Das Nabu-Team Worms-Wonnegau betreut rund 100 Brutröhren. Warum das Brutjahr 2022 bislang rekordverdächtig ist.
ALZEY-WORMS. (red). Der Bestand des Steinkauzes ist in Mitteleuropa noch immer rückläufig. Ohne spezielle Schutzprogramme und ein gewissenhaftes Monitoring wäre die kleine Eule auch in Rheinhessen verschwunden. Denn traditionelle Lebensräume wie Streuobstwiesen, die sich einst an Ortsrändern befanden, sind Baugebieten gewichen. In Rheinhessen sind einzeln stehende Nussbäume in landwirtschaftlich genutzten Flächen wie beispielsweise Wingerten bevorzugter Brutplatz.
Der Nabu Worms-Wonnegau hat 1989 in Worms-Heppenheim mit dem Anbringen von Niströhren begonnen und die Gebiete immer weiter ausgedehnt. Nun sind im ganzen Wonnegau in geeigneten Habitaten Steinkauzpaare anzutreffen. „Dieses Artenschutzprojekt war uns von Anfang an besonders wichtig“, erinnert sich Matthias Bösl vom Nabu, „das erkennt man auch daran, dass sich unsere Gruppe vor 35 Jahren gründete und wir kurz darauf schon Steinkauzschutz betrieben haben“. Nun sind aus wenigen Steinkauzröhren fast 100 geworden, die in den verschiedenen Ortschaften von engagierten Eulenfreunden unterschiedlicher Zugehörigkeit, zum Beispiel zum Nabu, zum BUND oder zur GNOR oder von Privatpersonen betreut werden.
„Nicht immer nimmt der Steinkauz die Röhre an, manchmal brütet er auch in Wiedehopfkästen und der Wiedehopf wiederum zieht in Steinkauzröhren ein“, weiß Bösl über eine Besonderheit im Gimbsheimer Sand, wo ein Team um Peter Bretzer aktiv ist.
51 Brutpaare konnten in 2022 angetroffen werden, von denen 44 erfolgreich waren. Solch eine große Zahl war noch nie zu verzeichnen. Die 51 Paare legten etwa 220 Eier. „Das ist genauso ein Rekord wie die 187 Jungvögel, die ausgeflogen sind und von uns beringt werden konnten“, freut sich Bösl. Im Rahmen der Beringung konnten dieses Jahr 24 bereits beringte Altvögel angetroffen werden. Durch Abgleich mit Datenbanken aus der Vorderpfalz und aus dem Bereich Oppenheim hat der Nabu bereits jetzt ein Ergebnis vorliegen: Die meisten Vögel kommen aus der Region bis zu 40 Kilometer Luftlinie, aber auch aus Butzbach flog ein Steinkauz die 80 Kilometer bis nach Bechtheim.
Ob die Jungen nun alle gut durch den heißen Sommer mit der Trockenheit kommen und sie ausreichend Mäuse finden, wird sich spätestens nächste Saison zeigen. „Dann ziehen die Steinkauzbetreuer wieder los und schauen gespannt in jede Brutröhre, ob sie belegt ist“, ist Bösl genauso gespannt wie das ganze Team.