Im alten Weinkeller sieht es noch nicht nach Jugendraum aus. Das wird sich aber ändern. Foto: Schmidt
( Foto: Schmidt)
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
INGELHEIM - Noch deutet wenig darauf hin, dass dieser Ort einmal ein schmucker Jugendraum werden soll. Der alte Weingewölbekeller mit dichten Spinnweben und dunkler Patina wirkt eher wie die Kulisse für einen Gruselfilm. Doch dieser Eindruck soll sich grundlegend wandeln, denn die Ingelheimer Nachwuchssegler haben große Pläne. Unter tatkräftiger Mithilfe der Eltern soll das Weingewölbe renoviert und neu eingerichtet werden. Erste Vorarbeiten sind bereits gemacht. Einige der alten Kunststofffässer wurden zerlegt und abtransportiert. Trotzdem liegt noch jede Menge Arbeit vor den Mitgliedern der Ingelheimer Außenstelle des „Segelclubs Eich“.
Wie der Gewölbekeller später aussehen soll, haben die Kinder und Jugendlichen selbst geplant. Die 16-Jährige Lucia hat einen Grundriss gezeichnet, der all das enthält, was sich die Nachwuchssegler für ihre Vereinsarbeit wünschen: ein großer Mehrzwecktisch für Unterricht und Werkarbeiten, Platz für Regale, Geräte, Werkzeug und Modellsegelboote. Vorgesehen sind darüber hinaus eine Leinwand, die man für Schulungen braucht, eine Küchenzeile und ausreichend Sitzgelegenheiten. „Aus diesen alten Weinkisten könnte man Hocker bauen“, meint Gabriele Schäfer und zeigt auf einen großen Stapel, der sich auf dem Gelände türmt. Schäfer ist Trainerin und Leiterin der Ingelheimer Außenstelle des „Segelclubs Eich“, die es seit 2013 gibt. Als Vereinsgelände fungiert das elterliche Weingut, das nicht mehr betrieben wird.
Bislang schon konnten die Segler ihre Boote im Schuppen unterstellen und einen alten Partykeller als Jugendraum nutzen. Doch das kleine Zimmer platzt inzwischen aus allen Nähten, weil hier nicht nur Theorie und Ausbildung stattfinden, sondern auch Reparatur- und Bastelarbeiten. Umso mehr freuen sich die Jugendlichen auf die Umsetzung des Projekts, für das sie vom Land Rheinland-Pfalz eine Finanzspritze bekommen.
Die Nachwuchssegler haben mit Erfolg am „Jugend-Engagement-Wettbewerb“ teilgenommen, den Ministerpräsidentin Malu Dreyer gemeinsam mit der Bertelsmann-Stiftung ins Leben gerufen hat. 500 Euro gibt es aus dem Fördertopf für den Jugendraum – und noch einmal 500 Euro für ein weiteres Projekt, bei dem der elfjährige Marc die treibende Kraft war. Er hatte die Idee, sich um einen Zuschuss für die kostenlosen Zeltlager des Segelclubs zu bewerben. Mit dem Geld sollen warme Decken, Luftmatratzen und Neoprenanzüge angeschafft werden.
Dass die Mädchen und Jungen solche Entscheidungen selbst treffen und umsetzen, ist ganz normal für den Verein, der zurzeit fast nur aus Jugendlichen besteht. Mitbestimmung wird hier großgeschrieben.
Einzige Erwachsene ist Gabriele Schäfer, die früher Jugendleiterin beim Yachtclub war. Als dieser die Nachwuchsarbeit vor einigen Jahren aussetzte, suchte sie für ihre Schützlinge einen neuen Verein und wurde beim „Segelclub Eich“ fündig. Seither gibt es die Außenstelle Ingelheim, der 28 Kinder und Jugendliche angehören. Im Sommer finden die Treffen natürlich im Freien statt. Dann geht es im Segelboot hinaus auf den Rhein zwischen Heidenfahrt und Budenheim. In der kalten Jahreszeit indes verbringen die Mitglieder viel Zeit im kleinen Gruppenraum. Doch wenn alle Beteiligten in den kommenden Monaten fleißig werkeln, putzen und streichen, dann wird man in der nächsten Wintersaison nicht mehr so eng zusammenrücken müssen, wie das gegenwärtig noch der Fall ist.