Ursula Gremminger leitet im Ingelheimer Altenzentrum „Im Sohl“ zur Freude durch Gesang an
Von Beste Schwenk
Achtsames Singen mit Ursula Gremminger (l.) im Altenzentrum Im Sohl. Foto: Thomas Schmidt
( Foto: Thomas Schmidt)
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INGELHEIM - Singen macht nicht nur Freude, es hält fit, macht den Kopf von Alltagssorgen frei und kann sogar heilende Wirkung entfalten. Davon ist Ursula Gremminger überzeugt. Seit einem halben Jahr bietet die 68-Jähige „Achtsames Singen“ im „Altenzentrum Im Sohl“ an. Alle zwei Wochen, immer nach dem katholischen Gottesdienst, in dem sie die Orgel spielt, lädt sie die Bewohner zum gemeinsamen Singen ein. Und auch bei den Ingelheimer Seniorentagen steht in diesem Jahr „Achtsames Singen“ auf dem Programm. Im Kilianshaus führt die frühere katholische Gemeindereferentin Interessierte in diese Form des Singens ein. Christine Jacobi-Becker, Vorsitzende des „Arbeitskreises Altenhilfe“, nimmt ebenfalls an der Schnupperstunde teil. „Viele haben mich gefragt, was das ist?“, erzählt Jacobi-Becker. „Ich kann es auch nicht genau sagen. Also lassen Sie sich überraschen.“
Und genau das tun die rund 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die sich auf den Stühlen niedergelassen haben. Die Stimmbänder müssen nicht geölt werden, und auch sonst sind keine besonderen Voraussetzungen gefragt. „Singen kann eigentlich jeder“, stellt Ursula Gremminger klar, dass es für diese Betätigung keines speziellen Talents bedarf. Achtsames Singen bedeute auch nicht, dass man besonders genau singen müsse. Im Gegenteil, „man singt aus dem Herzen heraus und ohne Notenblätter“.
„Wir werden einiges in Bewegung bringen“, kündigt Ursula Gremminger der bunt zusammengewürfelten Gruppe an.
Stimmbänder und Atmung trainieren
Denn beim Singen werden nicht nur die Stimmbänder in Schwingung versetzt oder die Atmung trainiert. „Wenn man bewusst singt, werden ganz viele Muskeln beansprucht“, erklärt die Kursleiterin. Befördert wird das durch leichte Bewegungsübungen, die Ursula Gremminger immer wieder einstreut. Aufstehen, Beine bewegen, Arme kreisen - wer fit genug ist, macht alles mit.
Achtsames Singen mit Ursula Gremminger (l.) im Altenzentrum Im Sohl. Foto: Thomas Schmidt Foto: Thomas Schmidt
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„Das klappt doch schon hervorragend“, lobt die Leiterin ihr Ensemble, das sich mittlerweile warm gesungen hat. Und auch die Liedertexte sitzen schnell. „Es ist ein kleines bisschen Gedächtnistraining“, schmunzelt Ursula Gremminger. Denn beim Einstudieren der Zeilen werden ganz nebenbei die kleinen grauen Zellen auf Vordermann gebracht. Nach dem Warmsingen arbeitet sich die Gruppe zur nächsten Stufe vor. „Jetzt wird es ein bisschen wilder. Und es wird Englisch“, leitet Gremminger einen kurzen Ausflug in die Rock-Musik ein. Sie stellt die Gitarre beiseite, legt eine CD mit rockigen Rhythmen ein und bringt den Kurs so richtig in Schwung.
Die gesundheitsfördernde Wirkung des Singens machen sich zunehmend auch Kliniken und Altenheime zu Nutze, wie Ursula Gremminger erzählt. Sie verweist auf das Projekt „Singende Krankenhäuser“, das immer weitere Kreise zieht. Studien belegten die heilende Wirkung auf Körper, Geist und Seele, sagt die 68-Jährige, die durch eine Freundin auf das „Achtsame Singen“ aufmerksam geworden ist. Mit viel Engagement hat sie sich in das Thema eingearbeitet und sich sukzessive fortgebildet. Nicht nur zur Freude der Bewohnerinnen und Bewohner des „Altenzentrums im Sohl“, die regelmäßig in den Genuss einer solchen Gesangsstunde kommen. Auch der Schnupperkurs der Seniorentage verlässt beschwingt und gut gelaunt den Saal.