Im Bechtolsheimer Gemeinderat stehen Behörden Rede und Antwort

Zehn Tage soll der mit Schaben infizierte Sperrmüll auf der Straße gestanden haben. Foto: Silke Gutjahr
© Silke Gutjahr

Die Bechtolsheimer sehen bei der Schabenplage noch keinen Anlass aufzuatmen. Die Behörden versichern, dass der Frage, wie es zu dem Befall kommen konnte, nachgegangen werden soll.

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BECHTOLSHEIM. Auch in Woche fünf gibt es in Bechtolsheim nur ein Thema. Denn der Schabenbefall ist für die Bürger keineswegs abgehakt. Obwohl der Kammerjäger regelmäßig nach dem Rechten schaut, scheinen Verunsicherung und Angst nach wie vor die vorherrschenden Gefühle in der Gemeinde zu sein. Auch wenn die Schädlinge langsam weniger werden, gibt es aus Bürgersicht noch einiges zu klären. Fragen, die auch in die Gemeinderatssitzung am Montagabend getragen wurden. Die anscheinend wichtigsten: Wer hat schuld und wieso wurden die Bürger nicht früher informiert?

Ortschef: Ausmaß des Befalls nicht zu erahnen

„Weil wir nicht wussten, worüber wir informieren sollten“, entgegnete Ortsbürgermeister Harald Kemptner auf Letzteres. Denn dass der Befall einer Immobilie solche Kreise ziehen könnte, das sei nicht abzusehen gewesen.

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Und zu den restlichen Fragen, wer etwa für die entstandenen Kosten am Ende aufkommen muss oder wer Schuld hat an der Plage? Das solle nicht Thema der Ratssitzung sein, betonte der Ortschef im bis auf den letzten Stehplatz gefüllten Ratssaal. „Fakt ist, es war so“, sagte Kemptner. Nun gelte es, daraus zu lernen, um im Fall der Fälle zukünftig besser vorbereitet zu sein.

Doch genau die Fragen treiben die Bewohner der Petersberggemeinde weiter um. Sie wollen, dass der Schuldige gefunden wird. Und sie wollen, dass jedes noch so kleine Detail, das zu dem Schabenbefall führte, beachtet und aufgeklärt wird. Wer hat den Auftrag gegeben, den infizierten Sperrmüll, der mit sechs Containern entsorgt werden musste, aus dem Haus der syrischen Familie auf die Straße zu stellen? Ab wann wusste der Hausbesitzer, dass sein Haus massiv befallen ist? Wann hat er die Kreisverwaltung informiert? Konnte die VG Wöllstein, in der die anerkannte Flüchtlingsfamilie vor ihrem Umzug nach Bechtolsheim wohnte, ahnen, dass solch ein Unglück droht? Und wie geht es mit der Bekämpfung der Schädlinge weiter? Es sind nur einige der Fragen, die die Bürger den Vertretern von Ortsgemeinde, Verbandsgemeinde und der Leiterin des Gesundheitsamts der Kreisverwaltung, Gesa Mertz, stellten. Zumal laut Kammerjäger die Schaben in die Kanalisation gelangt sein könnten. Angesichts der aktuellen Witterung sei deshalb nicht auszuschließen, dass sich die Schaben wieder vermehren könnten, sagten die Bürger.

„Für uns beginnt jetzt die Detektivarbeit“, sagt Gesa Mertz. Sie wolle sich der Sorgen und Einwände der Bürger annehmen. Dass das nicht schon früher passiert sei, habe einen einfachen Grund: Die Informationen seien nur „scheibchenweise“ an die Kreisverwaltung herangetragen worden, betonte Mertz. „Die Aussagen des Hausbesitzers signalisierten uns, dass es zwar ein Problem gibt, aber auch, dass alles im Griff sei.“ Dass dem eben nicht so war, sei erst später deutlich geworden. Zu einem Zeitpunkt, als das Kind schon in den Brunnen gefallen war.

„Wir bekommen die Schaben aus den Häusern“, sicherte Mertz den Bürgern zu. Doch bis dahin gelte es die Augen offenzuhalten, betonte Kemptner. Zwar sei die Lage entspannter als noch vor zwei Wochen, aber Entwarnung gebe es noch keine.

Solch einen Austausch hätten sich die Bürger schon früher gewünscht. Eine Veranstaltung, in der die Behörden Rede und Antwort stehen und in der sich die Bürger, wie sie klar machten, mit ihren Sorgen endlich ernstgenommen fühlen. „Ja, es hätte besser laufen können“, gestand Mertz ein. „Aber auch wir wurden überrannt.“