einer Open-Air-Veranstaltung und bietet weitaus mehr Platz als der Innenraum. Dennoch ist die Kapazität ausgeschöpft, alle Plätze besetzt. Zusätzliche Bänke werden herangetragen und am Flammkuchenstand der Familie Roth bildet sich eine lange Schlange. Ein Sommerabend, wie er sein soll.

Kulturgutsherr Roland Kalus hat sich einen Traum erfüllt und das Gitarrenduo „Café del Mundo“ zum wiederholten Male eingeladen. Die beiden Ausnahme-Gitarristen spielen Flamenco auf höchstem Niveau, und es sind nicht nur die perfekte Technik und die atemberaubende Spielgeschwindigkeit, mit der Jan Pascal und Alexander Kilian ihr Publikum zu Begeisterungsstürmen hinreißen. Selbst die fachkompetenten Kulturgut-Besucher, viele darunter selbst Gitarristen, stellen begeistert fest: „Das ist eigentlich gar nicht mehr zu toppen!“

Interpretationen in aberwitzigem Tempo

Anzeige

„Es gibt für Musiker kaum etwas Schöneres, als Open-Air in dieser wunderbaren Atmosphäre zu spielen“, sagt Jan Pascal. Das Duo interpretiert Kompositionen von Astor Piazolla wie „Oblivion“ oder „Liber Tango“ in der „Übersetzung“ für zwei Flamencogitarren, die sich zu aberwitziger Tempo steigern. Die beiden transferieren Manuel de Fallas Musik zur Oper „Das kurze Leben“ zu etwas Eigenem, „sehr iberisch und emotional“. Pascal macht die Ansagen und erzählt dazu in Kurzform die romantisch-dramatische Handlung der Oper, Alex Kilian kann sich eines desillusionierenden Kommentars nicht enthalten. Zuvor erklingt, „in Polen entdeckt“, der Tango „Schenk mir einen letzten Sonntag“, eine melancholische Ballade und Alex Kilian erinnert sich gerne an die Tournee, „bei der wir mit 80 Tänzerinnen die Garderobe teilen mussten“. Es scheint, dass die beiden an diesem Abend besonders gut drauf sind. Besonders Alex Kilian, der sonst oft, von seinem furiosen Spiel abgesehen, eher zurückhaltend wirkt, geht mit scherzhaften Anmerkungen aus sich heraus. Im Zusammenspiel mit Jan Pascal ist er derjenige, der zu immer schnelleren Tempi anstachelt, kurze Blicke dienen der Verständigung. Zeichen von stummen Einverständnis, das sich musikalisch niederschlägt, Dialoge, bei denen die Melodie vom einen Instrument zum anderen fliegt, parallele Läufe von atemberaubender Präzision.

„Um Flamenco zu spielen, muss man eigentlich in Andalusien geboren sein“, meint Jan Pascal. Doch ihr Spiel brachte „Café del Mundo“ auf die Titelseite einer spanischen Flamenco-Zeitschrift. In ihren Eigenkompositionen zeichnen die beiden Musiker den Weg, den der Flamenco genommen hat, den sie auf ihren eigenen Reisen nachvollziehen und dabei neue Pfade bahnen.

Künstler lernen sich bei Workshop kennen

„Una noche en Cadaques“ beschreibt die Stimmung im spanischen Küstenort, in der Toscana haben sie einen Satz gefunden, der zum Fliegenlernen auffordert und ihn in Musik umgesetzt: „Spread Your Wings“, zum Abheben schön. Eindrücke in Klänge zu verwandeln ist eine der Stärken von „Café del Mundo“. Ob es ein Fluss ist, „Río Guadalest“, der sich durch ein spanisches Tal schlängelt, ob ein Hügel, „Der schlafende Löwe“ genannt, „Leon dormido“, eine Stadt mit bunten Häusern, „Villayojosa“, immer entstehen beim Zuhören intensive Bilder.

Anzeige

Wie sich das Duo fand, erzählt Jan Pascal: „Bei einem Workshop“, den er leitete, „war ein junger Mann, der viel besser spielte als der Workshopleiter“, das war Alex Kilian. Und es war der Beginn von Café del Mundo. Eine „Allegria“ schrieb Jan Pascal für Alex Kilian zum ersten gemeinsamen Fernsehauftritt. Der Ruhm stellte sich damals noch nicht ein, aber die „Allegria“ spielen die zwei gemeinsam nun seit elf Jahren.

Von Ulla Grall