Um den Anstieg der Population zu unterstützen, lässt die SGD Nord 125 000 Exemplare des vom Aussterben bedrohten Fisches frei
Von Daniela Schumacher
Aktuell setzten Mitarbeiter der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord (SGD) rund 65 000 Jungaale mit Hilfe von hiesigen Berufsfischern in den Rhein zwischen Bacharach und Andernach aus.
(Foto: SGD Nord)
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MAINZ-BINGEN - Sie schlüpfen in der Sargassosee nordöstlich der Karibik, wachsen auf eine Länge von bis zu 150 Zentimeter und werden von vielen irrtümlich für eine Schlange gehalten: Aale stehen auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten. Obwohl sie zum ursprünglichen Artenspektrum des Rheins gehören, leiden sie aufgrund von Klimaveränderungen, Umweltverschmutzung und parasitären Belastungen.
Um ein weiteres Aussterben der Aale zu verhindern, wurden auf Veranlassung der SGD Nord 125 000 Jungaale in Rhein, Lahn, Nahe und Glan eingesetzt, 65 000 davon allein im Rhein zwischen Bacharach und Andernach. Die Erfolgschancen für einen Anstieg der Population bei den ausgesetzten Tieren ist prozentual gesehen nicht hoch. Nur schätzungsweise 10 bis 15 Prozent der Aale überleben. Schuld daran ist der menschliche Einfluss. Als Wanderfisch gelangt der Aal über die Sargassosee ins europäische Süßwasser und kommt auf seiner Reise auch an Wasserkraftwerken vorbei. Durchquert der Aal dann die Turbinen des Werks, ist seine Überlebenschance gleich null. Darüber hinaus gilt der junge Glasaal in vielen Ländern als Delikatesse, beispielsweise im Nachbarland Frankreich.
Ein natürlicher Anstieg der Population aus Küsten- in Süßgewässern ist demnach kaum noch gewährleistet.
Im Rhein bleibt der Aal weitestgehend von Menschen verschont. Da er sich auf dem Grund des Stroms aufhält, muss der Angler seine Position dementsprechend ausrichten. Auch die Schlangenform des Aales ist ein Vorteil, um den Menschen zu entkommen. Wem es jedoch gelingen sollte, einen Aal zu fangen, muss wissen, dass dies noch keine Garantie für den Verbleib des Tieres ist. Denn der Aal kann sich auch an Land bewegen. Die Hälfte seines Sauerstoffbedarfs wird über die Haut gedeckt, womit er in der Lage ist, kurze Strecken auf feuchtem oder schlammigen Land zu überwinden. Die Vorfreude auf den Aal sollte sich bei Anglern also eher in Grenzen halten, sollte der Fisch nicht unmittelbar nach dem Fang getötet werden.
Für das Ökosystem des Rheins ist der Aal jedoch enorm wichtig. Durch seine guten Organe und einen hervorragend ausgebildeten Geruchssinn, kann er unter anderem kranke Fische aufspüren und hält durch deren Verzehr den Rhein sauber. Bleibt der Aal in geschlossenen Gewässern kann er bis zu 50 Jahre alt werden. Allerdings schwimmen die meisten Aale nach 15 Jahren zurück in die Sargassosee, wo sie nach Ablage des Laichs sterben.
Damit die Population des Aals nicht zurück-, sondern vorwärts geht, werden die Jungaale jährlich im Rhein eingesetzt. Hierfür muss aber einiges beachtet werden. In ihrem neuen Umfeld müssen sich Aale besonders geschützt fühlen, sodass eine Einsetzung primär an Steinschüttungen entlang des Rheinufers erfolgt. An diesen Stellen finden sich viele Höhlen, in denen sich der Aal vor natürlichen Feinden verstecken kann. Zwar gilt der Aal durch seine Form und seine Beweglichkeit als ein recht robustes Tier, allerdings gilt auch für ihn: fressen oder – zum Beispiel von Zander, Hecht und Wels – gefressen werden.