Straßenbahn: SPD denkt laut über eine Trasse von Mainz in den Kreis Mainz-Bingen nach
Von Helena Sender-Petry
Stellvertretende Leitung Lokalredaktion Bad Kreuznach
Karikatur: Schwarze-Blanke
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MAINZ-BINGEN - Klingt ziemlich abgefahren. Und ein bisschen verrückt. Doch ist die Idee der Mainz-Binger Genossen, das Mainzer Straßenbahnnetz in den Landkreis hinein zu verlängern, vielleicht doch ein kühnes Ziel für die Zukunft, das ergebnisoffen diskutiert werden sollte? Noch vor 30 Jahren hätten sich Stadtplaner gekrümmt vor Lachen bei dem Gedanken, statt neue Straßen lieber Trassen für Bahnen zu bauen. Nicht nur in Mainz wurden einst Schienen in der Innenstadt herausgerissen. In Bingen ist die „Elektrisch“ längst Geschichte. Sebastian Hamann, Sprecher der AG Verkehr/Mobilität des SPD-Kreisverbandes, ist überzeugt: „Die Erweiterung der Mainzelbahn in die Region macht einfach Sinn, auch ökologisch.“ Es sei an der Zeit, im Verkehr groß, statt kleinteilig zu denken, um die Infrastruktur im Nahverkehr nachhaltig zu verbessern.
Seit Jahren ist der Ausbau der Rheinhessenstraße ein großes Thema, das nun an Fahrt aufnimmt. Auch deshalb, weil der Verkehr auf dieser Route zunehmen wird, was der Landesbetrieb Mobilität längst prognostiziert hat. Staus gehören zum Alltag der Pendler aus den Gemeinden in Richtung Mainz und der Autobahn. Fakten, die auch Hamann kennt, doch: „Aus unserer Sicht wäre es vernünftig, nicht nur den Ausbau der Straße im Blick zu haben, sondern gleichzeitig eine Straßenbahntrasse mitzudenken.“ Dass hier womöglich Grundstücke gekauft werden müssen, sei klar. „Das muss selbstverständlich geprüft werden.“ Mehr Busse auf der Rheinhessenstraße einzusetzen, hält Hamann für keine Lösung, „auch die Busse stehen im Stau“. Der ÖPNV müsse „attraktiv und schnell sein“.
Denkbare wäre für die SPD, die Straßenbahn von Hechtsheim in Richtung Süden weiterzuführen. Der Blick auf die Karte zeigt, dass es rund neun Kilometer von der Haltestelle Am Schinnergraben bis nach Harxheim sind. Nicht weit. Aber verdammt teuer. Zur Erinnerung: Die Mainzelbahn, 9,2 Kilometer lang und seit Dezember 2016 auf Tour, kostete 90 Millionen Euro. Das Projekt der Mainzer Stadtwerke wurde vom Bund mit 80 Prozent der Gesamtkosten bezuschusst. Hamann: „Auch der Kreis müsste sich um Zuschüsse bemühen und seinen Teil an der Finanzierung leisten.“ Gemessen an der Finanzkraft Mainz-Bingens wäre das wohl die kleinste Hürde, die zu überwinden wäre. Die Zeit sei günstig, meint Hamann. „Wenn nicht jetzt, wann dann?“
Vor seinem geistigen Auge sind die Haltestationen auch mit Park+Ride-Plätzen verknüpft, alles Überlegungen, die in das integrierte Verkehrskonzept, das der Landkreis auf den Weg gebracht hat, einfließen sollten. Das wäre eine völlig neue Facette, doch: „Es würde sich auf jeden Fall lohnen.“ Und auch die Landeshauptstadt müsste ein Interesse an eine Entlastung haben, „wenn sie nicht im Verkehr ersticken will. Eigentlich sollten die Mainzer ein Interesse daran haben, dass die Mainz-Binger ihre Autos stehen lassen“. Dass dann auch die Fahrgastzahlen stimmen müssen, versteht sich von selbst. Mit Mainz wurde das Thema Straßenbahnausbau laut Hamann übrigens noch nicht konkret diskutiert. Doch das könnte sich nun ändern. Am 18. April steht zumindest die Rheinhessenstraße auf der Tagesordnung des Nachbarschaftsausschusses von Stadt Mainz und Landkreis Mainz-Bingen.