Zum 18. Mal richteten die „Scheinheiligen Mönche“ vom Landfrauenverein Bechtolsheim das bunte Spektakel aus. Bewertet wurden neben Tanz die Kostüme, Choreografie sowie...
BECHTOLSHEIM. Ausnahmezustand im Dorf. Maskierte Männer scharen sich vor der Musikhalle. „Aus dem Weg, ich muss tanzen“ steht auf den schwarzen Käppis der „O-Town-Players“. Letztes Jahr musste die Truppe aus Oppenheim krankheitsbedingt absagen, dieses Jahr sind sie wieder am Start, beim 18. Männerballett-Tanzturnier, das von den „Scheinheiligen Mönchen“ vom Landfrauenverein ausgerichtet wird.
„Hebt euer Glas!“, ruft Astrid Menges zur Begrüßung auf. „Wir sagen danke an unser wundervolles Publikum, das seit 18 Jahren unsere Halle füllt!“ Hocherfreut ist die langjährige Trainerin der „Scheinheiligen Mönche“, dass das Männerballett wieder auftreten kann. Die Gruppe war auf vier Aktive zusammengeschrumpft. Doch der Aufruf beim letzten Turnier hat Früchte getragen. Vier neue Tänzer hatten sich direkt in den Publikumsreihen gefunden. „Und Thomas Petigk, der bis 2018 ,nur‘ Moderator war, ist jetzt auch zum Tänzer mutiert.“
Das Bechtolsheimer Männerballett – als Gastgeber außer Konkurrenz – begeistert als „Verrückte Hutmacher“ aus „Alice im Wunderland“. Schon allein die detailverliebten Kostüme aller Balletts sind eine wahre Pracht. Für die Jury-Wertung zählen des Weiteren Choreografie, Musikumsetzung, Idee und Originalität sowie tänzerische Darbietung. In diesem Jahr ist die Jury aus eigenen Reihen bestückt. Anna Lieland, Mathias Uhink, Margit Flackus, Anna-Lena Hillmann und Konstantin Rörig stellen sich der schwierigen Aufgabe der Wertung und haben eine A-Note nach den vorgegebenen Kriterien sowie eine B-Note, wenn alle Balletts durch sind, zu vergeben.
„Einmarsch und Ausmarsch gehören nicht dazu“, erklärt Petigk, wieder aus dem Kostüm des Hutmachers geschält und abgeschminkt. „Frauen haben Verbot auf der Bühne“, ist die Regel für Männerballetts. Das gilt jedoch nicht für Männer in Frauenkleidern. Dies zelebriert das Abenheimer „Born to be Männerballett“ aufs Köstlichste. In ihrer „Ich glotze TV“-Show tanzen sie als Topmodels, Nonnen und Cheerleader. Das Publikum ist nicht mehr auf den Sitzen zu halten und singt ausgelassen mit: „Einmal nur Sex mit dir, Beate, Renate!“
Für Begeisterungsstürme sorgen alle Balletts, die sich mit ausgefeilten Choreografien präsentieren. Die anspruchsvollen Shows mit atemberaubender Akrobatik, Hebefiguren bis hoch unters Hallendach, in herrlichen Kostümen und mit zum Teil sehr aufwendiger Kulisse verwandeln den Saal in einen brodelnden Hexenkessel. Sagenhaft, was dem Publikum geboten wird an Tanzfreude, Können und sportlicher Leistung. „Vor 20 Jahren war Männerballett Spaß und Gaudi“, erzählt Björn Ritter, einer der Gründungstänzer der „Many Monkeys“ aus Bretzenheim bei Bad Kreuznach. „Da gab es ein Männerballett ,50 plus‘, das in der Fassenacht auftrat! Als die Väter aufhörten, starteten wir unter dem Namen ‚U 30‘!“ Niklas Folz, ehemaliger Tänzer der „El Toreros“ aus Fürfeld, ist seit einem Jahr bei den „Many Monkeys“ dabei. „Männerballett ist Männertanzsport, wir haben großen Ehrgeiz. Aber das Größte ist die Freundschaft, die aus den Auftritten und Turnieren entsteht!“, betont der 20-Jährige.