Psychedelische Kunst von Gaby Klinger in Ingelheim
Von Jochen Werner
Gabi Klinger mit ihrem Werk „One-Man-Band“. Foto: Thomas Schmidt
( Foto: Thomas Schmidt)
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INGELHEIM - Das erste Event nach der Sommerpause in den Räumen des Kunstvereins Ingelheim gebührt Gabi Klinger. Bei der Vernissage am Sonntag freute sich die Ludwigshafener Künstlerin gemeinsam mit Vereinschef Michael Horaczek über das große Interesse an „Synthesis“, der Ausstellung um Linien, Farben und Texturen.
Kunst lebt ausschließlich vom Betrachter. Was an Klingers Werken direkt ins Auge sticht, sind die Kontraste, die zusammengeführt werden. Es ist der Farbreichtum, der teilweise wehtut, der den Blick aber gefangen nimmt. Es sind die immer neu abgebildeten organischen Formen von Mensch und Tieren. Vor allem ist es das „Psychedelische“, für das es keine genaue Definition gibt, das einen veränderten Bewusstseinszustand meint, bei dem die Grenzen zwischen dem eigenen Selbst und der Außenwelt aufgehoben werden. Dass viele von Klingers Bildern den Begriff „psychedelisch“ im Titel tragen, ist symptomatisch. Genauso wie das Wort „selbst“.
„Meine Kunst ist wie LSD, nur ohne Drogen“, habe Gabi Klinger einmal zu ihr gesagt, so die Kunsthistorikerin Dr. Hanneke Heinemann in der Begrüßung. So seien die Werke auch zu verstehen. Mit rätselhaften Akzenten. Mit der Kombination verschiedenster Ebenen, die es dem Betrachter schwer machen, sich zurechtzufinden. Klinger setzt sich voller Energie und kompromisslos mit ihren Themen auseinander.
ÖFFNUNGSZEITEN
Gabi Klingers Ausstellung „Synthesis“ beim Kunstverein Ingelheim in der Bahnhofstraße 48 ist bis zum 16. September zu sehen. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 10 bis 18 Uhr, Samstag 10 bis 13 Uhr.
Stellvertretend führte Heinemann das 100 mal 70 Zentimeter große Werk „One-Man-Band“ an. Der Straßenmusiker ist auf den ersten Blick nicht zu sehen, erschließt sich erst langsam. Da taucht erst einmal ein Arm auf, der Gitarre spielt. Bis dahin allerdings könne schon Nervosität aufkommen, kannte die Expertin die Reaktionen vieler Zeitgenossen. Auch wenn zu Beginn manch einer abgeschreckt sei, nehme die Faszination immer stärker zu. Kein Wunder: Das Bild ist sorgsam komponiert, in stimmigen Farbakkorden wird die Lebensfreude des Musikers zum Ausdruck gebracht. Wie ein solches Werk entsteht? „Ich fange meist mit einem Element an, entwickele daraus das Bild, häufig in Form von Farben“, erzählte Gabi Klinger. So auch bei der One-Man-Band: „Den Musiker habe ich auf einem Faschingsumzug gesehen, fand ihn cool.“
Wenn die in Franken geborene examinierte Kunstlehrerin sagt, sie sei von Gegensätzen fasziniert, kommt das immer wieder zum Ausdruck. Etwa im Bild „Synthesis“, das stellvertretend für die gesamte Ausstellung steht. Dabei begegnen sich Chamäleon und Fisch, zwei farbenprächtige Tiere vor schwarzem Hintergrund. Etwa in der „Paradiesstudie“, in der Klinger ungewöhnliche Tiere, teilweise Fressfeinde, zusammenbringt: einen Flamingo, einen Grashüpfer und einen Frosch. „Schonungslos“ nannte Heinemann die Herangehensweise, „mit einem feinen Gespür für Materialität und Lichtreflexe“. Dazu komme das Ausnutzen von Leere als Handlungsträger, um sich auf das Wesentliche konzentrieren zu können. „Motive sind für sie keine Plattitüden, sondern ein tiefes Anliegen“, so Heinemann.
Kein Zweifel. Klingers Werke stecken voller Energie, lösen in jedem Betrachter eine Reaktion aus. Ihre Kunst ist in den Themen der Zeit verwurzelt, zieht Menschen aller Generationen in den Bann.